Tennis: Was hat dieser Mann für Nerven und Kampfgeist! Mit seinem Erstrunden-Sieg bei den US Open gegen den Spanier Jaume Munar beeindruckte Dominik Koepfer in der Nacht zum Dienstag die Tennis-Welt. Selbst sein langjähriger Trainer beim TC BW Villingen, Jürgen Müller, hatte zeitweise „nicht mehr daran geglaubt, dass Dominik dieses Spiel gewinnt“.

Müller meinte damit vor allem die kritische Phase Ende des dritten Satzes. Koepfer führte mit 2:0-Sätzen und im dritten Durchgang bereits mit 5:2. Er stand dicht vor dem Matchgewinn. Doch sein spanischer Gegner drehte den Satz und gewann ihn mit 7:5. Zudem konnte der Schwarzwälder kaum mehr richtig laufen. „Ich hatte Krämpfe. Aber ich wollte in einem Grand Slam-Turnier keinesfalls aufgeben. Es war aber nicht einfach, wieder zurückzukommen“, blickt Koepfer zurück. Ab diesem Zeitpunkt stellte der 25-Jährige seine Taktik um und versuchte, mit aggressiverem Spiel lange Ballwechsel zu vermeiden. Mit Erfolg. Auch als sein Gegner im vierten Satz aus einer 3:1-Führung von Koepfer ein 3:4 machte, blieb der Furtwanger nervenstark.

Eine richtige Erklärung, warum sein ehemaliger Schützling die Partie doch noch gewann hat selbst Jürgen Müller nicht. Er meinte nur: „Dominik ist ein Verrückter und hat nicht von ungefähr den Spitznamen Pitbull“. Und dieser Pitbull aus Furtwangen biss sich richtig durch und bezwang Munar nach drei Stunden und 36 Minuten mit 6:4, 7:6, 5:7 und 7:5.

Einen weiteren Beweis für seinen unbändigen Kampfgeist gab der 25-Jährige im letzten Ballwechsel des Spiels. Munar stand dicht vor dem Punktgewinn, doch mit einem sensationellen Lob über seinen Gegner verwandelte Koepfer um 19.42 New Yorker Zeit seinen ersten Matchball. „Munar hat in dieser Szene vielleicht zu viel nachgedacht. Dass der Lob ins Feld geht, war natürlich etwas glücklich“, sagt Koepfer.

Der Schwarzwälder und der Spanier waren sich nahezu das komplette Spiel ebenbürtig. Munar lag sogar in einigen Statistiken vorne. Er schlug mehr Asse (7:3), machte weniger Doppelfehler (4:10) und hatte mehr Break-Chancen (17:13). Doch Koepfer machte die Big Points. Wenn es drauf ankam, hatte er meist die besseren Antworten parat.

Nach dem Kraftakt am Montag stand am Dienstag für den Erstrunden-Sieger Erholung auf dem Programm. „Es geht mir physisch aber ganz gut. Ich dachte, es wäre schlimmer“, berichtet Koepfer aus dem fernen New York.

Die Belohnung für den Sieg gegen Munar war gleich dreifach. Zum einen steht Koepfer nach Wimbledon zum zweiten Mal bei einem Grand Slam Turnier, sein Preisgeld in New York wird von 58.000 auf 100.000 Dollar aufgestockt und er erreichte eines seiner großen Karriere-Ziele. „In der aktuellen Weltrangliste steht Dominik auf Platz 99“, so Müller. Koepfer knackte die von ihm anvisierte 100er-Marke. Vor Beginn der US Open stand der Furtwanger auf Rang 118. Nun bewegt er sich im Bereich, in dem ihm bei Grand Slam-Turnieren die Qualifikation erspart bleiben und er direkt zum Hauptfeld gehört könnte.

Mit Rang 99 wird sich Koepfer sicherlich nicht zufrieden geben. Und warum sollte es nicht noch höher gehen? Gewinnt er auch sein Zweitrundenspiel gegen den US-Amerikaner Reilly Opelka, geht es weitere Plätze bergauf. Doch auf den Furtwanger wartet eine hohe Hürde. Opelka ist ein wahrer Aufschlagsriese und aktuell die Nummer 44 der Weltrangliste. Der 2,11 Meter- Hüne gewann in der ersten Runde gegen den Italiener Fabio Fognini, immerhin Elfter der Weltrangliste, und schlug dabei in vier Sätzen 26 Asse.

Koepfer und Opelka kennen sich aus drei direkten Duellen. Jedes Mal setzte sich der Amerikaner durch. Beim letzten Aufeinandertreffen beim Challenger-Turnier in Dallas Anfang Februar musste sich der Furtwanger allerdings hauchdünn mit 6:7, 6:3 und 6:7 geschlagen geben. „Den entscheidenden Tie-Break hab ich mit 10:12 verloren. Deshalb weiß ich, dass auch in diesem Match etwas drin ist“, sagt Koepfer zuversichtlich. Reilly Opelka wird am Mittwoch 22 Jahre alt. Vielleicht gratuliert Dominik Koepfer seinem Gegner ja vor dem Spiel. Geschenke dürfte er ihm sicherlich keine machen.