Juniorenfußball: – Da standen sie nun, die A-Junioren der SG RW Weilheim und der SG Steina-Schlüchttal, auf dem Kunstrasenplatz in Weilheim – und ließen ungläubig ihre Blicke schweifen. „Sicher an die 500 Zuschauer“, hatte sich RW-Trainer Dietmar Knab von einem der sachkundigen Platzkassierer sagen lassen, säumten die Kanten über dem Sportplatz, drängelten sich teilweise aus zweiter Reihe, um nichts vom großen Finale zu verpassen. Als Leonardo Vallone aus Albbruck das letzte Spiel der Landesliga-Saison anpfiff, ging es für die Lokalrivalen um nichts anderes als um den Meistertitel.
Und das Spiel hielt über die 90 Minuten, was es versprochen hatte. Beide Mannschaften drehten richtig auf, zeigten ihren Fans, weshalb ausgerechnet sie diese Liga dominierten. Einzig der SC Konstanz-Wollmatingen hatte einigermaßen Schritt halten können. Eiskalt zeigen die Teams den Gegnern, was eine Harke ist: „Anfangs wurden wir schon gewaltig unterschätzt“, schmunzelt SGS-Trainer Reiner Gantert, der seine Mannschaft mit Hansi Seidler in und durch die Landesliga begleitete.
So auch im letzten Spiel, das gewonnen werden musste, sollten die Rot-Weißen noch von der Tabellenspitze verdrängt werden. Die Weilheimer indessen waren sich sicher, dass sie es nach den Dramen des vergangenen Jahres dieses Mal schaffen wollten: „Erst mussten wir gegen die punktgleiche SG Rielasingen-Arlen um den zweiten Platz spielen, um in die Relegation zu dürfen“, erinnert sich Trainer Dietmar Knab mit Grausen an den Juni 2017: „Das Spiel gewannen wir in Grafenhausen mit 2:1 und verpassten eine Woche später in Eichstetten gegen die SG Elzach-Yach den Aufstieg in die Verbandsliga.“ Drei Minuten vor Schluss hatte die Elf aus dem Elztal zum 3:2 getroffen.
Entsprechend entschlossen gingen die Weilheimer in dieses „Finale“. Sie hatten ohnehin eine Rechnung mit der SG Steina-Schlüchttal offen. Das Hinspiel auf dem Ühlinger Hartplatz wurde mit 0:1 verloren, zudem schieden sie gegen den Lokalrivale kn im Pokal aus.
Die Revanche ließ erst mal auf sich warten. Das umjubelte 1:0 von Yannik Schäfer konterte Samuel Gantert kurz vor der Pause mit seinem 19. Saisontor. Der Doppelschlag (57./61.) von Aggelos Mitkidis – Spross des einst mit Dietmar Knab beim VfB Waldshut und SV Dogern aktiven Griechen Toni Mitkidis – und Yannik Schäfer brach den Bann. Den Deckel zum 4:1 (80.) und dem Meistertitel für die SG RW Weilheim setzte dann Torschützenkönig Robin Oberst mit seinem 15. Saisontreffer drauf.
Knapp zehn Minuten später war der Schlusspfiff das Startsignal zur Meisterparty auf dem Nägeleberg, die ihresgleichen sucht. Freudentränen flossen mit Fontänen aller möglichen Kaltgetränke um die Wette. Trainer wurden geherzt, in die Luft geworfen. Und mittendrin die Gäste: „Wir hatten das Geschenk zur Meisterschaft schon im Gepäck dabei“, so Gantert: „Beide Mannschaften verstehen sich trotz Rivalität prächtig und haben natürlich gemeinsam gefeiert.“
Die Fete hatten sich beide Teams absolut verdient. Die Meister-Elf, gebildet aus Spielern des FC Rot-Weiß Weilheim, des SV Waldhaus, des SV Unteralpfen und des SV Nöggenschwiel, nicht nur wegen des ersehnten Titels: „Wir haben seit zwei Jahren kein Heimspiel mehr verloren“, zeigt sich Dietmar Knab stolz auf das Team, das in der Winterpause in Aggelos Mtikidis, Nico Egorov, Yannic Rüd und Max Le vier wichtige Verstärkungen bekommen hatte.
„Unser Plus waren die qualitative Breite im Kader und der herausragende Trainingsbesuch“, freut sich Knab, der die A-Junioren gemeinsam mit Co-Trainer und Betreuer Wolfgang Gerstenberg, Betreuer Benjamin Flum und Torwarttrainer Christoph Hilpert, zum dritten Verbandsliga-Titel führte. Schon von 2010 bis 2014 sowie in der Saison 2015/16 mischte der kleine Verein in der höchsten südbadischen Spielklasse mit.
So gern Knab den Weg mit dem Team weiter gegangen wäre, so freut er sich auf seine neue Aufgabe, die auch ein wenig mit den A-Junioren zusammen hängt. Als Nachfolger von Lars Müller übernimmt er die Weilheimer „Erste“, die nach einem Jahr als Meister zurück in die Bezirksliga kommt – mit einigen Spielern, die Dietmar Knab in den zurückliegenden Jahren als Trainer geformt hat: „Ich habe schon immer unheimlich gern mit jungen Spielern gearbeitet“, erklärt Knab, der einst die Laufenburger C-Junioren in die Verbandsliga geführt hat und viel mitnahm als sein Sohn Sandro, heute beim SV 08 Laufenburg, beim SC Freiburg spielte: „In jenen Jahren habe ich viel gesehen und gelernt.“ Um die Zukunft der A-Junioren in der Verbandsliga ist Knab nicht bange: „Mein Nachfolger Robert Villinger vom SV Nöggenschwiel und sein Co-Trainer Fabian Schäfer werden die Herausforderung meistern – davon bin ich absolut überzeugt.“
Die Zukunft der weiter nördlich angesiedelten A-Junioren der SG Steina-Schlüchttal dürfte sich aus Reiner Ganterts Sicht positiv entwickeln: „Die Hälfte der Spieler wechselt zu den Aktiven, aber es kommen gute B-Junioren nach.“ Das Projekt einer gemeinsamen Jugendarbeit zahlt sich sowohl für den FC Schlüchttal – einst gebildet aus dem FSV Riedern am Wald, dem FC Birkendorf und Ganterts Heimatverein SV Ühlingen – als auch für die Partnervereine SV Bettmaringen, SV Untermettingen und SV Krenkingen aus.
„Bis auf die beiden Gastspieler Lars Haag und Patrick Ebner vom FC Tiengen 08 kamen alle anderen 14 Spieler aus unseren eigenen Vereinen“, ist Gantert nicht nur stolz auf die sportliche Bilanz: „Wir sind Spitze in der Fairplay-Tabelle!“ Nur 30 Gelbe Karten kassierte seine Elf, dazu lediglich eine Zeitstrafe. Die Visitenkarte der SG Steina-Schlüchttal, die erstmals in ihrer Geschichte überregional aktiv war, kann sich absolut sehen lassen.
Und dabei wäre das Abenteuer fast nicht möglich gewesen: „Wir sind nur aufgestiegen, weil der Bezirksliga-Meister SV Nollingen verzichtet hat“, wundert sich Gantert immer noch über die Leistungsexplosion: „Unser Ziel war es einzig, in der Liga zu bleiben. Mit der Vizemeisterschaft war nicht zu rechnen. Aber die Elf habe sich mehr und mehr gesteigert. Dass sie ihre Heimspiele vor der Ersten ausgetragen durfte, hat die Jungs zusätzlich motiviert.“
Den nächsten Schritt allerdings wagt die SG Steina-Schlüchttal, die in Marius Thoma (21 Treffer) den zweitbesten Torschützen der Liga stellte, dann doch nicht: „Auf die Relegationsspiele zur Verbandsliga gegen die SG Kirchzarten verzichten wir“, war sich Gantert mit Hansi Seidler einig: „Die Mannschaft wird nach dem Umbruch vermutlich nicht mehr so stark sein. Aber den Ligaverbleib schaffen wir sicher.“