Boxen: VfB Friedrichshafen – Baden-Württembergische Auswahl (Samstag, 19 Uhr, Alte Festhalle). – (veh) Nach knapp sechs Jahren Abstinenz startet der VfB Friedrichshafen mit einer eigenen Veranstaltung durch. Der Auftakt zum Comeback waren quasi die Jugendmeisterschaften, bei denen die VfB-Boxriege mit acht Teilnehmern sieben Gold- und eine Silbermedaille eroberten und so den ersten Platz im Medaillenspiegel geholt hatten (wir berichteten). Jetzt messen sich die Boxer aus der Zeppelinstadt mit einer Auswahl des Baden-Württembergischen Boxverbandes. Ursprünglich war eine Schweizer Auswahl geplant. Nach dem mehrere Boxer krankheits- und verletzungsbedingt absagten, sprang der BVBW kurzfristig ein, andernfalls drohte die erste Veranstaltung nach sechs Jahren zu scheitern.
Klaus Kaibach, Kampfrichterobmann, Trainer und Leiter der Boxabteilung des VfB Friedrichshafen, ist besonders stolz darauf, dass er 14 der 17 geplanten Kämpfe mit eigenen Athleten besetzen kann. „Wir haben die Jahre kontinuierlich mit unserem Nachwuchs gearbeitet und gute Aufbauarbeit geleistet, wie man bei der Meisterschaft in Ruit sah. Für mich waren es sogar acht Goldmedaillen, Leon Lehn habe ich als Sieger gesehen. Deshalb finde ich es besonders schade, dass er am Samstag nicht zeigen kann, was er kann. Es gab keinen passenden Gegner.“
Für den älteren der Gebrüder Lehn heißt es am Samstagabend „ Ring frei zu Kampf Nummer neun!“ Max hat sich wie sein kleiner Bruder dem Boxen verschrieben. „Als wir vor drei Jahren angefangen haben, hier zu trainieren, waren wir hoch motiviert und sind das bis heute“, bestätigen die Lehns. „Der Einzelsport macht uns viel mehr Spaß als Mannschaftssport, und beim Boxen können wir uns wie sonst auch ergänzen. Wir machen sehr viel gemeinsam, arbeiten an der Technik, machen gemeinsame Übungen und geben uns Tipps,“ erklärt Max, „das haben wir von zu Hause. Das machen wir schon immer so – Wir sind ja Brüder“, strahlt der zwölfjährige Leon seinen um drei Jahre älteren Bruder an.
Der VfB verfügt über ein weiteres erfolgreiches Geschwisterpaar, das am Samstag zum Einsatz kommt. Die Zwillinge Denis und Anatolij Priiachkine, von ihren Trainern „die Klitschkos“ genannt, kamen vor acht Jahren durch ihren Vater zum Boxen. „Am Anfang waren wir vom Training noch nicht so begeistert, wollten nicht immer gehen. Aber mit jedem Mal wollten wir immer mehr erreichen“, sagt das Zwillingspaar. „Und jetzt ist es so, dass Training einfach Training ist,“ wirft Anatolij ein. „Wer nicht trainiert, kann auch nicht gewinnen. Wir gehen in die gleiche Schule und Klasse, haben die gleichen Freunde und Hobbys. Und wenn wir uns einmal nicht einig sind, muss einer von uns leiden“, lacht Denis.
In der Jugendklasse wird die frischgebackene Meisterin Amelie Zink, die von ihrem Vater Andi Zink trainiert wird, ein weiteres Mal auf Linda Maier treffen. „Andi ist ein sehr guter Trainer, der uns mit all seinen Möglichkeiten tatkräftig unterstützt,“ lobt Kaibach. „Er trainiert neben seiner Tochter auch Daniel Soziev und hat ihn wesentlich geformt.“ Soziev wird am Samstag auf denn ehemaligen VfB-Boxer Mohamed Maher treffen. Dieser Fight gehört zu den Highlights des Abends, da beide Boxer über einen enormen Kampf- und Siegeswillen verfügen. „Bei diesem Duell wird wohl die Tagesform entscheiden“, urteilt der Kampfrichterobmann, der beide Faustkämpfer als sehr starke Boxer erlebt hat.
Erste Ringerfahrung werden Akyüz Secho und Sait Yavuz sammeln. Auch der 36-jährige Tobi Sturm, ehemaliger Kickboxer, wird sein Debüt im Olympischen Boxen geben. „Tobi ist sehr gut drauf“, bestätigt Trainer Reinhard Erne. „Er verfügt über einen enormen Willen und ist topfit“, bestätigt Kaibach sagt. Er ist ziemlich sicher, dass der Kampf gegen den Radolfzeller Edip Bucan nicht vorzeitig entschieden wird. Raffael Sfichi und Rasul Rasuli werden wie auch Aron Stützle alles daran setzen, dass die VfB-Riege die Mannschaft aus Baden-Württemberg bezwingt.
Auch die Fans der Frauenboxens kommen am Samstagabend auf ihre Kosten. Carolin Roensch, Mutter eines 13-jährigen Sohnes und einer dreijährigen Tochter, steigt in den Ring. Nach ihrer Pause erfüllt sich die 33-Jährige ihren Kindheitstraum. „Meine Mama hat mir boxen nie erlaubt. Deshalb habe ich Taekwondo gemacht und vor sieben Jahren zu boxen begonnen. Jetzt, da meine Tochter nicht mehr ganz klein ist, kann ich wieder regelmäßig trainieren und boxen, während Papa Manuel auf Tyrece aufpasst.“ Weiteres Highlight des Abends dürfte der Superschwergewichtskampf zwischen Eugen Neufeld (BC Riegel) gegen Jano Chachua (Iron Boxing Singen) sein. Beide Faustkämpfer sind ungeschlagen und werden alles daran setzen, dies zu bleiben.
Mit etwa 50 Boxern im Training, davon 26 in Kampfvorbereitung haben die Trainer Reinhard Erne, Gregor Preuss, Angelo Tesoro und Klaus Kaibach alle Hände voll zu tun, um jedem Sportler gerecht zu werden. „Das sind nicht gerade wenig Leute“, bestätigt Kaibach, „und es sind auch noch lange nicht alle voll entwickelt. Aber wir haben einige Rohdiamanten darunter!“ Die Zuschauer werden’s am Samstag erleben.