Angesichts starker Preissteigerungen für Motorboote und Segelschiffe machen sich Werften und Händler Sorgen um ihre Kundschaft im Einsteiger-Segment. Was die Verkäufe angehe, gebe es hier „einen Knick“, sagte Karsten Stahlhut, Geschäftsführer des Bundesverbands Wassersportwirtschaft (BVWW), am Rande der Friedrichshafener Messe Interboot.

Gerade junge Familien schauten derzeit erst einmal, ob sie sich die Gasrechnung noch leisten könnten, bevor sie sich ein Boot zulegten. Bei kleinen Motorbooten breche die Nachfrage „landauf, landab ein“.

Das ist Folge massiver Preissteigerungen im Bootsmarkt in den vergangenen drei Jahren. Seit 2020 seien die Neupreise für Boote um bis zu 30 Prozent angestiegen, hieß es vonseiten des BVWW. Grund ist die wachsende Attraktivität von Draußen-Aktivitäten infolge der Corona-Pandemie bei gleichzeitigen Lieferengpässen aufgrund fehlender Bauteile und gestörter Lieferketten.

Massive Preissteigerungen

Ein Ende des Trends ist aktuell nicht abzusehen. „Wir werden in den kommenden zwölf Monaten weitere Preissteigerungen sehen“, sagte Stahlhut.

BVWW-Vizepräsidentin Sonja Meichle ergänzte, Wassersport dürfe „keine reine Luxus-Angelegenheit“ werden, sondern solle auch für die Breite der Bevölkerung möglich bleiben. „Wir brauchen auch die Familien, die ihre Freizeit auf dem Wasser verbringen“, so Meichle, die gleichzeitig Geschäftsführerin des größten privaten Hafens am Bodensee – Ultramarin – in Kressbronn-Gohren ist.

Aktueller Trend: An einem Segelboot sind mehrere Solarpaneele der FLIN solar GmbH an einem Seil angebracht.
Aktueller Trend: An einem Segelboot sind mehrere Solarpaneele der FLIN solar GmbH an einem Seil angebracht. | Bild: Felix Kästle/dpa

Generell geht es der Wassersportbranche aber seit Jahren gut. Bei den Verkäufen liege man deutlich über dem Niveau des Boomjahrs 2019, die Auftragsbücher der Werften seien so voll wie lange nicht mehr. Allerdings wird die Entwicklung hauptsächlich von hochpreisigen Segel- oder Motorbooten und Luxusyachten getragen.

Zuwächse hier überkompensieren Verluste im kleinen Boots-Segment. „Die Kundschaft, die traditionell große Boote kauft, kauft weiter“, sagte Meik Lessig, Geschäftsführer des Händlers Enjoy Yachting. Bei allem über 500.000 Euro Grundpreis gebe es keine Probleme, sagte er.

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Allerdings muss, wer sich ein Boot leisten kann, derzeit extrem lange darauf warten. Waren im Bootsbau früher Lieferzeiten zwischen drei und sechs Monaten normal, können manche Händler bei Bestellung heute erst im Jahr 2025 liefern.

Bei Bavaria aus dem bayrischen Giebelstadt, einer der größten deutschen Sportboot-Werften, spricht man von Lieferzeiten zwischen einem Jahr und 18 Monaten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe man die Stückzahl um mehr als ein Drittel gesteigert und 100 neue Mitarbeiter eingestellt.

Lieferengpässe bei Bauteilen verhindern auch bei Bavaria, dass es schneller geht. Waren 2021 vor allem Motoren knapp, fehle 2022 „eigentlich alles“, heißt es vom BVWW – Klampen, Beschläge, Elektrobauteile, Heizungen.