Eishockey: Diesmal war alles ganz anders. Zum ersten Mal seit sechs Jahren kehrte Kyle Sonnenburg nach der Sommerpause nicht nach Krefeld zurück. Er flog zwar aus seiner Heimat Kanada wieder nach Europa, diesmal aber viel weiter in den Süden Deutschlands. Schließlich sind die Wild Wings sein neuer Arbeitgeber. Erstaunlicherweise ist Schwenningen erst sein zweiter Klub überhaupt als Eishockey-Profi. Denn Kyle Sonnenburg ist ein echter Spätzünder, was den Profisport angeht. Erst im Alter von 24 Jahren wagte er diesen Schritt, spielte zuvor in der kanadischen College-Liga.
Dass sein Weg damals gleich nach Deutschland führte, mag auch seinen deutschen Wurzeln geschuldet sein. Beide Eltern stammen aus Deutschland, in der Familie wird im Prinzip auch noch deutsch gesprochen. Nicht allerdings mit dem Sohnemann. „Ich verstehe zwar fast alles, aber mit dem Sprechen hapert es doch ziemlich. Ich hoffe, dass es jetzt endlich besser wird“, sagt der deutsch-kanadische Doppelbürger. Bei den Wild Wings hat er dafür eine gute Gelegenheit, besteht die Mannschaft doch zu einem überwiegenden Teil aus Deutschen.
Doch auch was sein neues Team angeht, vermag der 31-Jährige zu erstaunen. „Nein, ich kannte keinen einzigen meiner Kollegen vorher“, berichtet er. Angesichts der eher überschaubaren Eishockey-Welt doch etwas ungewöhnlich. „Lustig war aber, dass viele Spieler einen anderen kennen, den wiederum ich auch kenne. Da gab es durchaus schon ein paar gute Sprüche.“ Die Eingewöhnungszeit war also trotz des neuen Klubs und der neuen Stadt richtig kurz. Und das, obwohl sich Kyle Sonnenburg gleich in der ersten Trainingswoche krank melden musste. Eine Sommergrippe hatte ihn flach gelegt. Damit verpasste er auch zwei erste wichtige Ereignisse. „Ich konnte leider nicht am Golfturnier teilnehmen und habe auch das erste öffentliche Eistraining verpasst“, bedauert er. Zunächst einmal schade, da der Verteidiger richtig gut und gerne Golf spielt. Zum anderen hatte er vorher gehört, dass das erste öffentliche Training in Schwenningen etwas Besonderes sei. „Mir wurde gesagt, dass fast 2000 Leute da waren, das hätte ich sicher gerne erlebt“, sagt Kyle Sonnenburg. „Das ist beeindruckend und zeigt, dass die Fans hier Eishockey sehr schätzen und hinter dem Team stehen.“
Am Sonntag beim Derby gegen Freiburg konnte er sich selbst hautnah einen Eindruck verschaffen von der großartigen Atmosphäre in der Helios-Arena. Mehr als 4000 Zuschauer wollten das Vorbereitungsspiel sehen. Sie sahen auch einen Treffer von Sonnenburg, der den 6:1-Endstand markierte. Die Begeisterung der SERC-Fans tun auch dem Mann mit der Nummer 43 gut, zumal er im letzten Jahr in Krefeld diesbezüglich nicht viel Angenehmes erlebt hat. Weshalb er auch sehr zurückhaltend ist, was seine neue Mannschaft angeht. „Soweit ich es beurteilen kann, haben wir eine schnelle Mannschaft, die hart arbeitet“, analysiert der Linksschütze. „Das gefällt mir sehr und kommt mir entgegen.“ Sich selbst bezeichnet er als „hart arbeitenden Verteidiger, der defensiv solide spielt und den Puck gut bewegen kann“. In der kommenden Saison möchte er aber noch ein bisschen mehr. Sonnenburg: „Ich möchte mich häufiger in die Offensive einschalten, als das zuletzt möglich war. Da kann und will ich mich noch verbessern.“
Dafür hat er in den vergangenen Monaten in Waterloo, seiner Heimatstadt in der kanadischen Provinz Ontario, den Grundstein gelegt. Allerdings standen auch noch andere wichtige Dinge an. Vor rund einem Monat hat er seine langjährige Freundin Suchana geheiratet. „Ja, sie ist jetzt definitiv meine Frau“, sagt er lächelnd. Die gebürtige Bosnierin hatte ihn auch in den letzten Jahren immer nach Europa begleitet, selbstverständlich ist sie auch mit in den Schwarzwald gekommen. Das Neu-Ehepaar hat sich am Wohnort Donaueschingen sehr gut eingelebt und erkundet schon kräftig die Umgebung. „Wir gehen gerne wandern oder Rad fahren und haben uns deshalb auch schon sehr auf den Schwarzwald gefreut“, berichtet Kyle Sonnenburg.
Viel Gelegenheit wird dafür allerdings in den kommenden Monaten wohl nicht bleiben. Von September bis März herrscht auch für Sonnenburg im Schwarzwald überwiegend Eiszeit.
Kyle Sonnenburg
Geboren am 7. Mai 1986 in Waterloo, Kanada. Nationalität: kanadisch, deutsch. Größe: 185cm. Gewicht: 90kg. Schießt: links. Verheiratet mit Suchana. Bisherige Vereine: 2007 bis 2011 University of Waterloo, 2011 bis 2017 Krefeld Pinguine