Die Ambitionen waren zu groß, aber am Ende ist die Stimmung trotzdem super. Das erste „Kids Winds“-Konzert des Stadtorchesters Friedrichshafen am Samstag ist damit ein halber Erfolg. Um ein ganzer zu werden, hätte das Stadtorchester sich selbst stärker zurücknehmen müssen: Das Konzert wurde mit Donikkl beworben, dem Star am Himmel der Kinderlieder, aber die ganze erste Konzerthälfte – über eine Stunde – spielt Donikkl nur die Rolle des Assistenten, der ein bisschen mitmoderieren darf. In erster Linie stellt David Gilson die Instrumente des Orchesters vor, von der Pikkoloflöte bis zur Tuba. Das ist auch durchaus ertragreich. Man lernt, dass lange und breite Instrumente tiefer klingen als kurze und dünne. „Klang ist Luft in Bewegung“, sagt der Leiter des Stadtorchesters, stellt eine brennende Kerze vor eine große Trommel und „pustet“ sie mit einem Trommelschlag aus. Witzig ist auch das selbstgebaute Horn aus drei Metern Gartenschlauch und einem Plastiktrichter – Gilson spielt es virtuos. Trotzdem dauert dieser pädagogische Teil zu lang, in dem das Orchester durchaus wunderbare Werke spielt – von Teilen aus Rossinis „Wilhelm Tell“ über „Aida“ bis zu Filmmusik aus „Tom und Jerry“. Mit dieser Trickfilmreihe sind allerdings die Eltern im fast vollen Eckener-Saal wohl eher aufgewachsen als ihre Kinder, die mit dieser Musik wenig anzufangen wissen.
In dieser zweiten Hälfte findet das Stadthochester schließlich seine ideale Rolle: Als Begleiter von Liedern, die wohl noch nie so großartig geklungen haben – denn Philippe Wozniak hat zündende Orchesterarrangements für Donikkls Stücke geschrieben. Was dabei entsteht sind liebenswerte (Kinder-)Partykracher, die Erwachsene genauso begeistern wie ihren Nachwuchs. Das Stadtorchester spielt, als sei es bei James Last in die Lehre gegangen – ein Klangapparat, der swingt, der auch mal Druck aufbaut und der vor allem genauso euphorisch jubelt, wie Donikkls Lieder es verdient haben: „Jetzt kommt die Sonne raus – he Leute, lasst die Sonne rein!“, singt der drahtige Entertainer mit den pumucklroten Haaren; er hüpft und springt, wirft die Arme in die Höhe und entwickelt ganz nebenbei eine kleine Choreographie, die die Kinder sofort und aus dem Bauch heraus nachmachen – genauso wie ihre eben noch auf Stühlen sitzenden Eltern. Wenn dieser Reggae-Pop mit schlagerhafter Eingängigkeit Musik für Kinder ist, kann man als Erwachsener neidisch werden angesichts vieler seelenloser Popsongs, die die Radiosender verstopfen.
Donikkl kommt am 1. Februar 2014 wieder nach Friedrichshafen, ins Dornier-Museum. Das Stadtorchester Friedrichshafen wiederum hat mit seinem ersten Kinderkonzert wichtige Erfahrungen gesammelt. Es hat als Begleitformation alles richtig gemacht, hat Donikkl engagiert und so gezeigt, dass es durchaus weiß, was Kinder spannend finden. Wenn es sich auf diese Mitte der Kinderinteressen künftig noch stärker konzentriert und den begleitenden Rahmen schrumpft, kann nichts mehr schiefgehen.