Die Radolfzeller Mettnau-Halbinsel, das Wasser ist klar und erfrischend – doch was ist denn das für ein Ding, das hier in Ufernähe treibt? Länglich ist das, was Badegast Tobias Kaiser hier entdeckt hat, gar nicht so klein, offensichtlich ein Tier, lebt aber nicht mehr. Furchtlos greift er es heraus und sieht einen ziemlich mächtigen Krebs, mit seinen Scheren 14 Zentimeter lang, misst Kaiser später nach, der Online-Newsmanager beim SÜDKURIER ist.

Was ist denn jetzt los? Droht schon wieder eine Invasion, nach Quagga-Muschel, Zuckmücken, Algen, die nächste Plage? Aufklärung verschafft eine Anfrage bei der Fischereiforschungsstelle in Langenargen. Hier kennt man alles, was im Bodensee so schwimmt.

Experte Christoph Chucholl weiß deswegen gleich: Wir sehen einen Faxonius limosus, einen Kamberkrebs. Und der ist im Bodensee zwar eigentlich nicht heimisch gewesen, wurde aber schon in den 1980er-Jahren hier eingeschleppt. Und Chucholl sagt, dass die Art „mittlerweile wahrscheinlich Seeweit im Uferbereich“ vorkomme.

Bild 1: Großer Krebs am Bodensee-Ufer entdeckt: Was mache der da?
Bild: Kaiser, Tobias

Kamberkrebse verstecken sich im See

Einen krebsigen Scherenangriff müssen Badende dennoch nicht fürchten. Zum Einen gibt es laut Chucholl keine Hinweise darauf, dass die Zahl der Kamberkrebse in diesem Jahr besonders zugenommen hätte. Und: Eine Begegnung mit Badenden sei grundsätzlich sehr unwahrscheinlich, sagt Chucholl. „Die Krebse sind tagsüber unter Steinen oder zwischen Wasserpflanzen versteckt“, erklärt er. Nur tote Tiere oder abgestreifte Häutungen seien ein eher häufigerer Fund.

Der Kamberkrebs aus der Nähe Video: Kaiser, Tobias

Und wenn man doch einem lebenden Exemplar begegnet? Auch dann droht laut Chucholl keine unmittelbare Gefahr. Zwar könnten sie mit ihren Scheren schon zwicken, aber das auch nur, wenn man sie aktiv greift oder ärgert. Und ernsthaft gefährlich sei selbst das dann nicht. Er betont aber: „Wie bei allen Wildtieren gilt: Anschauen ja, Anfassen nein.“

Überträger der Krebspest

Gefährlicher als für den Menschen ist der Kamberkrebs, dessen Körper ohne Scheren nicht größer wird als 12 Zentimeter, jedoch für andere Krebsarten. Er kann sie mit der tödlichen Krebspest infizieren. Im Bodensee soll er so etwa schon die früher im Konstanzer Trichter vorkommenden Steinkrebs ausgerottet haben.

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Und, auch das mag sich manch einer fragen: Ja, man kann den Krebs auch essen. Allerdings mögen ihnen Fischer dennoch nicht sehr, weil er mit seinen Scheren Netze kaputtschneiden kann. Zudem sind nur Teile des Krebses gastronomisch verwertbar.