Die Frau ist anders als die anderen, und das nicht nur, weil ihr Gesicht auf groteske Weise fehlgebildet wirkt. Tina besitzt einen sechsten Sinn, mit dem sie Gefühle wie Angst oder Scham riechen kann. Sie arbeitet für den Zoll und hat ein Gespür für Schmuggler aller Art entwickelt.
Besonderer Fang
Auf diese Weise geht ihr ein besonderer Fang ins Netz: Die Speicherkarte eines mobilen Telefons führt die Polizei zu einem Verbrechen der widerwärtigsten Sorte. Die Details dieses Grauens spart der Film zwar aus, aber die Andeutungen dürften maßgeblich dazu beigetragen haben, dass „Border“ eine Kinofreigabe ab 16 hat.
Das schwedische Drama basiert auf einer Erzählung von John Ajvide Lindqvist, aber dort kommt die Krimiebene gar nicht vor. Sie ist ein cleverer Einfall von Regisseur Ali Abbasi, um der eigentlichen Liebesgeschichte eine Rahmenhandlung zu geben: Eines Tages wird die Zollbeamtin mit einem Mann konfrontiert, der ihr verschollener Zwillingsbruder sein könnte. Tina und Vore (Eva Melander, Eero Milonoff) beschnuppern sich eine Weile und beginnen dann eine Beziehung, die zum womöglich ungewöhnlichsten Liebesakt der Filmgeschichte führt. Die beiden verbindet nicht nur ihre Herkunft, sie sind einst auch Opfer der menschlichen Grausamkeit geworden, und deshalb kennt Vore nur ein Ziel: Rache.
Sehenswerte Eva Melander
Sehenswert ist der Film vor allem wegen Hauptdarstellerin Eva Melander. Die schwedische Schauspielerin ist eine attraktive Frau, aber von ihren Gesichtszügen ist unter der Silikonmaske nichts mehr zu erahnen; umso erstaunlicher, dass es ihr trotzdem gelingt, Tinas Emotionen zu vermitteln. Ähnlich wie einst der wohl bekannteste Film über einen Außenseiter, „Der Elefantenmensch“ (1980) von David Lynch, ist auch „Border“ ein Drama über Toleranz und Menschlichkeit.
Abspann:
Genre: Drama
Buch und Regie: Ali Abbasi
Darsteller: Eva Melander, Eero Milonoff
Produktionsland: Schweden/Dänemark 2018
Länge: 110 Min.
FSK: ab 16