Es gibt Alternativen zu den Internet-Riesen
Der Verbraucher ist ein Gewohnheitstier. Einmal eingeübte Abläufe wiederholt er meist dauerhaft. Studien zufolge steuern Internet-Nutzer beim Online-Einkauf fast nie mehr als zehn Plattformen an und landen dann meist bei den Marktführern – also Amazon, eBay, Apple, Zalando und Co. Das muss aber nicht sein. „Auch viele lokale Einzelhändler vertreiben ihre Waren mittlerweile über gute Online-Shops“, sagt etwa Andreas Kaapke, Handels-Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart.

Dort, wo die Händler ihre Angebote offensiv bewerben würden, setzten sie sich auch zunehmend durch. Tatsächlich gewinnen nach Daten des HDE-Online-Monitors Online-Händler mit stationärer DNA, so der Fachausdruck, seit Jahren Marktanteile gegenüber reinen Internetversendern oder den Herstellern, die ihre Produkte auch oft selbst im Web verkaufen. Kurz: Wer als lokaler Einzelhändler in Technik für seinen Online-Shop und Werbung investiert, hat gute Chancen auf eine wachsende Kundschaft und muss nicht Amazon und Co das Feld überlassen.
Lokal kaufen heißt nicht weniger Komfort
Amazon, „der große Krake aus Seattle“, wie Kaapke das Unternehmen nennt, macht vieles richtig. Die Verkaufsplattform gelte in der Branche als Maßstab, sagt der Fachmann. Das heiße aber nicht, dass der Einkauf bei anderen Online-Händlern mit weniger Sicherheit oder Komfort verbunden ist. Da viele lokale Online-Anbieter die Möglichkeit böten, Bestellungen zu bündeln, böten sie sogar manchmal mehr Komfort. Wer bei Amazon mehrere Waren bestellt, hat dagegen oft schon die Erfahrung versetzter Lieferzeiten gemacht. Ökologisch sei das ebenfalls ein Nachteil, da mehr Lieferwege anfielen, sagt Kaapke.
Lokal kaufen heißt, seine Umgebung schöner machen
Lokal ansässige Einzelhändler, zahlen fast immer Steuern in der Region und reinvestieren ihre Gewinne vor Ort. Damit tragen sie mit ihrem Angebot zu einem funktionierendem Gemeinwesen auf kommunaler Ebene bei. Internet-Konzerne versteuern fast nie an dem Ort, wo der Verkauf getätigt wird.
Manche zahlen sogar fast gar keine Steuern, weil sie Steuersparmodelle und Steueroasen nutzen. Von diesem Gesichtspunkt her betrachtet gebe es keinen Grund, nicht auf lokale Online-Angebote zurückzugreifen, sagt Fachmann Kaapke. Wer lokal einkaufe, stärke „den Handel vor Ort, die Innenstädte, das Steueraufkommen, die Infrastruktur und damit nicht zuletzt die Arbeitsplätze in der Region“. Übrigens: Seit Anfang der Woche ist es wieder möglich, im Web bestellte Waren bei den Läden vor Ort abzuholen. Die Landesregierung hat sogenannte Click-and-Collect-Angebote wieder zugelassen – trotz der bestehenden Corona-Beschränkungen.

Der Preis zählt nicht
Oft ist der größte Online-Händler nicht der günstigste. Der Wettbewerb kommt auch zunehmend bei kleineren Plattformen an. Bestimmte Waren, etwa Bücher, müssen in Deutschland zudem zu einem Fixpreis angeboten werden. Und in der Corona-Krise liefern manche Buchhändler sogar frei Haus.
Ohne den lokalen Handel verändern sich die Innenstädte
In den deutschen Innenstädten dominiert der Einzelhandel mit seinen Läden und Geschäften das Bild. Rund doppelt so viele Standorte wie die Gastronomie haben Händler im Herzen einer durchschnittlichen deutschen Stadt – noch. Denn der Lockdown und die damit verbundenen Schließungen bedrohen die Branche.
Laut einer aktuellen HDE-Umfrage unter mehr als 700 Unternehmen, fürchten knapp zwei Drittel der Innenstadthändler um ihre Existenz. Jede Woche gehen den von Schließungen betroffenen Geschäften rund fünf Milliarden Euro Umsatz verloren. Experten befürchten, dass wenn sich die Einkaufsströme dauerhaft ins Netz verlagern, die Innenstädte bald nicht mehr wiederzuerkennen sind.