Maria Wendel

Wer sein Leben lang gearbeitet hat, freut sich oft auf den Ruhestand. Der Renteneintritt in Deutschland richtet sich nach dem Geburtsjahr und der Anzahl der geleisteten Beitragsjahre. Einige Versicherte können bereits mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen – vorausgesetzt, sie haben 45 Beitragsjahre erreicht. Für andere verschiebt sich der Renteneintritt entsprechend ihrem Geburtsjahr nach hinten. Personen mit bestimmten Erkrankungen oder einer anerkannten Schwerbehinderung haben ebenfalls die Möglichkeit, früher aus dem Berufsleben auszusteigen. Darüber hinaus besteht ab dem 55. Lebensjahr die Option, in die Altersteilzeit zu wechseln.

Doch nicht nur der Zeitpunkt, sondern auch die Höhe der Rente ist für angehende Rentner von Bedeutung. Diese hängt vor allem von der Höhe der Beiträge und den Anrechnungszeiten insgesamt ab. Mit der Rentenformel lässt sich grob berechnen, wie viel Rente man später einmal bekommt. Aber auch die jährliche Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung gibt Auskunft über die zu erwartende spätere Rente. Die gibt es seit diesem Jahr auch in digitaler Form auf dem neuen Online-Portal für die Altersvorsorge.

Wie viel Rente gibt es im Durchschnitt in Deutschland?

Wer den voraussichtlichen Wert seiner späteren Rente kennt, fragt sich möglicherweise, wie er damit im Vergleich zu anderen Rentnern dasteht. Einen Eindruck dazu gibt die Durchschnittsrente in Deutschland. Laut Angaben der Deutschen Rentenversicherung betrug die durchschnittliche Bruttoaltersrente im Jahr 2023 bei mindestens 35 Versicherungsjahren 1623 Euro pro Monat. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Anstieg von 4,7 Prozent.

Der Rentenatlas 2024, der die aktuellsten Zahlen und Fakten mit Rentenbestand Ende 2023 liefert, zeigt außerdem eine Aufschlüsselung der durchschnittlichen Brutto-Altersrente nach Bundesländern. Demnach fällt diese unterschiedlich aus, je nachdem, wo Rentner wohnen. Anmerkung: Der Rentenatlas liefert primär Werte für Renten nach mindestens 35 Versicherungsjahren – das heißt: langjährig Versicherte. Das ergibt also nicht unbedingt ein genaues Bild für alle Rentner, denn nur wenige Deutschen arbeiten bis zum regulären Renteneintrittsalter, zeigen neue Daten.

Übrigens: Schon in den vergangenen Jahren durften sich Rentner in Deutschland regelmäßig über Rentenerhöhungen freuen. Eine Modellrechnung des jüngsten Rentenversicherungsberichts hat ergeben, dass die Rentenerhöhung 2026 voraussichtlich 3,37 Prozent betragen wird. Aber: Auf die Rente müssen immer noch Abgaben und Steuern gezahlt werden. Auch Rentner müssen eine Steuererklärung abgeben, sonst können Strafen drohen.

Rente nach Bundesländern: Wo ist die Durchschnittsrente am höchsten?

Laut dem Rentenatlas 2024 fällt die Durchschnittsrente am höchsten im Saarland aus: Sie beträgt 1741 Euro. Am unteren Ende der Skala liegt Thüringen mit einer durchschnittlichen Bruttorente von 1509 Euro. Auch andere ostdeutsche Bundesländer – Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt – liegen auf den hinteren Plätzen im Ranking der Durchschnittsrenten. Lediglich Berlin-Ost fällt aus der Reihe und belegt Platz 3 mit einer Rente von 1686 Euro.

Hier die durchschnittlichen Brutto-Altersrenten nach mindestens 35 Versicherungsjahren nach Bundesländern im Überblick:

Bundesland Durchschnittliche Brutto-Rente
Saarland 1741 Euro
Nordrhein-Westfalen 1708 Euro
Berlin-Ost 1686 Euro
Baden-Württemberg 1679 Euro
Hessen 1678 Euro
Hamburg 1674 Euro
Rheinland-Pfalz 1644 Euro
Schleswig-Holstein 1625 Euro
Bayern 1617 Euro
Niedersachsen 1616 Euro
Bremen 1603 Euro
Brandenburg 1572 Euro
Berlin-West 1565 Euro
Sachsen 1529 Euro
Mecklenburg-Vorpommern 1527 Euro
Sachsen-Anhalt 1515 Euro
Thüringen 1509 Euro
Bundesgebiet 1623 Euro

Auch zwischen Männern und Frauen gibt es deutliche Unterschiede bei den durchschnittlichen Brutto-Renten, zeigt der Rentenatlas: Männer erhalten demnach bundesweit im Schnitt 1809 Euro Rente monatlich. Bei Frauen liegt der Durchschnitt hingegen bei 1394 Euro. Im Bundesland-Vergleich fällt unter anderem auf:

  • Die höchsten Durchschnittsrenten bei Männern werden in Nordrhein-Westfalen mit 1923 Euro gezahlt, die niedrigsten in Mecklenburg-Vorpommern mit 1614 Euro.

  • Bei den Frauen liegt die höchste durchschnittliche Rente in Berlin-Ost bei 1608 Euro, während Frauen in Niedersachsen mit 1333 Euro die geringste Rente im Bundesvergleich erhalten.

  • Während Männer in den ostdeutschen Bundesländern im Schnitt die niedrigsten Renten erhalten, zeigt sich bei den Frauen ein umgekehrtes Bild: Brandenburg liegt mit einer durchschnittlichen Bruttorente von 1473 Euro auf Platz zwei – direkt hinter Berlin-Ost (1608). Auch die übrigen ostdeutschen Bundesländer weisen vergleichsweise hohe Durchschnittsrenten für Frauen auf. Mit Ausnahme von Hamburg (1466 Euro) und Berlin-West (1426 Euro) liegen sie alle vor den westdeutschen Bundesländern, was die Rentenhöhe bei Frauen betrifft.

Rente nach Bundesländern: Gründe für die regionalen Unterschiede

Das Rentensystem in Deutschland ist bundeseinheitlich geregelt. Wie kommen dann die regionalen Unterschiede zustande, könnte man fragen. Die Unterschiede entstehen indirekt durch verschiedene Lebens- und Erwerbsbedingungen in den einzelnen Bundesländern.

Die Höhe der gesetzlichen Rente richtet sich unter anderem nach der Anzahl der Entgeltpunkte, die man im Laufe seines Erwerbslebens durch beitragspflichtiges Einkommen sammelt. Vereinfacht gesagt: Wer mehr verdient hat, bekommt später auch mehr Rente. Demnach sind die Renten höher in wohlhabenderen Bundesländern mit höheren Durchschnittslöhnen. Und in strukturschwächeren Regionen sind die Löhne im Schnitt niedriger, woraus geringere Rentenansprüche entstehen. Die Deutsche Rentenversicherung nennt als Beispiel Nordrhein-Westfalen und das Saarland, die Bundesländer mit den höchsten Renten für Männer: Früher arbeiteten hier viele Männer in gut bezahlten Jobs im Bergbau und erhalten heute daraus vergleichsweise hohe Renten. Die relativ hohen Altersbezüge in Berlin-Ost werden durch Ansprüche aus ehemaligen Zusatz- und Sonderversorgungssystemen der DDR erklärbar. Auch bei den Frauen wurden im Ostteil Berlins mit durchschnittlich 1608 Euro die höchsten Renten gezahlt.

Auffällig ist zudem, dass der Unterschied zwischen den Renten von Männern und Frauen in Ostdeutschland geringer ausfällt als im Westen. Der wichtigste Grund dafür laut der Rentenversicherung: Frauen im Osten waren seltener in Teilzeit beschäftigt, wodurch die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern insgesamt geringer waren als in den westdeutschen Bundesländern.

Übrigens: Ein Leben lang gearbeitet und doch zu wenig Rente – das ist für viele Menschen in Deutschland Realität. Rentner können jedoch diverse Zuschüsse beantragen, etwa einen Beitragszuschuss zur Krankenversicherung, Grundrente oder Wohngeld.