Ann-Katrin Hahner

In Deutschland wird seit Jahren über die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern diskutiert. Der sogenannte Gender Pay Gap zeigt, dass Frauen durchschnittlich pro Stunde weniger verdienen als Männer. Doch es gibt Ausnahmen, in denen Frauen beim Gehalt vorn liegen – und die zeigen, wie stark Berufswahl und Branche den Verdienst beeinflussen.

Frauen verdienen mehr als Männer: In diesen Fällen ist ihr Gehalt wirklich höher

Primär in der Ausbildung haben Frauen hinsichtlich des Gehalts die Nase vorn. Laut Statistischem Bundesamt verdienten Auszubildende im April 2024 im Schnitt 1238 Euro brutto im Monat. Dabei lag das Gehalt der Frauen bei 1302 Euro und damit deutlich über dem der Männer, die 1187 Euro verdienten.

Grund für diesen anfänglichen Unterschied im Gehalt ist vorwiegend die Berufswahl: Viele weibliche Auszubildende entscheiden sich für Gesundheits- und Pflegeberufe, die mit durchschnittlich 1310 Euro monatlich überdurchschnittlich gut vergütet werden. Männer sind hingegen häufiger im Handwerk zu finden, wo die Vergütung mit 1008 Euro brutto im Monat deutlich niedriger ausfällt. Auch Künstlerberufe, in denen häufiger Männer ausgebildet werden, liegen mit 914 Euro am unteren Ende der Skala, hieß es in der dazugehörigen Mitteilung des Statistischen Bundesamts.

Damit zeigt sich: Frauen verdienen in der Ausbildung mehr, weil sie häufiger in den anfangs besser bezahlten Branchen vertreten sind. Es handelt sich also weniger um eine Umkehr der Lohnungleichheit, sondern um einen Effekt unterschiedlicher Berufswahlen.

Unterschiedliches Gehalt in Deutschland - So steht es um die Gender Pay Gap

Abseits der Ausbildung bleibt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland allerdings bestehen. 2024 lag der unbereinigte Gender Pay Gap bei 16 Prozent – Frauen verdienten im Schnitt 4,10 Euro weniger pro Stunde als Männer, wie aus der Erhebung des Statistischen Bundesamts hervorgeht. Das bedeutet, dass Frauen für die gleiche Arbeitszeit durchschnittlich deutlich weniger Geld erhielten.

Der bereinigte Gender Pay Gap, der Unterschiede in Qualifikation, Beruf und Beschäftigungsumfang herausrechnet, lag 2024 bei sechs Prozent. Das zeige laut der Bundesstiftung Gleichstellung: Selbst, wenn Frauen und Männer vergleichbare Voraussetzungen hätten, bliebe ein spürbarer Verdienstunterschied bestehen.

Trotz dieser Ungleichheiten gibt es Fortschritte. Der unbereinigte Gender Pay Gap sank im Jahr 2024 so stark wie nie zuvor seit Beginn der Berechnungen: von 18 auf 16 Prozent. Ein Grund dafür war laut Statistischem Bundesamt, dass die Bruttomonatsverdienste von Frauen mit plus acht Prozent stärker stiegen als die der Männer. Bei ihnen lag die Erhöhung bei fünf Prozent.

Auch im längerfristigen Vergleich zeigt sich eine Verbesserung: Vor zehn Jahren lag die Lücke noch bei 22 Prozent. Heute sind es sechs Punkte weniger. Der Equal Pay Day gilt als Aktionstag für Entgeltgleichheit und weist auf die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern hin. Er markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen im Vergleich zu Männern unbezahlt arbeiten würden – bei einer Lücke von 16 Prozent also die ersten 58 Tage des Jahres. Der Tag fällt auf den 27. Februar 2026 und wird damit früher als in vielen Jahren zuvor stattfinden.

Übrigens: Wer in Deutschland zur Oberschicht gehört, wird durch das Einkommen bestimmt. Das ist laut dem Institut für Wirtschaftsforschung für Singles ab einem Netto-Einkommen von 5780 Euro der Fall. Für Familien liegt der Wert bei 12.140 Euro.