Herr Fischer, Ihren Einstand bei den „Rosenheim-Cops“ hatten Sie auf der anderen Seite des Gesetzes … Können Sie sich an Ihren ersten Auftritt als Mordverdächtiger noch gut erinnern?
An meinem ersten Tag haben wir in Nymphenburg gedreht, das war ein guter, entspannter Dreh. Dann gab es noch einen Tag im Studio, wo die Überführung stattgefunden hat – Tod durch unterlassene Hilfeleistung. Beim zweiten Mal war ich ein Heimatdichter, der Homers „Odyssee“ ins Bayerische übertragen hat. Er war relativ cholerisch war und stand auch unter Tatverdacht, war‘s aber nicht.
Nach Rollen als Täter und Tatverdächtiger gehören Sie inzwischen als Kommissar fest zum Team.
Theoretisch bin ich allerdings immer noch Aushilfskommissar. Ich war mal eingesprungen und dann war schnell klar, dass ich wiederkommen werde. Anton Stadlers Dienststelle bleibt aber Passau.
Als Zuschauer kann man sich die Serie nicht mehr ohne Sie vorstellen. Wie geht‘s umgekehrt Ihnen? Können Sie sich Ihr Berufsleben noch vorstellen ohne „Die Rosenheim-Cops“?
Darüber hab ich mir noch nie Gedanken gemacht, ganz ehrlich. Ich muss sagen, ich mag das ganz gern, dass ich eine Rolle lang spiele. Man erfährt ja immer wieder was Neues über seine Figur, dadurch wird es nicht langweilig. Also antworte ich so: Ich möchte mir mein Leben gegenwärtig nicht ohne „Die Rosenheim-Cops“ vorstellen.
Anton Stadler hat die eine oder andere Eigenheit – besonders sind zum Beispiel seine Trachten-Sakkos … Haben Sie da ein Mitspracherecht?
Die Outfits werden von der Kostümabteilung ausgesucht. Die fragen natürlich schon, ob ich das für den Stadler gut finde und ich bin mit der Kostümauswahl sehr glücklich, aber das letzte Wort hat die Produktion. Ich hab ein Lieblings-Sakko gehabt, das über die Jahre verschlissen war, deshalb wurde extra ein neues im selben Stil geschneidert. Dieser Stadler-Style wird von der Kostümabteilung im höchsten Maße gepflegt. (lacht)
Wenn er sich am Ende eines Telefonats wie bei einem Funkspruch mit „Stadler, Ende“ verabschiedet – das ist von mir. Ich hab das irgendwann einfließen lassen und das ist von den Autoren aufgegriffen worden. Auch die Namensgebung für seine Frau ist von mir. Die war vorher nie benannt worden und dann hab ich gesagt: „Die hoaßt Hilde.“

Was mögen Sie an Anton Stadler? Und was nicht?
Was ich nicht mag, kann ich nicht beantworten, weil man jede Figur, die man spielt, egal ob sympathisch oder unsympathisch, verstehen sollte. Eine Kollegin hat mal gesagt: „Man sollte zumindest einen Kaffee mit ihm trinken mögen.“ Der Stadler ist geizig, das bin ich privat gar nicht, aber ich liebe es, das zu spielen. Er ist auch ein guter Polizist und macht seine Arbeit gut, will aber im Prinzip nur seine Ruhe haben. Sein innerer Antrieb ist der Feierabend, die Freizeit. Das bewundere ich an ihm. Ich bin eher rastlos.
Gibt es am Set Lieblingskollegen?
Es gibt Leute, mit denen ist man privat enger als mit anderen. Aber ich muss sagen: Durch die Bank ist keiner dabei, mit dem ich nicht gern spiele. Wenn ich zum Beispiel mit dem Igor Jeftic spiele, geht das auf Zuruf. Wir brauchen oft bloß einen Blick. Unsere Figuren haben einen ähnlichen Humor. Zu diesem Kreis gehört auch der Max Müller. Mit der Ursula Maria Burkhart bin ich befreundet, auch die Marisa Burger schätze ich sehr. Und oben am Hof, das ist mein Lieblings-Drehort, und das liegt nicht zuletzt an der Karin Thaler.
Ich hab natürlich viele Kommissars-Kollegen gehabt und da war keine Paarung dabei, wo ich gedacht hab: „Pfiati Gott, das wird mühsam.“ Es war immer ein Miteinander. Auch zu unserer neuen Kommissarin, gespielt von der Michaela Weingartner, hab ich einen guten Draht, und mit der Sophie Melbinger treffe ich mich immer noch regelmäßig privat. Auch mit der Vanessa Eckart war es eine traumhafte Zusammenarbeit, ich kann das nicht anders sagen. Ich glaube, das zeichnet auch „Die Rosenheim-Cops“ aus, dass wir uns alle grün sind. Da geht‘s nicht um Konkurrenz, das ist ein Fremdwort am Set.

Was ist denn abgesehen davon Ihrer Meinung nach das Erfolgsgeheimnis der Serie?
Unsere Fälle laufen natürlich harmloser ab als in den meisten anderen Krimis. Und ich glaube, dass das Zwischenmenschliche, dieses leicht Überzeichnete in der Komödie gepaart mit einer Spur Ernsthaftigkeit, einfach gut ankommt. Wir haben außerdem das unglaubliche Glück, dass wir in Oberbayern drehen, in einer Landschaft, wo andere Urlaub machen. Das alles in Summe und die Kontinuität bei den Kollegen – ich möchte behaupten, die Zuschauer wissen einfach, dass sie sich auf „Die Rosenheim-Cops“ verlassen können. (lacht)
Was erwartet die Zuschauer in der aktuellen Staffel?
Wir haben zum Beispiel eine Vertretung für die Frau Stockl, die in Urlaub geht. Und es soll eine App eingeführt werden, die die Ermittlungen unterstützt. Der Stadler ist technisch ja nicht so bewandert und hat schon Schwierigkeiten, die App zu installieren. Und weil er einfach nicht zugeben will, dass es Probleme gibt, versucht er den ganzen Tag, davon ablenken. Das ist schon sehr lustig und das beschäftigt einen fast mehr als Kriminalfall.
Das ist aber auch das, was „Die Rosenheim-Cops“ ausmacht. Da geht‘s zum Beispiel um einen Radiergummi und der Radiergummi hat mehr Gewicht als der Mordfall. Der wird ja sowieso gelöst, aber das passiert so nebenbei und das macht das Ganze sympathisch. Wir haben auch wunderbare Drehorte gehabt. Wir haben in einer Gruft gedreht und in einem richtigen Schloss.

Sie haben vorhin gesagt, dass Sie am liebsten auf dem Hof drehen. Mögen Sie das Ländliche?
Unbedingt – und zwar fast ausschließlich. Wenn ich in der Stadt bin, ist das schön, aber ich bin auch froh, wenn ich wieder weg bin. Ich hab zu Hause meinen Gemüsegarten, das ist mein Ausgleich. Ich mag es, im Boden zu wühlen, Pflanzen beim Wachsen beobachten und dann auch zu ernten. Ich finde das Landleben für mich persönlich lebenswerter. Es ist zwar mit Aufwand verbunden, weil ich immer eine relativ weite Anfahrt zur Arbeit hab. Andererseits ist die Fahrt übers Land auch schön. (lacht)
Sie sammeln Traktoren. Wie kommt man zu so einem Hobby?
Wir sammeln Traktoren einer speziellen Firma, Schlüter in Freising. Da haben meine Vorfahren gearbeitet. Mein Großvater, meine Mutter, mein Vater, meine Tante, alle waren bei dieser Firma beschäftigt. Ich bin in Freising aufgewachsen. Und irgendwann hat sich diese Liebe zur Technik entwickelt. Wir sind fünf Brüder und drei davon sind von diesem Virus befallen. (lacht)

Bevor Sie Schauspieler geworden sind, haben Sie Fisch verkauft, stimmt das?
Ja, ich bin gelernter Kaufmann und war an der Fischtheke angestellt. Aber ich bin auch gelernter Schauspieler.
Angeln Sie denn auch?
Nein. Erstens hab ich keinen Angelschein und dürfte deshalb auch gar nicht zugeben, wenn ich angeln würde (lacht), aber ich tu‘s wirklich nicht. Als Buben haben wir gefischt, das war zwar auch nicht erlaubt, aber wir waren halt jung … Und wir haben die Forellen mit der Hand gefangen!
Wenn Sie ihn nicht selber fangen, kochen Sie den Fisch denn selber?
Ja, das mache ich ganz gern. Ich koche eher selten, weil ich nicht die Zeit hab. Zum Kochen muss ich Muße haben, und wenn ich viel arbeite, bin ich froh, wenn schon was gekocht ist, wenn ich nach Hause komme. Aber wenn ich koche, dann sehr gern Fisch.
Sie haben dieses Jahr den Bayerischen Poetentaler bekommen, für Ihre Verdienste um die bayerische Kunst und Kultur. Wie würden Sie diese Verdienste denn beschreiben?
In meinen Augen gibt es etliche bayerische Schauspieler, die den Preis mindestens genauso verdient hätten. Dass ich ihn gekriegt hab, hat mich natürlich besonders gefreut. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich sowohl beim Dreh als auch im Privaten den bayerischen Dialekt praktiziere. Das ist das eine. Außerdem ist mir das bayerische Volksschauspiel sehr wichtig.
Sprechen Sie eigentlich Hochdeutsch?
Ich könnte es, aber ich mache das nur, wenn ich einen Text dazu hab. Auf der Schauspielschule hab ich natürlich eine ganz klassische Ausbildung auf Hochdeutsch gehabt, allerdings bin ich seit 15, 20 Jahren nicht mehr so in Übung. Man würde das Bayerische bei mir wahrscheinlich immer raushören.
Zur besseren Lesbarkeit wurde das Interview in Hochdeutsch aufgeschrieben.