Der Verbrennungsmotor ist ein Auslaufmodell – so viel war schon länger klar. Nun haben die EU-Verkehrsminister einen Knopf an das Ziel, den Verkehr nach und nach klimaneutral zu gestalten, gemacht. Ab 2035 dürfen demnach keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden.
Gebrauchtwagen mit Verbrennungsmotoren können Verbraucher zwar weiterhin erwerben – aber der Trend zu Elektromotoren wird sich spätestens im neuen Jahrzehnt verstärken. Was das schon jetzt für die Automobilzulieferer in der Region bedeutet, ist für manches Unternehmen noch gar nicht absehbar.
IMS Gear ist zuversichtlich
Bei der IMS Gear in Donaueschingen ist Vorstand Bernd Schilling dagegen positiv gestimmt. „Was unsere Produktpalette anbelangt, ist IMS Gear weitestgehend unabhängig davon, ob ein Fahrzeug von Verbrennungsmotoren, per Hybrid-Technik oder rein elektrisch angetrieben wird.“ Der Zulieferer stellt Komponenten für Getriebe und Antriebe her, die beim Lenken und Bremsen benötigt werden – darunter Parkbremsen und Komponenten für elektromechanische Servolenkungen, aber auch elektrische Antriebe zum Verstellen von Sitz, Lenkrad und Spiegel: „Speziell in diesen Bereichen sehen wir mittel- und langfristig auch weiterhin große Wachstumschancen.“
Zwar stellt die Firma auch „vereinzelt Komponenten und Baugruppen für Verbrennungsmotoren und deren Peripherie, beispielsweise im Bereich der Abgasrückführung“. Der Anteil dieser Produkte sei aber im „niedrigen einstelligen Bereich“ des Gesamtumsatzes, so Schilling weiter. Bis das Ende der Verbrennungsmotoren EU-weit eingeläutet wird, könne das Unternehmen zu erwartende Umsatzeinbußen über die anderen Bereiche „mehr als kompensieren“, gibt sich der IMS-Gear-Vorstand zuversichtlich.
ZF hält sich bedeckt
Ein Sprecher einer der größten Arbeitgeber in der Region, ZF Friedrichshafen, sagt dem SÜDKURIER auf Anfrage: „Wir sind derzeit dabei, die gestrige Entscheidung und deren genaue Bestimmungen sowie mögliche Folgen für uns zu bewerten“, so Jochen Mayer. Deshalb wolle sich das Unternehmen derzeit noch nicht äußern.
Eto erwartet Mehrkosten
Beim Automobilzulieferer Eto Gruppe in Stockach ist man zumindest verhalten optimistisch. Zwar habe man „früh damit begonnen, Technologien zu entwickeln, die dabei helfen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit, das allerlei Ventile, Pumpen und Sensoren für Autos herstellt.
So sei das Produktportfolio der Eto Gruppe breit aufgestellt. Es biete auch Lösungen an für Verbrennungsmotoren, die mit sogenannten E-Fuels oder Wasserstoff betrieben werden, sowie für Hybridfahrzeuge und die Elektromobilität.
Allerdings muss das Unternehmen die Produktion stärker an die Elektroautos anpassen – und erwartet dafür Mehrkosten zwischen zehn und 20 Prozent der bisherigen Projektkosten der jeweiligen Automarken. „Den wesentlichen Mehraufwand erwarten wir in der Optimierung unserer Energieversorgung sowie der Erzeugung, Pufferung und Speicherung von grünen Energien“, so Unternehmenssprecherin Tamara Jahnke.
Denn auch die Herstellung der Neuwagen müsse grüner werden – andernfalls mache die Umstellung hin zum E-Motor keinen Sinn, sagt Jahnke stellvertretend für das Unternehmen. Schon heute nutzt die Eto Gruppe in Stockach nach eigenen Angaben nur Ökostrom. „Bei der aktuellen Dauer von Genehmigungsverfahren wird uns in der Region 2035 der Ökostrom ausgehen“, fürchtet die Eto Gruppe schon heute. Deshalb produziere sie schon heute „im größeren Stil eigenen Solarstrom, um unabhängig zu sein“.
Den Standort in Stockach mit mehr als 1200 Mitarbeitern sieht die Eto Gruppe deshalb aber nicht gefährdet, vielmehr sehe man „Potenzial für weiteres Wachstum“, betont Jahnke. Die Null-CO2-Vorgabe kann also kommen.