Herr Bohlen, viele „Deutschland sucht den Superstar“-Zuschauer kennen Sie gar nicht als Live-Musiker, sondern nur als Juror. Aber nun kommen Sie ins Zürcher Hallenstadion und dann heißt es: Bohlen singt Bohlen. Was bei anderen Künstlern selbstverständlich wäre, ist in Ihrem Fall etwas Besonderes.

Für mich ist es besonders schwer, weil ich all meine 22 Nummer Einsen nachsingen werde. Beim Schlager-Medley mit Andrea Berg, Beatrice Egli, Yvonne Catterfeld und DJ Ötzi muss ich von einer Person in die andere switchen. Ich werde mir wahrscheinlich ein paar Perücken, Miniröcke und ein weißes Käppi besorgen! (lacht) „Für dich“ nachzusingen, verlangt mir noch viel mehr ab. Ich weiß das so genau, weil ich gestern geübt habe.

Was gehört sonst noch zum Programm?

Es wird alle großen Hits von „Deutschland sucht den Superstar“ geben, von „We Have A Dream“ bis „Take Me Tonight“ von Alexander Klaws, und natürlich Modern Talking rauf und runter, „You‚re My Heart, You‚re My Soul“, „You Can Win If You Want“ und „Cheri Cheri Lady“ – jetzt wieder aktuell in der Rap-Version von Capital Bra. Außerdem werde ich „Dieters Tagesschau“, die ich sonst auf Instagram mache, auf die Bühne bringen.

Wie gut sind Sie in Stimmen imitieren, etwa bei „Mein Herz“?

Ich singe die Songs so, wie ich sie den Künstlern vorgesungen habe. Beatrice Egli hat mal ein Demo von mir bekommen, auf dem ich drauf rumgesungen habe, und so wird er etwa klingen.

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Und was für eine Show bieten Sie?

Jede Nummer kriegt ein tolles Gewand. Bei einigen geht richtig die Post ab. Bei „Win The Race“, das ich für Michael Schumacher geschrieben habe, werde ich mit einem Motorrad auf die Bühne fahren. Es wird auch ein großes Bett und eine riesige Feuershow geben.

Was ist für Sie noch Luxus?

Wenn ich billig irgendwelche Sachen krieg, macht mir das eine wahnsinnige Freude. Meine Freundin hat mir immer eine Zahncreme gekauft, die sechs Euro kostet. Auf einmal lese ich in so einem Warentest, mangelhaft. Welche ist denn gut? Lidl. 48 Cent! Ein Zwölftel. Da bin ich sofort losgefahren. Die Leute denken zwar immer, ich hab einen Hammer, aber es macht mir Spaß. Der Luxus daran ist, dass ich mir die Zeit nehme, um zu einem Billiganbieter zu fahren, um ein Schnäppchen zu machen.

Sind Sie damit aufgewachsen, dass man aufs Geld schaut?

Total. Das hab ich aufgesaugt. Meine Eltern waren Unternehmer. Sie haben Straßenbrücken und so was gebaut. Mein Papa hat mit nix angefangen. Das Geld war immer unheimlich eng. Meine Mama hat Stunden über den Preis für einen Sack Zement verhandelt. Ich feilsche auch um alles.

Würden Sie Ihren Kindern den Rat geben, sich der Herausforderung einer Casting-Show zu stellen?

Nur, wenn die was drauf hätten, aber auch dann würde ich nochmals mit ihnen reden, da sich die Zeiten in den letzten Jahrzehnten enorm verändert haben. Als Komponist und Texter krieg ich für eine Million Spotify-Streams ganze 300 Euro. Wenn du früher eine Nummer 1 hattest, hast du mit ihr eine Million gemacht.

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Lohnt es sich noch, Songs zu schreiben?

Nur noch zum Spaß oder wenn man ein großer Liveact werden will. Mit Konzerten verdient man mehr Geld als früher. Aber nur, wenn du vorher Hits hattest – sonst kommt ja keiner.

Welchem Politiker trauen Sie denn zu, dass er, wenn er die Macht hätte, diese Welt in die richtige Richtung lenken könnte?

Ich kenn die Menschen nicht so gut. Der einzige, den ich kenne, bin ich selber. Mir würde ich das zutrauen.

Weshalb haben Sie denn nie Politik gemacht?

Der Job ist in vielen – nicht in allen – Ländern chronisch unterbezahlt. Ich halte das für völlig falsch. So kommen Leute wie Trump, der finanziell nicht nötig hätte, an die Macht. Er macht das für das Ego. Ich finde es jedoch auch suboptimal, wie Deutschland aufgestellt ist.

In welcher Hinsicht?

Wenn mal jemand die Wahrheit sagt, wird er sofort aussortiert. Ich kenn‘ das! Sobald du Stellung beziehst, wirst du fertiggemacht.

Fragen: Reinhold Hönle

Am 14. September tritt Dieter Bohlen um 20 Uhr Zürcher Hallenstadion auf. Das Album „Dieter Feat. Bohlen“ ist bei Sony Music erschienen und kostet 15,50 Euro.