Florian Wirtz und Jamal Musiala haben einige Gemeinsamkeiten. Beide Fußball-Profis sind erst 20 und trotz ihres zarten Alters längst unverzichtbar für ihre Mannschaften. Im offensiven Mittelfeld fühlen sie sich zuhause, bei der deutschen Nationalmannschaft sind sie Rohdiamanten und Hoffnungsträger für die Heim-Europameisterschaft, die für die DFB-Auswahl am 14. Juni gegen Schottland beginnt.
Kein Welpenschutz mehr
Wenn also am Samstag (18.30 Uhr/Sky) das Bundesliga-Duell zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern ansteht, werden freilich viele Augen in Fußball-Deutschland auf die beiden Ausnahmekönner gerichtet sein. Denn eines ist klar: Auf die zwei jungen Stars wird es im richtungsweisenden Gipfeltreffen zwischen dem Tabellenführer und seinem Verfolger ankommen.
Zumal die beiden die Welpenschutz-Phase abgelegt haben, wie der ehemalige Profi und heutige TV-Experte Stefan Effenberg kürzlich bekräftigte: „Florian Wirtz und Jamal Musiala sind keine Talente mehr. Sie performen auf allerhöchstem Niveau, befinden sich auf dem Weg in die Weltklasse. Für sie spricht, dass sie in ihrem Alter Stammspieler und Leistungsträger in absoluten Top-Mannschaften sind.“
Es ist unbestritten: Leverkusens Wirtz und Münchens Musiala sind Unterschiedsspieler. Aber was zeichnet sie aus? Allen voran natürlich ihre technische Fähigkeiten – ihre Dribbelstärke, ein starker erster Kontakt, die Fähigkeit, Lösungen auf engstem Raum zu finden und ihre Kreativität. Die Position im Zentrum hinter den Spitzen liegt den beiden am besten, wobei Musiala in der Vergangenheit immer wieder auf den Flügel ausweichen musste. Musiala geht im Vergleich zu Wirtz häufiger ins Risiko, besticht durch seine enorme Beweglichkeit. Dagegen hat Wirtz den Vorteil, dass er mehr richtige Entscheidungen trifft und etwas reifer spielt.
Auf wen sollte Nagelsmann setzen?
Statistisch liegt der Leverkusener in dieser Saison im deutschen Oberhaus vorne, der Spielmacher lieferte für die Werkself fünf Tore und acht Vorlagen in 20 Einsätzen. Jamal Musiala kommt ebenfalls auf fünf Treffer, legte aber nur zwei Tore auf. Allerdings kommt der Deutsch-Engländer aufgrund von zwei Muskelverletzungen in der Hinrunde nur auf 15 Einsätze.
Gegner sind die beiden nicht nur am Samstag und in den Folgewochen im Fernduell um die Meisterschale, sondern auch in der Nationalmannschaft. Zumindest, wenn es um den Kampf auf der Zehner-Position geht. Wirtz oder Musiala – wer ist besser? Wer sollte von Bundestrainer Julian Nagelsmann den Vorzug in der Startformation erhalten? Eine Frage, die seit Monaten für die eine oder andere emotionale Diskussion sorgt – und eigentlich nicht fair zu beantworten ist.
Wobei für viele Experten sowieso feststeht: Verzichten sollte Nagelsmann bei der EM auf keinen der beiden 20-Jährigen. „Sie sind fußball-intelligent, stehen sich nicht im Weg, spielen auch im Verein nicht auf der identischen Position. Ein Trainer muss es hinkriegen, sie in einem Team zu integrieren“, sagte beispielsweise Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus. Und auch die Kicker selbst sehen sich nicht wirklich als Konkurrenten. „Ich und Flo haben eine ganz gute Beziehung, wir sind gute Freunde. Auf dem Platz haben wir immer Spaß zusammen“, sagte Musiala bei der USA-Reise der DFB-Auswahl im Oktober.
Vielleicht spielen die beiden ja auch bald im Club miteinander? Spekulationen über einen Wirtz-Wechsel zum Rekordmeister kommen vermehrt auf. Dann käme ja noch eine Gemeinsamkeit hinzu. Wobei das erst einmal keine Rolle spielt, schließlich geht es am Samstag um drei ganz wichtige Punkte.