Es passiert einfach so bei einem weltweiten Stromausfall. Zwölf Sekunden dauert der und danach ist die Welt in Danny Boyles romantischer Musikkomödie „Yesterday“ eine andere, denn: Plötzlich hat es die Beatles nicht mehr gegeben. Auch bei Google sind sie nicht mehr zu finden, da erscheinen bei der Suche nach den „Beatles“ nur Käfer.
Bilder, Filme, Platten – alles, was mit John, Paul, George und Ringo zu tun hat, ist offenbar aus der Geschichte der Popmusik und dem Gedächtnis der Menschheit gelöscht. Nur der junge Musiker Jack Malik (Himesh Patel) findet durch Zufall heraus, dass er möglicherweise der Einzige ist, der sich an die Beatles und ihre Hits erinnern kann.
Während des Stromausfalls hatte er einen Unfall, bei dem zwei Zähne und seine Gitarre dran glauben mussten. Als er von seinen Freunden eine neue geschenkt bekommt, will er dafür einen besonderen Song anstimmen. „Yesterday … All My Troubles Seemed So Far Away“, singt er. Alle finden den Song toll – aber gehört hatte ihn noch keiner.
Jack forscht nach und wittert schließlich eine Chance. Eigentlich wollte der dauererfolglose Singer-Songwriter seine angepeilte Musikkarriere endgültig aufgeben. Doch jetzt will er die Popwelt erobern: mit grandiosen Songs, die allesamt gar nicht von ihm sind.
Über Umwege zum Liebesglück
Nachdem es zuerst darum geht, wie Jack mit Beatles-Kompositionen die Musikwelt erobert, thematisiert der Film später seine moralischen Gewissensbisse – und eine Liebesgeschichte. Wie der Musiker und Ellie, seine ewige beste Freundin, erst über viele Umwege zum Glück finden, hat zwar eine absehbare Verlaufskurve. Doch Patel und Lily James erspielen mit viel Charme durchaus einige herzige Momente.
So unglaubwürdig die Grundidee des Films ist, so grandios ist sie auch. Und sie ist bei Regisseur Danny Boyle in guten Händen. Der Brite inszeniert die Erfolgsgeschichte eines Underdogs leicht, schnell und unterhaltsam. Das hat mit all den Beatles-Songs nicht nur einen Hauch wohliger Sixties-Nostalgie, sondern ist in der Kollision mit der modernen Musikwelt auch noch witzig.
Ed Sheeran spielt sich selbst
Und wenn Superstar Ed Sheeran erkennt, dass Jacks geniale Kompositionen in einer anderen Liga spielen als seine Songs, versteckt sich darin durchaus ein Kommentar auf den Zustand der Mainstream-Pop-Kreativität.

Schade nur, dass „Yesterday“ sein Gedankenspiel nicht konsequent weiterdenkt. Wie hätte sich die Pophistorie wohl entwickelt, wären die Beatles komplett aus ihr herausgefallen? Diese reizvolle Frage bleibt ohne Antwort.
Abspann
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Richard Curtis
Darsteller: Himesh Patel, Lily James, Kate McKinnon, Ed Sheeran, James Corden u.a.
Länge: 116 Minuten
Verleih: Universal Pictures
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Fazit: Unterhaltsame Musikkomödie mit einer famosen Grundidee.