Vor gut 50 Jahren schockierte Esther Vilar die damals aufkeimende Frauenbewegung mit der Behauptung, nicht die Ehefrauen, sondern deren Männer seien die wahrhaft unterdrückten Wesen – weil sie tagein, tagaus die Familie versorgen müssten, während sich die Gattinnen daheim ein schönes Leben machten.
Fünf Jahrzehnte später ist die These aus Vilars Buch „Der dressierte Mann“ Wirklichkeit geworden: Jetzt wird von den Männern erwartet, dass sie auch noch den Haushalt übernehmen. Das behauptet zumindest Philipp Vandamm. Der Episoden-Gast des 18. „Nord Nord Mord“-Krimis ist ein Männerversteher, der mit seinen Auftritten ganze Stadien füllt.

Der vom Konstanzer Oliver Wnuk gespielte Kommissar Hinnerk Feldmann erkennt sich in dem von Vandamm entworfenen Szenario des abgedankten Herrn der Schöpfung umgehend wieder, schließlich erwartet die Kollegin und Mitbewohnerin Ina Behrendsen (Julia Brendler) wie selbstverständlich, dass er die Spülmaschine nicht nur ausräumt, sondern auch repariert.
Für den heiteren Hintergrund der Krimi-Episode „Sievers sieht Gespenster“ (19. Dezember, 20.15 Uhr, ZDF) ist also schon mal gesorgt, und wer wäre eine bessere Wahl für die Verkörperung des Männlichkeits-Gurus als Henning Baum, einer der letzten echten Kerle im deutschen Fernsehen. Zum Krimi wird die Konstellation, als eine junge Frau tot in einem Koffer an den Sylter Strand gespült wird. Sie ist ertrunken, allerdings nicht im Meer, wie die Obduktion ergibt, sondern wohl in einer Badewanne.
Das gab‘s doch schon mal
Die Rechtsmedizinerin erinnert sich an ein ganz ähnliches Ereignis, das sich vor drei Jahren in Stuttgart zugetragen hat. Weil die Wanne Vandamm gehörte, ist er automatisch verdächtig. Denn wie es der Zufall will, arbeitet er nach einer mehrjährigen Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung auf Sylt an seinem Comeback. Die tote Frau entpuppt sich als Escort-Dame und Vandamm leugnet auch gar nicht, dass sie ihm zu Diensten war, versichert jedoch, sein Assistent habe sie in der Nacht in ihr Hotel gebracht.
Im Gegensatz zu Feldmann hält der 46-jährige Oliver Wnuk die Botschaften Vandamms für „völligen Quatsch“. „Wenn man keinen stabilen Selbstwert hat, sollte man die Schuld nicht auf jemand anderen projizieren und schon gar nicht dem weiblichen Geschlecht in die Schuhe schieben“, sagt Wnuk.
Der aus Konstanz stammende Schauspieler hält ohnehin nichts von Prädikaten wie Männer- oder Frauenversteher: „Ich hoffe, ich habe einen guten Zugang zu Menschen. Was soll man denn bei Frauen anders verstehen als bei Männern? Ich schätze, dass Benutzer solcher Bezeichnungen noch in klebrigen Klischees vergangener Generationen festhängen.“