Boxen: (veh) Einen Tag vor Heiligabend war ar für den Friedrichshafener Profiboxer Anatoli Muratov im Silence Hotel in Istanbul alles andere als Stille Nacht, heilige Nacht angesagt. In der türkischen Metropole stieg er zu seinem 21. Profikampf in den Ring. Es galt für den Supermittelgewichtler, der seit fünf Jahren nun von Manager Benedikt Poelchau promoted wird und neben seiner Schichtarbeit bei der MTU in Friedrichshafen täglich mehrere Stunden hart trainiert, den 24-jährigen Georgier Giorgi Jincharadze zu bezwingen. Unter Ex-Europameister Mahir Oral und dem früheren Weltmeister Artur Grigorian bereitete sich der ehrgeizige Motorenmechaniker aus Friedrichshafen während seines Weihnachtsurlaubs auf diese Begegnung vor.
„Vom Gegner wussten wir, dass er gefährlich werden kann“, berichtet der 29-Jährige, „er bringt gerne seine Rechte zum Kopf des Gegners und ist kein Schläger. Er boxt, und das hieß für uns, dass ich klug und taktisch boxen werde. Im Training haben wir noch an einigen Dingen, wie zum Beispiel an der Defensive gearbeitet, die ich dann im Kampf auch umsetzen konnte.“
Von der ersten Runde an boxte der gebürtige Kasache hoch konzentriert und landete stets mehr Treffer als sein Kontrahent. Schon in der dritten Runde zeichnete sich klar ab, dass Muratov der stärkere Fighter ist. Trotzdem versuchte Jincharadze immer wieder zu kontern. Er konnte einige wenige Treffer anbringen, die jedoch ohne Wirkung waren. Ab der vierten Runde war klar, wer den Ring als Sieger verlässt. Mit einer harten Schlagkombination schickte Muratov seinen Kontrahenten zu Boden.
Nachdem der 24-Jährige vom Ringrichter angezählt worden war, verlor er noch seinen Mundschutz, was ihm Zeit zum Durchatmen verschaffte, bis ihn der Gong über die Zeit rettete. Jetzt war jedem klar, dass der ehemalige Amateurboxer des VfB Friedrichshafen und des BT Langenargen, wo er immer noch mit Trainer Thomas Schuler diverse Einheiten absolviert, seinen 14 K. o. wollte.
„Obwohl ich so nah dran war, habe ich es nicht geschafft, den Kampf vorzeitig zu beenden“, berichtet Muratov. „Aber ich wollte das ja auch nicht mit wilden Aktionen machen, boxerisch habe ich versucht, alles abzurufen, um ihn auf den Boden zu bringen. Die Stimmung war die Bombe. Ich mag das, wenn alle begeistert mitfiebern!“
Auch Trainer Mahir Oral hatte von seinem Boxer den Knock out gefordert. „Der Gegner war mehrmals kurz davor. Aber wie das eben ist – man kann ein K. o. nicht erzwingen. Ich bin zufrieden mit seiner Leistung. Viele Dinge, die wir geübt haben, konnte er schon gut umsetzen. Es gibt natürlich einige Punkte, an denen wir intensiv arbeiten müssen. Da freue ich mich aber drauf. Ich traue dem Jungen wirklich etwas zu.“
Auch Manager Benedikt Poelchau ist von Muratovs Leistung begeistert. „Ich bin mit Toli wirklich zufrieden. Man sieht eine tolle Weiterentwicklung. Die zahlreichen Trainingscamps in der ganzen Welt, das Lernen von verschiedenen Trainern mit den unterschiedlichsten Stilen, Sparringseinheiten mit der Weltspitze, die 19 Siege und auch die beiden Niederlagen: Dieser Entwicklungsprozess trägt Früchte. Nach fünf Jahren bei den Profis ist Toli Schritt für Schritt gereift, hat sich selbst gefunden, verfügt über eine sehr gute boxerische Grundausstattung und ist in den Ranglisten gut platziert. Mit Mahir Oral und Artur Grigorian als Trainer sollen 2018 mindestens zwei 10- oder 12-Runden-Titelkämpfe stattfinden.“ Ab Januar werde Muratoav schon wieder an den Grundlagen arbeiten und für den Kampf am 14. April in Wangen wird er ein achtwöchiges Trainingscamp mit seinen Trainern absolvieren.“