Ein Braunbär ist am Montag im Hintersteiner Tal bei Bad Hindelang (Kreis Oberallgäu) nachgewiesen worden. Am Abend bestätigte das Landesamt für Umwelt (LfU) den Verdacht. Das Raubtier war am Vormittag von mehreren Menschen beobachtet und fotografiert worden. Die Bilder kursierten schnell in den sozialen Medien.
Das Landratsamt hatte nach einer schnell einberufenen Krisensitzung über die Sichtung des Raubtieres in Bad Hindelang informiert und das Bildmaterial an das LfU geschickt. Die Fachbehörde hat die Prüfung im Laufe des Tages abgeschlossen. Es ist der erste Nachweis eines Bären im Allgäu, seit 2019 ein Kothaufen in Balderschwang entdeckt wurde.
Aufgrund eines Fotos oder Trittsiegels lasse sich aber nicht feststellen, um welches Tier es sich handelt, teilt das LfU mit. So kann man derzeit auch keine Aussage darüber treffen, ob es derselbe Bär ist, der im Lechtal im April ein Reh gerissen hat. Das Tier in Hinterstein hat sich laut LfU zurückgezogen – unmittelbar nachdem es entdeckt worden war.

Die Experten des Landesamtes empfehlen Nutztier-Haltern in dem Gebiet jedoch, ihre Tiere nachts in den Stall zu bringen sowie Herdenschutzmaßnahmen zu ergreifen. Die Bevölkerung vor Ort und Erholungssuchende werden gebeten, bei Aktivitäten in der freien Natur aufmerksam und vorsichtig zu sein. So ist es laut LfU wichtig, auf einem Wanderausflug sehr genau darauf zu achten, in der Natur keine Essensreste und keinen Müll zurückzulassen.
„Kein Lebensraum für einen Bären“
„Der Schutz der Menschen und Tiere in der Region muss jetzt höchste Priorität haben“, sagte Landrätin Indra Baier-Müller am Montagabend. Darum sei es notwendig, das Tier – sollte es im Oberallgäu bleiben – zu fangen und etwa mit einer Lebendfalle zu „versetzen“. Die Region sei zu dicht besiedelt, zudem seien viele Menschen in den Bergen unterwegs. „Das Hintersteiner Tal ist ein touristisch hoch erschlossenes Gebiet“, sagte Baier-Müller. „Das ist kein geeigneter Lebensraum für einen Bären.“
Die Regierung von Schwaben müsse nun entscheiden, wie es mit dem Tier weitergeht, fügte die Landrätin hinzu. Sie stehe mit den beteiligten Behörden in Kontakt. Die betroffenen Alpmeister seien informiert. Die Alphirten zeigen sich kurz vor dem Viehauftrieb besorgt: „Ein Bär wäre wohl sogar noch eine Nummer krasser als der Wolf“, sagt Oberalpmeister Florian Braunsch. Wenn sich wirklich ein Bär im Tal ansiedeln sollte, mache er sich vor allem Sorgen um die Kleinhirten: „Die sind acht bis zehn Jahre alt und oben am Berg alleine mit den Tieren.“
Die Gemeinde Bad Hindelang kündigte am Montag an, Handzettel zu drucken und Gäste zu informieren. Bären auf der Durchreise habe es immer wieder gegeben, sagt der Diplom-Biologe Henning Werth vom Naturerlebnis-Zentrum Alpinium. Er geht nicht davon aus, dass der Bär lange bleiben wird.
Doch wie gefährlich ist das Tier? In den vergangenen Jahrzehnten habe es kaum Zwischenfälle gegeben, sagt Werth. Im April tötete jedoch ein Tier einen Jogger in Norditalien. In der Regel gilt laut Werth aber: „Bären sind sehr scheu.“ Das Landratsamt bittet die Menschen in der Region um besondere Vorsicht. Die Kreisbehörde fordert Wanderer auf, bei einer Begegnung mit dem Bären Abstand zu halten und kontrolliert den Rückzug anzutreten: „Bleiben Sie möglichst ruhig und gelassen.