Altbekannte und von mehreren Generationen geliebte Geschichten neu zu erzählen, damit kennt Tim Burton sich aus. „Batman“ und „Planet der Affen“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“ und „Alice im Wunderland“ – immer wieder hat sich der Regisseur im Laufe seiner Karriere an Remakes und Neuverfilmungen versucht.

Sein jüngster Film „Dumbo“, dem der gleichnamige Zeichentrickfilm von 1941 als Vorlage dient, ist nun trotzdem kein Projekt wie jedes andere. Schon allein weil Burton damit in gewisser Weise den Bogen zurück schlägt zu den Anfängen seiner Karriere, als er vor 40 Jahren in der Zeichentrickabteilung von Disney anfing.

Regisseur Tim Burton bei der Premiere von "Dumbo" in Hollywood.
Regisseur Tim Burton bei der Premiere von "Dumbo" in Hollywood. | Bild: Robyn Beck / AFP

Der „Dumbo“ des Jahres 2019 ist nun kein Animationsfilm mehr, sondern eine jener Realverfilmungen, mit denen man derzeit im Hause Disney den eigenen Fundus plündert (noch diesen Sommer folgen „Aladdin“ und „Der König der Löwen“).

Aus dem Computer stammen in diesem Fall nur der kleine titelgebende Elefant mit den großen Ohren sowie seine (allerdings fotorealistisch gehaltenen) erwachsenen Artgenossen. Die Menschen dagegen sind real – und spielen außerdem eine deutlich größere Rolle als noch im Original.

Dumbo wird im Jahre 1919 im Zirkus von Max Medici (Danny DeVito) genau zu jenem Zeitpunkt geboren, als der versehrte Kriegsveteran Holt Farrier (Colin Farrell) nach dem Tod seiner Frau an seine frühere Wirkungsstätte zurückkehrt.

Schauspieler Colin Farrell spielt einen Kriegsveteran, der früher mal ein Zirkus-Star war.
Schauspieler Colin Farrell spielt einen Kriegsveteran, der früher mal ein Zirkus-Star war. | Bild: Joel C. Ryan / Invision / dpa

Gemeinsam mit seinen beiden Kindern Milly und Joe (Nico Parker und Finley Hobbins) ist er für den kleinen Elefanten verantwortlich, den Medici aufgrund seiner Deformierung am liebsten verstecken würde. Dann allerdings zeigt sich: Mit ein bisschen Übung kann Dumbo, der übergroßen Lauscher sei Dank, fliegen, was für den ums Überleben kämpfenden Zirkus zur Goldgrube werden könnte.

Danny DeVito spielt in "Dumbo" den Zirkusdirektor.
Danny DeVito spielt in "Dumbo" den Zirkusdirektor. | Bild: Robyn Beck / AFP

Leichter gesagt als getan allerdings, denn als es zu Komplikationen kommt und Dumbos Mutter an ihren einstigen Besitzer (Lars Eidinger in einer Gastrolle) rückverkauft wird, leidet der kleine Elefant fürchterlich unter der Trennung.

Und als dann auch noch ein profitgieriger Zirkus- und Vergnügungspark-Unternehmer (Michael Keaton) Dumbo gemeinsam mit der Trapezkünstlerin Colette (Eva Green) zur großen Nummer aufbauen will, überschlagen sich die Ereignisse.

Schauspieler Michael Keaton ist in "Dumbo" als gieriger Unternehmer zu sehen.
Schauspieler Michael Keaton ist in "Dumbo" als gieriger Unternehmer zu sehen. | Bild: Robyn Beck / AFP

Anders als zuletzt etwa „Die Schöne und das Biest“, der seiner Zeichentrickvorlage teilweise bildgenau nachempfunden war, nimmt Burton sich mit seiner „Dumbo“-Version große Freiheiten gegenüber dem Disney-Klassiker heraus.

Eva Green stellt eine Trapezkünstlerin dar.
Eva Green stellt eine Trapezkünstlerin dar. | Bild: Matt Crossick / PA Wire / dpa

Die Story schlägt, auch dank des umfangreichen menschlichen Personals, deutlich größere Volten. Sprechende Tiere wie Timothy Q. Maus sucht man vergebens, und für Musical-Nummern gilt das – von Referenzen an den Oscar-prämierten Klassiker „Baby Mine“ sowie die „Rosa Elefanten“-Sequenz abgesehen – ebenso.

Den Geist der Vorlage atmet Burtons Film trotzdem, nicht nur weil der Titelheld optisch bewusst nicht der Natur nachempfunden, sondern auf Zeichentrick-Niedlichkeit getrimmt ist. Auch vor einer guten Portion Traurigkeit, die einst zu den Grundzutaten bei Disney gehörte, schreckt der Regisseur nicht zurück.

Ein bisschen nostalgisch

Wirklich modern ist, jenseits der angewandten Technologie, in „Dumbo“ nur die erfreuliche Botschaft, dass Tiere in Gefangenschaft nichts zu suchen haben. Ansonsten weht eine Burton-typische verspielte Nostalgie nach einfacheren Zeiten durch den Film.

Vom düster-schrägen Tim Burton, der in den 1990er-Jahren für „Mars Attacks!“ oder „Sleepy Hollow“ verantwortlich zeichnete, ist diese sehr kindgerechte Geschichte noch immer weit entfernt. Aber deutlich mehr Charme und Herz als in seinen Filmen der vergangenen Zeit legt er hier immerhin an den Tag.