Maria Wendel

Mallorca steht vor einem Wendepunkt: Eine aktuelle Umfrage zeigt deutlich, dass viele Einheimische eine Begrenzung des Tourismus befürworten. Die Ergebnisse machen klar, wie stark die Belastung durch den Massentourismus inzwischen empfunden wird – sowohl ökologisch als auch sozial.

Mallorca: Tourismus-Umfrage unter Balearen-Bewohnern zeigt klares Ergebnis

Die Umfrage wurde Mitte September 2025 von der Agentur für Tourismusstrategie (AETIB) – einer Institution, die laut Mallorca Zeitung zur Balearen-Regierung gehört – veröffentlicht. Durchgeführt wurde sie zwar schon im Oktober 2024 mit über 2000 Bürgern der vier Balearischen Inseln Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera – die Ergebnisse wurden jedoch erst jetzt publik.

Die Umfrage-Ergebnisse machen die Ablehnung vieler Einheimischer gegenüber dem Tourismus deutlich: Drei Viertel der Befragten sind der Ansicht, dass es zu viele Touristen auf den Balearen gibt. Ein zentrales Problem ist der Wohnungsmarkt: Gut 77 Prozent sehen im Tourismus den Hauptgrund für steigende Wohnkosten. 62 Prozent lehnen die touristische Nutzung privater Wohnungen ab. Viele Einheimische können sich Wohnungen in zentralen Lagen kaum noch leisten, während Ferienunterkünfte boomen, wie unter anderem die Tagesschau berichtete. Auch steigende Preise für Waren und Dienstleistungen, zunehmende Staus und Menschenmengen sowie die Belastung der natürlichen Ressourcen werden laut Umfrage von großen Teilen der Bevölkerung als negative Folgen des Tourismus wahrgenommen, berichtet das Mallorca Magazin.

42 Prozent sind insgesamt mit dem Tourismus zufrieden – dieser Wert variiert jedoch stark je nach Insel: Am höchsten ist die Zufriedenheit auf Formentera (68 Prozent) und Menorca (66 Prozent), während Ibiza (48 Prozent) und Mallorca (38 Prozent) deutlich darunterliegen. Trotz der Kritik sind rund 86 Prozent der Befragten der Ansicht, dass der Tourismus einen wichtigen oder mittleren Beitrag zur Mehrung des Wohlstandes leistet. Knapp 74 Prozent äußern dieselbe Meinung in Bezug auf die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Es scheint ein zweischneidiges Schwert zu sein: Einerseits zu viele Touristen, die die Lebenshaltungskosten in die Höhe treiben. Andererseits werden durch den Tourismus Arbeitsplätze geschaffen und die Wirtschaft angekurbelt.

Mallorca: Was die Umfrage-Ergebnisse für Urlauber bedeuten könnten

Laut der Umfrage sprechen sich fast 70 Prozent der Befragten für eine Obergrenze bei der Zahl der Touristen aus – auf Mallorca sind es sogar über 77 Prozent. Große Mehrheiten gibt es laut Mallorca Magazin für die Regulierung einiger Faktoren, wie:

  • eine Begrenzung von Mietwagen (80 Prozent)

  • eine Reduzierung der touristischen Betten und Ferienwohnungen (80 Prozent)

  • eine Begrenzung von Kreuzfahrten (69 Prozent)

  • eine Reduzierung der Tourismuswerbung (52 Prozent)

  • Maßnahmen wie die Förderung der Saisonentzerrung, die geografische Streuung der Besuche oder die Förderung von Alternativen zu Sonne und Strand (rund 90 Prozent)

  • eine Erhöhung der Steuer für nachhaltigen Tourismus (ITS), auch Ökosteuer genannt (68 Prozent)

Die Ergebnisse der Umfrage heizen die politische Diskussion weiter an. Der balearische Tourismusminister Jaume Bauzà erklärte bei einer Pressekonferenz laut Mallorca Zeitung, es bedürfe keiner Umfragen, um die Stimmung in der Gesellschaft richtig zu deuten. Die Sorge um den Massentourismus sei bereits seit Jahren bekannt. Zudem stellte Bauzà klar, dass Dialogangebote bestehen – insbesondere im Rahmen des „Runden Tisches zur Nachhaltigkeit“ mit 140 Organisationen, der seiner Meinung nach repräsentativer sei als Umfragen. Bauzà wies die Schuldzuweisungen an die aktuelle Landesregierung zurück und verwies darauf, dass viele der Probleme bereits seit vielen Jahren bekannt sind. Die aktuelle Regierung habe seit ihrem Amtsantritt 2023 einen Nachhaltigkeitspakt vorgelegt, ein Dekret gegen neue touristische Plätze verabschiedet und den Kampf gegen illegale Unterkünfte verstärkt

Der Minister stellte laut Mallorca Zeitung klar, dass der Tourismus weiterhin als zentraler Wirtschaftsfaktor für die Inseln gilt. Dabei unterschied er ausdrücklich zwischen einer „Begrenzung“ und einer „Reduzierung“ der Urlauberzahlen – die Bevölkerung fordere beispielsweise mit einem Verbot neuer Ferienwohnungen eine Begrenzung. Bezogen auf die Begrenzung von Kreuzfahrtschiffen betonte er, dass sowohl die Reedereien als auch die Regierung gewillt seien, den eingeschlagenen Weg fortzuführen – gestützt auf eine Vereinbarung der früheren Regierung. Wie das Mallorca Magazin in einem früheren Artikel berichtete, gilt seit 2022 eine freiwillige Selbstbeschränkung, nach der höchstens drei Kreuzfahrtschiffe pro Tag im Hafen von Palma anlegen dürfen, davon nur eines mit mehr als 5000 Passagieren. Diese Vereinbarung wurde von der damaligen Regionalregierung mit den großen Reedereien ausgehandelt und soll bis 2027 laufen. Die von vielen Einheimischen befürwortete Anhebung der Ökosteuer konnte laut Bauzà nicht umgesetzt werden, da sie am Widerstand von Vox gescheitert sei – dem rechtspopulistischen Bündnispartner der konservativen Regierung in Palma, erklärt nau.ch.

Fazit: Mallorca lebt vom Tourismus – doch die Balance zwischen wirtschaftlichem Nutzen und Lebensqualität gerät zunehmend ins Wanken. Die Umfrage zeigt: Viele Bewohner wünschen sich ein nachhaltigeres Modell, das Rücksicht auf Umwelt, Infrastruktur und soziale Gerechtigkeit nimmt.

Übrigens: Aktuelle Zahlen des balearischen Instituts für Statistik Ibestat zeigen, dass im Juli 2025 erstmals weniger deutsche Touristen nach Mallorca reisten als ein Jahr zuvor. Auch der Wert der touristischen Pro-Kopf-Ausgaben ist gesunken: Das heißt, die deutschen Urlauber lassen deutlich weniger Geld auf der Insel.