Vor nicht einmal zwei Jahren schenkte der Freiburger Kunstsammler und Mäzen Josef Lienhart dem Augustinermuseum Freiburg fast seine vollständige Sammlung an kostbaren Zeichnungen und Druckgrafiken zur französischen Buchkunst des 18. Jahrhunderts. „Aus Liebe zu den Büchern“ hatte er Vorlagen für Buch-Illustrationen jener Zeit gesammelt. Felix Reuße, Leiter der Graphischen Sammlung des Augustinermuseums, verbuchte die Blätter von Meistern der französischen Buchkunst als „wunderbare Ergänzung“ seines Bestands an Grafik in diesem Segment.

Das Haus der Graphischen Sammlung zeigt einen Großteil der Schenkung in der Schau „La France. Zwischen Aufklärung und Galanterie“. Die Präsentation ist laut Tilmann von Stockhausen, Chef der Städtischen Museen, nicht nur deshalb ein deutsch-französisches Projekt, weil sie von der französischen Kunsthistorikerin Hélène Iehl konzipiert wurde, sondern auch dank des zweisprachigen Kataloges. Führungen finden auf Französisch statt.

Als ein Stück „Aufklärung in Sachen französischer Kulturgeschichte“ möchte von Stockhausen die Ausstellung verstanden wissen. Anschaulich wird darin das hohe Niveau der Buchkunst im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Bücher in handlichen Ausgaben erfreuten sich früh großer Beliebtheit – wozu die Illustrationen ihren Teil beitrugen. Das trifft auf bibliophile Kostbarkeiten wie mit Radierungen und Kupferstichen ausgeschmückte Romane oder Gedichtbände ebenso zu wie auf wissenschaftliche Werke wie die „Histoire Naturelle“ des Comte de Buffon, aus der ein kolorierter Kupferstich zu sehen ist.

Neu war damals, dass Stiche nicht mehr allein nach Gemälden, sondern auch nach Zeichnungen berühmter Meister wie Abraham Bloemaert entstanden. Meisterhaft geben François Bouchers Radierungen die Zeichnungen des Niederländers wieder. 1735 erschienen sie als Studien- und Musterbuch für Künstler. Künstler wie Louis Desplaces und Jean Audran schufen Kupferstiche und Radierungen für einen Sammelband nach Zeichnungen und Gemälden von Antoine Watteau. Neben Szenen mit Bezug aufs Theater findet sich auch eine Satire auf die Zunft der Ärzte nach einem um 1710 entstandenen Gemälde Watteaus – ein frühes Beispiel für den aufklärerischen Geist.

Zur idealisierenden Darstellung von Natur und Mensch gesellen sich burleske Szenen – wie die Radierungen nach Jean-Joseph Vadés Gedicht „Die zerbrochene Pfeife“. Als Höhepunkt der französischen Buchkunst des 18. Jahrhunderts darf man die Illustrationen von Jean-Michel Moreau dem Jüngeren zu Jean-Jacques Rousseaus Roman „Die neue Heloïse“ betrachten – ein Bestseller der Zeit. Der Stellenwert, den Buch-Illustrationen besaßen, wird dadurch deutlich, dass Rousseau selbst den Grafikern exakte Vorgaben zur Auswahl der Motive und zu ihrer Gestaltung machte.

„La France. Zwischen Aufklärung und Galanterie“ im Haus der Graphischen Sammlung in Freiburg, bis 3. Juni 2018, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Informationen auf www.freiburg.de/museen