Deborah Dillmann

Die Aktivrente soll bereits 2026 eingeführt werden und so künftige Rentnerinnen und Rentner motivieren, über ihr Renteneintrittsalter hinaus weiterzuarbeiten. Das teilte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) laut der Bundesregierung am 16. September in Berlin mit. Wer ab dem 1. Januar 2026 über das 67. Lebensjahr hinaus arbeitet, soll dann einen Betrag von 2000 Euro im Monat steuerfrei verdienen dürfen, im Jahr also bis zu 24.000 Euro.

Merz sagte: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mit dieser Methode, die richtigen Anreize zu setzen, weiterkommen als mit Befehl und Gehorsam, mit Repression und mit gesetzlichen Regeln.“ Stimmt das? Und wie viele baldige Rentnerinnen und Rentner wollen überhaupt länger arbeiten? Eine neue Umfrage gibt Aufschluss.

Umfrage zur Aktivrente: Wie viele baldige Rentner wollen nach dem Renteneintritt weiterarbeiten?

„Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie nach Ihrem Renteneintritt weiterarbeiten, um bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei dazuzuverdienen?“ – diese Frage stellte das Civey-Umfrageinstitut erwerbstätigen Menschen in Deutschland ab 55 Jahren. Die Ergebnisse stellte Civey-Geschäftsführer Gerrit Richter am 19. September im Welt-Interview vor.

Dabei zeigte sich, dass die Hälfte der befragten Mittfünfziger, also jeder Zweite, die Aktivrente „wahrscheinlich“ nutzen will. „Das ist ein erstaunlich hoher Wert“, befindet Richter. Für diese Menschen handele es sich bei der steuerfreien Weiterarbeit um eine „attraktive Option“. Trotzdem lehnen immerhin vier von zehn Erwerbstätigen (43 Prozent) diese Möglichkeit ab. Sie gaben es als „unwahrscheinlich“ an, nach ihrem Renteneintritt noch zu arbeiten. Sieben Prozent der Befragten antworteten mit „weiß nicht“ auf die Umfrage des Instituts.

Kritik an der Aktivrente: Wer profitiert von den Plänen und wer nicht?

Auch wenn die Umfrageergebnisse zur Aktivrente große Zustimmung suggerieren, gibt es dennoch Zweifel und Kritik – unter anderem von Sozialverbänden. So hat etwa die Präsidentin der Caritas, Eva Maria Welskop-Deffaa, gegenüber t-online erklärt, dass die Aktivrente im Generationenverhältnis zu schwer erklärbaren Ungerechtigkeiten führe. Profitieren würden nämlich nur Rentnerinnen und Rentner, während junge Eltern mit steigenden Einkommen voll in die Steuerprogression rutschen würden.

Auch der Sozialverband VdK ist nicht von der Aktivrente überzeugt. In einer Pressemitteilung sagte Präsidentin Verena Bentele, die Mehrheit der älteren Menschen werde nicht von den geplanten Steuergeschenken profitieren. „Sie sind entweder selbstständig tätig oder machen dies als Minijob“, erklärte Bentele. Dabei würden Minijobber schon jetzt weitgehend steuerfrei arbeiten, denn der geplante Freibetrag werde nur auf Einkommen aus sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen gewährt.

„Die geplante Aktivrente ist für gesunde Menschen in wenig belastenden Berufen, die über die Regelaltersgrenze hinaus weiterarbeiten wollen, eine attraktive Fördermaßnahme“, sagt Bentele. Als Einzelmaßnahme werde sie statt zusätzlicher Arbeitsplätze vor allem „Mitnahmeeffekte und massive Steuerausfälle produzieren und dem Fachkräftemangel in nur geringem Maße entgegenwirken“.

Tatsächlich hat eine neue Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, die im August 2025 veröffentlicht wurde, gezeigt, dass die Aktivrente teuer werden könnte. Jährlich würden dem Fiskus Steuereinnahmen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro entgehen. Ausgehend von den Zahlen aus 2023 würden etwas mehr als 600.000 Rentnerinnen und Rentnern sowie Selbstständige jenseits der Regelaltersgrenze damit weniger Steuern zahlen und von der Aktivrente profitieren.