Herr Brandl, Sie sind am Rande der Alpen aufgewachsen. Gehört es da quasi zur Erziehung, dass man im Sommer klettert und im Winter Ski fährt?

Irgendwie schon. Ich habe tatsächlich schon in jungen Jahren auf einem kleinen Hügel mitten im Dorf Bergwacht gespielt. (lacht) Gefühlt bin ich ja in der Pizzeria meines Stiefvaters „aufgewachsen“, aber ich war natürlich auch auf dem Berg – zum Schlitten- oder Skifahren zum Beispiel.

Es ist mir nie aufgefallen, wie wichtig mir die Berge sind, erst als ich in Bochum auf der Schauspielschule war, habe ich gemerkt, wie sehr sie mir fehlen. Ich finde es immer noch atemberaubend und wahnsinnig schön in den Bergen, ich genieße es total, dort zu sein das. Höhenangst kenne ich gar nicht, die Höhenluft ist mir durchaus vertraut – das habe ich gleich gemerkt, als wir mit den „Bergrettern“ angefangen haben.

Sie leben in München, nicht allzu weit weg von den Bergen. Könnten Sie sich vorstellen, in eine Stadt wie Berlin zu ziehen oder gar an die Küste?

Wir haben schon darüber nachgedacht. Meine Frau kommt aus Mainz, das ist wirklich eine wunderschöne Stadt. Hamburg finde ich auch super cool. Immer wenn wir darüber reden, sage ich: „Kein Problem!“ Aber wenn‘s dann ans Eingemachte geht, will ich nicht weg, weil ich‘s im Süden wunderschön finde. Jetzt haben wir zwei Kinder und ich bin in einem Alter, da genieße ich es total, mit dem Rad um den Starnberger See zu fahren oder eine Stunde aus München raus mit den Kindern zum Nachtrodeln zu gehen.

Sie waren 2019 bei den „Bergrettern“ ausgestiegen, nun sind Sie als Tobias Herbrechter wieder da. Wie kommt‘s?

Ich habe ein Angebot bekommen, das ich nicht ablehnen konnte … Während wir das Special gedreht haben, wurde ich von der Produktion gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dass der Tobi wieder in Erscheinung tritt. Ich war sehr überrascht und wusste gar nicht in welcher Form, aber ich habe, ohne darüber nachzudenken, sofort Ja gesagt. Mir hat das Special so viel Spaß gemacht und ich glaube, ich hatte schon ein bisschen Heimweh. Die Kollegen meinten auch: „Hey, komm doch wieder!“ Wir sind ja alle befreundet. Und auch die Fans haben mir geschrieben. Das ist eine Wertschätzung, die mich mit Dankbarkeit erfüllt. Das ist ein tolles Gefühl. Und ich bin einfach wahnsinnig gern auf dem Berg.

Sie waren kurz vor der Corona-Pandemie ausgestiegen. War es rückblickend die richtige Entscheidung?

Die Familie steht bei mir über allem. Und dass ich in der Zeit für sie da sein konnte, war mir immens wichtig. Die Situation war ja für uns alle neu. Ich weiß, dass die „Bergretter“-Kollegen teilweise acht Wochen nicht aus Tirol wegkonnten. Sebastian Ströbel, der den Markus Kofler spielt, ist auch so ein Familienmensch wie ich, der hat wirklich darunter gelitten. Klar, es war nicht schön, dass meine ganzen Theaterprojekte wegen Corona ins Wasser gefallen sind. Aber im Nachhinein, nach dieser intensiven Zeit auch mit dem Homeschooling: Wir sind dadurch als Familie zusammengewachsen. Es war also nicht umsonst.

Was dürfen Sie denn schon über die Entwicklung von Tobias verraten?

Er macht gerade ein Sabbatical und bleibt erst mal auf dem Hof bei Markus. Wo auch seine Ex-Frau Emilie wieder auftaucht, die beiden leben in einer Art Wohngemeinschaft und nähern sich langsam wieder an … Ich sag‘s mal so: Dem Tobi passt die rote Jacke immer noch ganz gut, finde ich. Er geht jetzt zurück zu seinen Wurzeln. Gerade habe ich die Bücher für die nächste Staffel bekommen – es bleibt auf jeden Fall spannend.

Überraschendes Wiedersehen: Emilie (Stefanie von Poser) kehrt auf den Hof zurück – dort ist auch ihr Ex-Mann Tobi (Markus Brandl) ...
Überraschendes Wiedersehen: Emilie (Stefanie von Poser) kehrt auf den Hof zurück – dort ist auch ihr Ex-Mann Tobi (Markus Brandl) wieder eingezogen. | Bild: Barbara Bauriedl/ZDF

Das heißt, Sie bleiben auf jeden Fall dabei.

Ja, und ich steige wieder voll ein. Durch die Auszeit bin ich darüber noch glücklicher als zuvor. Ich weiß das alles noch mehr zu schätzen – und auch der Tobi hatte ein bisschen Heimweh und ist froh, wieder an der Seite seines besten Freundes zu sein.

Sie standen ja bereits zu Schulzeiten auf der Bühne. Wussten Sie so früh auch schon, dass das der richtige Beruf für Sie ist?

Schultheater, stimmt, das hab ich mal gemacht. Ich hab in der Schule auch mal einen Playback-Wettbewerb veranstaltet, da war ich Elvis und Falco und was weiß ich noch alles. Aber dass ich Schauspieler werden will, war mir da noch nicht so klar. Wobei … Als meine Mutter mal alte Schulhefte aussortiert vor ein paar Jahren, da zeigte sie mir ein Heft aus der zweiten Klasse. Da stand die Frage: Was willst du später mal werden?

Und Ihre Antwort?

„Ich will Cowboy werden und ich will Schauspieler werden.“ Ich dachte eigentlich immer, dass ich Fußballer werden wollte, aber mein italienischer Stiefvater meinte immer: „Nein, Markus. Du wolltest immer Schauspieler werden. Weißt du das nicht mehr?“ Es war jedenfalls nicht so, dass der Weg vorgegeben war. Ich bin ja erst mit 24 auf die Schauspielschule gegangen. Ich kam vom Land, war eher ein bisschen schüchtern und wusste gar nicht, wie das so läuft.

Es hat mich sehr viel Überwindung gekostet, überhaupt bei der Schauspielschule anzurufen und mich zu informieren. Als ich mich beim Handball verletzt habe und dann in einer Rehaklinik war, habe ich dort eine Autorin kennengelernt, die auch mal Schauspielerin werden wollte und die viele Leute kannte, die Schauspielunterricht geben. Sie hat zu mir gesagt: „Jetzt gehst du mal dahin, Junge, und probierst das einfach.“ Und dann habe ich das gemacht.

Tobi (Markus Brandl, links) und Markus (Sebastian Ströbel) suchen eine Vermisste.
Tobi (Markus Brandl, links) und Markus (Sebastian Ströbel) suchen eine Vermisste. | Bild: Barbara Bauriedl/ZDF

Ihr Sohn Levi (14) ist ein bisschen früher dran, er spielt in „Die drei ??? – Erbe des Drachen“ den dritten Detektiv Bob Andrews. Schlägt da Ihr Vaterherz höher?

Ja, wir sind natürlich megastolz und freuen uns riesig. Es war toll, ihn dabei begleiten zu dürfen. Ich meine: Er ist ein großer „Die drei???“-Fan. Und für den Film haben sich Tausende Kinder beworben, das Casting ging über zehn Runden. Dass jetzt der eigene Sohn einen Helden meiner Kindheit spielt, das ist schon sensationell – wir haben doch alle „Die drei ???“ gehört. (lacht)

Denken Sie, das war eine einmalige Sache? Oder will er weiter Filme drehen?

Er genießt jetzt den Moment, dann schauen wir mal, aber ja, er will Schauspieler werden. Wir werden ihn bei allem unterstützen, was ihn glücklich macht, und ihm sicher keine Steine in den Weg legen. Aber natürlich ist auch die Schule wichtig.

Von Ihrem „Bergretter“-Kollegen Sebastian Ströbel weiß man, dass er seine Stunts nach Möglichkeit selber macht. Wie ist das bei Ihnen?

Man kann sagen, der Sebastian und ich sind so etwas wie die Tom Cruises des deutschen Fernsehens. (lacht) Es gab in meiner „Bergretter“-Zeit schon einige Situationen, wo ich mich selber gegen die Wand geschmissen habe, wo ich rückwärts in Kartons oder ins Wasser gesprungen bin.

Es gab Schlägereien auf dem Berg, ich bin Abhänge runtergerutscht … Ich habe schon immer viel Sport gemacht, und diese Kombination – physische Herausforderung in den Bergen –, das macht mir einfach Spaß. Aber ich weiß auch, wie schnell etwas passieren kann, und gerade weil ich zwei Kinder habe, frage ich lieber immer noch einmal mehr, ob alles passt. Und wenn ich grünes Licht habe, dann kommt das Adrenalin und ich mache Sachen, die ich mich im normalen Leben vielleicht gar nicht trauen würde.

Was man nicht unterschätzen darf, ist, wie gefährlich Wasser sein kann. Es hat eine wahnsinnige Kraft. Ich bin schon vorsichtig, schaue mir alles genau an und bespreche es mit den Stuntleuten, aber dann wälze ich mich eben gern selber im Dreck und lasse das nicht andere machen. Manchmal höre ich dann schon so etwas wie: „Hey, Markus, jetzt mach mal langsam!“ Es gab schon Situationen, da musste ich gebremst werden, und am Schluss hatte ich dann vielleicht mal einen kleinen blauen Fleck, aber trotzdem macht es immer Spaß.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Serie ist sehr erfolgreich. Was glauben Sie, was fesselt die Zuschauer daran?

Ich glaube, das sind verschiedene Aspekte. Jeder von uns will einerseits Retter sein, aber auch gerettet werden. Man kann sich mit beidem identifizieren. Es geht um Freundschaft, um den Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe, Solidarität untereinander. Das und die Kombination aus Action, Heimat, schöner Landschaft, viel Drama und einer Prise Humor.

Das Paket, das da geschnürt wird, das berührt die Leute. Und ich finde, dass wir alle von Jahr zu Jahr besser werden und immer noch eine Schippe drauflegen. In der neuen Staffel gibt es Aufnahmen auf dem Gletscher – ich behaupte mal, so etwas hat es im deutschen Fernsehen noch nicht gegeben! Wir verstehen uns alle gut und sind motiviert, gute Geschichten zu erzählen. Das merken die Zuschauer.

Wie ist das eigentlich: Werden Sie von Fans immer als Markus Brandl oder schon auch als Tobias Herbrechter angesprochen?

Das passiert tatsächlich, vor allem wenn wir in Ramsau drehen. Und es ist schon erstaunlich: Als ich nach meiner Auszeit zurückkam, bin ich an einer Tankstelle so einem coolen jungen Pärchen begegnet, die hatten Surfbretter dabei und haben mich doch wirklich gefragt: „Servus, Tobi! Können wir ein Foto machen?“

So etwas ist mir aber sogar auch schon Berlin passiert. In München habe ich mal eine Serie gemacht, die hieß „Heiter bis tödlich Monaco 110“ und lief 2014/2015. Es passiert immer noch, dass Leute sagen: „Hey! Das ist ja der Bubi!“ (lacht)

Rückmeldung an den Autor geben