Knapp eine Million Menschen sollen laut den Vereinten Nationen die Ukraine bereits verlassen haben, seit Russland vergangene Woche die Invasion in dem Land startete. Die meisten Menschen queren die Grenze nach Polen. Fotografin Lena Reiner und Journalist Niklas Golitschek zeigen Eindrücke von Übergängen und einem grenznahen Bahnhof entlang der mehr als 500 Kilometer langen polnisch-ukrainischen Grenze, eingefangen in einer Woche seit Kriegsbeginn.
Lange Staus bei Korczowa
Am ersten Wochenende nach dem russischen Angriff herrschen chaotische Zustände an der Grenze Korczowa – Krakowiec. Auch auf polnischer Seite bilden sich kilometerlange Autoschlangen: Vor allem Polen und Deutsche warten hier auf ukrainische Angehörige, die teils mehr als 40 Stunden im Stau auf der ukrainischen Seite stehen.
Unter den Wartenden war auch Jens aus Lindau, der hier seine Geschichte erzählt.
Ab Sonntag richtet die polnische Regierung ein größeres Ankunftszentrum ein, sodass sich die Situation am Grenzposten zunehmend entspannt.
Grenzübergang Zosin
Der Sonnenschein trügt. Am Sonntag herrschen am Grenzübergang Zosin auch tagsüber noch Minusgrade. Es weht ein eisiger Wind. Die Ankommenden aus der Ukraine sind teilweise zu Fuß unterwegs und versuchen, möglichst schnell in ein Auto zu gelangen – die meisten werden von Freunden oder Verwandten abgeholt.
In Zosin werden die Menschen am Montagmorgen unmittelbar am Grenzübergang von Helfern in Empfang genommen. Auch hier gibt es warmes Essen, Spendenkleidung und Transferangebote für die Ankommenden, die nicht direkt von Freunden oder Verwandten abgeholt werden.
Grenzübergang Hrebenne
Am Grenzübergang Hrebenne warten in der Nacht auf Dienstag Autos und Busse auf die Geflüchteten aus der Ukraine. Es ist bitterkalt, der Boden ist gefroren.
Bei den eisigen Temperaturen legt sich sogar über abgestelltes Gepäck neben einem Reisebus ein eisiger Schleier. Wartende wärmen sich hier an Heizpilzen auf.
Grenzübergang Budomierz
Wechsel nach Budomierz, es ist Donnerstag.
Nahe des Grenzübergangs wurden innerhalb weniger Tage Zelte mit Hilfsangeboten aufgebaut. Außderde wurde Sand gegen den Matsch aufgeschüttet, der immer dann entsteht, wenn tagsüber die Temperaturen kurzzeitig die Nullgradgrenze überschreiten. Für Mütter und Kinder gibt es beheizte Zelte als Rückzugsort.
In den Zelten warten Menschen, die nicht sofort einen Transfer finden können oder auf Verwandte und Freunde länger warten müssen. Da die Staus und Warteschlangen auf der ukrainischen Seite der Grenze unabsehbar lang sind, kommt es immer wieder dazu, dass entweder Ankommende oder aber Angehörige stundenlang in der Kälte warten müssen. Dementsprechend wird von Helfern an den Grenzübergängen nach und nach immer mehr Unterstützung in Form von warmen Getränken, Essen, Dixieklos und warmen Orten zum Warten angeboten.
Bahnhof Przemysl
Am grenznahen Bahnhof Przemysl fahren weiterhin Züge aus und in die Ukraine. Dieser ankommende Zug aus Kiew wird von Helfern begrüßt, die Wasser, Sandwiches und Kuscheltiere zu den Menschen, die auf diesem Weg aus der Ukraine flüchten, hineinreichen. Viele von ihnen nutzen die Zugverbindung weiter nach Warschau.
Der polnische grenznahe Bahnhof Przemysl ist zum Dreh- und Angelpunkt geworden. Hier fahren Flüchtende durch oder sie kommen an. Helfer bereiten hier ein Spendenangebot direkt für die Menschen vor, die am internationalen Gleis 5 aus der Ukraine ankommen.