5,32 Millionen Menschen waren am Mittwochabend im ZDF dabei, als der seit dem Jahr 2007 ungelöste Mord am 27-jährigen Ägypter Karm Ahmed in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ in Spielfilmszenen gezeigt wurde.
Demnach war Karm Ahmed mit der gebürtigen Deutschen Veronica M. verheiratet, die 27 Jahre älter war als er. Sie hatten sich im Urlaub in Ägypten kennengelernt. Gemeinsam wohnten sie in einer kleinen Gemeinde in der Nähe der Stadt Schaffhausen. Doch der junge Ehemann soll immer wieder für einige Tage und Nächte „mit Freunden“ unterwegs gewesen, aber außer Chauffeurdiensten keiner geregelten Arbeit nachgegangen sein. Jedoch züchtete der Mann kleinere Mengen an Cannabis bei sich zu Hause, wie die Kantonspolizei Thurgau später entdeckte – wohl für den Eigengebrauch.
Hose von Leichnam heruntergezogen
Am 10. Dezember 2007 war Karm Ahmed mit zwei Freunden in einem Lokal in der Schaffhauser Innenstadt etwas trinken, als er plötzlich einen ominösen Anruf von einer drei Kilometer entfernten Telefonzelle erhielt, wie die Kripo später auswerten konnte. Obwohl er gerade noch eine Runde bestellt hatte, verließ er seine Freunde, ohne ihnen zu sagen, wen er wo so eilig treffen müsse. Kurz darauf verschwindet sein Handy – ein schwarzes Nokia -aus dem Mobilfunknetz – bis heute ist es nicht mehr aufgetaucht.

Drei Tage später, am Nachmittag des 13. Dezember 2007, entdeckt der Pächter des etwa 15 Kilometer von Schaffhausen entfernten Barchetsees einen leblosen, mit einem Betonblock am Seegrund festgebundenen Leichnam. Für die Polizei irritierend ist dabei, dass die Hose runtergezogen und Oberbekleidung nach oben geschoben waren – vielleicht um das Opfer zu entwürdigen. Da Ahmeds Fingerabdrücke aufgrund eines kleineren Diebstahls in der Datenbank der Polizei gespeichert waren, konnte die Leiche rasch identifiziert werden, noch bevor Veronica M. ihren Ehemann als vermisst melden konnte.
Mindestens zwei Täter
Nach einer Obduktion stand fest, dass Karm Ahmed durch mehrere Schüsse gestorben war. Am See konnte die Polizei jedoch keine Kampf- oder Blutspuren und auch keine Patronenhülsen auffinden, weshalb die Polizei davon ausgeht, dass der Tatort woanders war und mindestens zwei Personen beteiligt gewesen sein müssen, da vom Parkplatz bis zum See auch keine Schleifspuren gefunden werden konnten. Das heißt, Ahmed dürfte nach seiner Ermordung mit einem Auto zum See gefahren und das letzte Stück getragen worden sein.

„Wir gehen davon aus, dass es mehrere Leute gibt, die wissen, was passiert ist – diese Mitwisser wollen wir ansprechen“, sagte Martin Sigg, Chefermittler der Kantonspolizei Thurgau, in der Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“. Er ersucht Personen, die Karm Ahmed kannten, und sich noch nicht gemeldet haben, um Hinweise. „Vielleicht hat jemand aus einem Umfeld eine Vermutung, warum er getötet wurde“, so Sigg.
Warum Mithelfer straffrei bleiben
Hinzu komme, dass Mithelfer, die bei der Beseitigung des Leichnams geholfen haben, keine strafrechtliche Verfolgung mehr fürchten müssten. „Die Störung des Totenfriedens ist bereits verjährt. Mitwisser und Helfer könnten sich bei uns melden, ohne eine Strafe befürchten zu müssen“, sagt Chefpolizist Sigg.

Die Art des Verbrechens könnte ins Drogenmilieu passen, jedoch haben die Behörden keine Hinweise gefunden, dass das Mordopfer in größere Rauschgiftgeschäfte verwickelt war. Gerüchten zufolge soll Ahmed mehrere Männer in Bordelle bis nach Bern und Zürich chauffiert haben. Dafür hat die Kantonspolizei Thurgau auf SÜDKURIER-Nachfrage jedoch keine Indizien. Selbst soll Karm Ahmed nicht im Rotlichtmilieu verkehrt haben. Die Polizei geht davon aus, dass der 27-jährige Ägypter bereits am Abend seines Verschwindens ermordet und beseitigt wurde.
80 Hinweise nach Ausstrahlung
Nach der Ausstrahlung des Mordfalls im Fernsehen am Mittwochabend gingen rund 80 Hinweise bei den deutschen und Schweizer Ermittlern ein, darunter auch ein „interessanter“, wie die Polizei festhält. Demnach soll sich eine Person gemeldet haben, die Informationen über die Herkunft des Betonblocks liefern konnte, mit dem der Leichnam am Grund des Barchetsees beschwert war. „Wir sind jetzt mit Hochdruck dran, alle Hinweise auszuwerten“, sagt Matthias Graf von der Kantonspolizei Thurgau dem SÜDKURIER. Vorerst bleibt das Motiv unklar und der Mordfall weiter ein Rätsel.