
Tausende Menschen warten auf ein Spenderorgan - und damit auf einen Anruf mit der erlösenden Nachricht: "Wir haben ein Organ für Sie." Sie alle sind auf ein Spenderorgan angewiesen, um weiterleben zu können. Doch auf den Wartelisten stehen viel mehr Menschen als es jedes Jahr Spenderogane gibt, und so wird das Warten zum unerträglichen Wettlauf mit der Zeit.
10.239 Menschen standen laut der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) im Dezember 2015 auf einer Warteliste der Stiftung Eurotransplant, um ein Spenderorgan erhalten zu können. Eurotransplant vermittelt Spenderorgane und führt Wartelisten für Kranke, die auf ein Organ angewiesen sind. Neben Deutschland nehmen noch sieben weitere Länder am Organspende-System von Eurotransplant teil: Belgien, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Slowenien und Ungarn. Die Organisation führt Wartelisten für die Organe Niere, Leber, Herz, Lunge, Pankreas und Dünndarm.
Doch längst nicht jeder, der auf einer Warteliste steht, kann auch in absehbarer Zeit mit einem Spenderorgan rechnen. Der großen Zahl an Kranken steht eine wesentlich kleinere Zahl an Spenderorganen gegenüber. So wurden im Jahr 2015 nur 2900 Organe nach einem Todesfall transplantiert.
Mit Abstand am meisten Menschen in Deutschland warten auf eine Spenderniere. Sie machten 76 Prozent aller Wartenden im Dezember 2015 aus. Für eine Niere lag die durchschnittliche Wartezeit im Jahr 2015 bei sechs bis sieben Jahren. Bei der Zahl der postmortal gespendeten Nieren, dem am häufigsten transplantierten Organ in Deutschland, zeigt sich seit einigen Jahren, wie bei anderen Organen auch, ein Rückgang der Anzahl transplantierter Organe. Wurden im Jahr 2010 noch 2250 Nieren transplantiert, waren es 2015 lediglich noch 1520.
Auch beim Blick auf die Anzahl aller transplantierten Organe zeigt sich seit 2010 ein deutlicher Rückgang. Vor sechs Jahren wurden noch 4205 Organe transplantiert, im Jahr 2015 waren es noch 2900.
Neben der Möglichkeit über eine Warteliste ein Spenderorgan zu bekommen, gibt es auch die Option, eine Lebendspende zu erhalten. Jedoch ist dies nicht bei allen Organen möglich. Nieren und Teile der Leber können von lebenden Spendern transplantiert werden. Das deutsche Transplantationsgesetz schreibt jedoch vor, dass dies nur geschehen darf, wenn kein postmortal, das heißt nach einem festgestellten Hirntod, gespendetes Organ zur Verfügung steht. Der Prozess bis zu einer erfolgreichen Transplantation sieht zudem die Prüfung eines jeden Falls durch eine Kommission von Experten vor. Lebendspenden machten im Jahr 2015 einen Anteil von 18,3 Prozent an allen gespendeten Organen aus.
Eine dritte Art der Spende ist die sogenannte Dominospende. So werden Transplantationen bezeichnet, bei denen nur Teile eines versagten Organs, wie zum Beispiel die Herzklappen, einer weiteren Person transplantiert werden. Sie kommen nur in sehr geringem Maße vor.
Organspendebereitschaft
Das Organspende-System von Eurotransplant kann jedoch nur funktionieren, wenn es eine ausreichend große Anzahl an Organspendern gibt. Dass hierbei für alle Organe ein gewisser Missstand besteht, zeigen die Zahlen zu Transplantationen im Vergleich zu Wartenden deutlich.Ein wichtiger Hebel, die Anzahl der potentiellen Organspender zu erhöhen, ist der Organspendeausweis. Durch ihn ist man gefordert, sich selbst die Frage nach der Spendebereitschaft zu stellen. Laut einer Umfrage im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Jahr 2014 haben 35 Prozent aller Deutschen zwischen 14 und 75 Jahren einen Organspendeausweis. 86 Prozent der Befragten gaben dabei an, dass sie einer Organspende mit ihrem Ausweis zustimmten. Somit nimmt nur rund ein Drittel der Deutschen die Entscheidung zu spenden selbst in die Hand.