Lange Zeit war das Arbeiten von zu Hause aus verpönt. Wer in den eigenen vier Wänden sitzt, kann schlechter von seinen Vorgesetzten kontrolliert werden. Und so wurde Heimarbeitern oft unterstellt, sie würden dort vor allem im Internet surfen oder sich durch andere Dinge ablenken zu lassen, anstatt effizient zu arbeiten. Doch nun, in Zeiten der Corona-Krise, arbeiten Millionen von Deutschen im Homeoffice. Und das klappt besser, als viele Personalexperten dachten, wie eine aktuelle Studie der Universität Konstanz belegt.

Hohe Produktivität

„Anders als manche und mancher befürchtet haben mag, scheint die Leistung der Beschäftigten nicht zu leiden – zumindest in der Eigenwahrnehmung geben 45 Prozent an, dass sie im Homeoffice sehr produktiv arbeiten“, heißt es in einer Studie von Florian Kunze, Professor für Organisational Studies am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft und seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Sophia Zimmermann. Zudem erleichtere das Arbeiten von zu Hause aus die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, wie drei Viertel der Befragten bestätigten.

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Doch Homeoffice hat auch seine Schattenseiten. Über ein Drittel der Befragten fühlt sich zu Hause einsam und sozial isoliert. Sogar 42 Prozent gaben an, im Homeoffice unter emotionaler Erschöpfung zu leiden. Wer ohnehin schon in Kurzarbeit sei, sei besonders gefährdet. „Das Arbeiten zu Hause wird von einem Teil der Beschäftigten als anstrengend und stressig empfunden“, erklärt Kunze.

Manche leiden unter zu vielen Chats und Video-Konferenzen

Das liege unter anderem an der fehlenden Trennung zwischen Beruf und Familie und am verstärkten Einsatz von digitalen Instrumenten wie Chatdiensten oder Video-Konferenzen. Als Führungskraft dürfe man diese Entwicklung nicht ignorieren, denn emotionale Erschöpfung sei eine Vorstufe zum Burnout, so Kunze. „Um zu verhindern, dass bei ihren Mitarbeitenden im Homeoffice emotionale Erschöpfungserscheinungen auftreten, sollten Führungskräfte sich vor allem individuell um sie kümmern“, heißt es in der Studie.

Florian Kunze, Inhaber des Lehrstuhls für Organisationsforschung an der Universität Konstanz.
Florian Kunze, Inhaber des Lehrstuhls für Organisationsforschung an der Universität Konstanz. | Bild: privat

Die Forscher gehen davon aus, dass das Arbeiten von zu Hause aus auch nach der Bewältigung der Corona-Krise im Trend bleiben wird. „Das Rad lässt sich nicht mehr zurückdrehen“, sagt Kunze. Er empfiehlt Führungskräften, den traditionellen Kontroll- und Anwesenheitszwang zu lockern und den Mitarbeitern mehr Autonomie zu geben. „Das wirkt sich nach unseren Untersuchungen positiv auf das Engagement der Mitarbeiter und ihre Produktivität aus“, so Kunze.

Die Studie basiert auf einer repräsentativen Befragung von rund 700 Erwerbstätigen aus verschiedenen Branchen. Die Untersuchung soll in den nächsten Wochen fortgeführt und erweitert werden.