Eigentlich war Mel Gibson so gut wie abgeschrieben. Seine letzte wirklich nennenswerte Hauptrolle spielte der umstrittene Hollywood-Star 2011 in Jodie Fosters Film „Der Biber“. Und seine bislang letzte Arbeit hinter der Kamera liegt mit dem Maya-Drama „Apocalypto“ schon zehn Jahre zurück. Jetzt aber nimmt Gibson noch einmal Anlauf fürs Regie-Comeback: Basierend auf einer wahren Begebenheit setzt er in „Hacksaw Ridge“ dem US-Kriegshelden Desmond Doss ein Kino-Denkmal. Doss vertrat bei seinem Einsatz in Japan im Zweiten Weltkrieg konsequent seine pazifistische Überzeugung: Als der streng religiöse Sieben-Tage-Adventist in den 1940er-Jahren zum Militär ging, setzte er gegen viele Widerstände durch, dass er im Kriegseinsatz als Sanitäter keine Waffe tragen musste. Dennoch rettete er in den Wirren der Schlacht von Okinawa 75 US-Soldaten das Leben.

Die Leinwand-Version, die mit einem beachtlichen Star-Aufgebot in Szene gesetzt wird, zerfällt dabei in zwei Teile: In der ersten Stunde zeigt „Hacksaw Ridge“ Doss‘ Herkunft und das schwierige Verhältnis zum alkoholkranken Vater, einem Veteran des Ersten Weltkriegs. Hier hat Doss die Schlüsselerlebnisse, die ihn zu seiner Überzeugung brachten – und die mit fast schon naiver Überdeutlichkeit illustriert werden.

Wer glaubt, dass Gibson hier schon wenig Gespür für ein differenziertes Bild beweist, wird seine Freude an der zweiten Hälfte haben: Dann schickt Gibson Doss und die Zuschauer durch den packend inszenierten, aber ziemlich drastischen Kugel- und Bombenhagel des Schlachtfelds – ein Inferno, das keine blutige Einzelheit ausspart.

Nicht erst seit seiner Verfilmung von „Die Passion Christi“ wurden die religiösen Überzeugungen Gibsons, der dem katholischen Traditionalismus angehört, zum Gegenstand öffentlicher Diskussion. Auch in „Hacksaw Ridge“ stellt er die Religiosität seiner Hauptfigur heraus. Selbst wenn Doss‘ Geschichte beeindruckend ist: Die Verfilmung bläst ihn zum mythischen Helden auf und gerät zum pathetischen und stark religiös aufgeladenen Anti-Kriegs-Drama.

Trotz der Schwächen dieses Werks scheint Gibson sein Comeback mit diesem Film aber geglückt zu sein. Zumindest in den Kreis der preisverdächtigsten Filme des vergangenen Jahres hat es „Hacksaw Ridge“ geschafft – gerade erst mit sechs Oscar-Nominierungen.

 

ABSPANN

Land: Australien/USA

Regie: Mel Gibson

Darsteller: Andrew Garfield, Hugo Weaving, Vince Vaughn

FSK: ab 16 Jahren

Länge: 140 Minuten

Fazit: Pathetisch und religiös aufgeladenes Kino-Denkmal für einen pazifistischen Kriegshelden, das knietief in Blut watet, aber dabei stellenweise durchaus packend ist.

Der Trailer zum Film: