Er liegt idyllisch in einem Naturschutzgebiet und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergeher, bekannt für seine schwimmenden Inseln: Der beschauliche Barchetsee im Schweizer Kanton Thurgau, etwa zehn Autominuten von Gailingen am Hochrhein entfernt. Im starken Kontrast zu der Idylle steht ein grausames Verbrechen, dass sich dort vor mehr als 14 Jahren ereignete und bis heute ungeklärt ist.

Beim Badesteg in Ufernähe entdeckte ein Spaziergänger am 13. Dezember 2007 einen leblosen Körper am Seegrund – beschwert mit einem 30 Kilogramm schweren Betonelement. Nach einer Obduktion des Leichnams konnte dessen Identität und die Todesursache rasch geklärt werden: Bei dem Opfer handelt es sich um einen 27-jährigen Ägypter, der zuletzt im Kanton Schaffhausen wohnte und durch mehrere Schüsse aus einer Waffe starb.
Täter aus Drogenszene?
Drei Tage vor der Tötung wurde der Mann noch in der Stadt Schaffhausen leben gesehen. Der genaue Todeszeitpunkt konnte nicht mehr rekonstruiert werden. „Laut den rechtsmedizinischen Einschätzungen starb der Mann maximal drei Tage vor dem Fund“, sagt Matthias Graf von der Kantonspolizei Thurgau dem SÜDKURIER. Offen ist bis heute, ob der Fundort identisch mit dem Tatort ist. Spuren vor Ort konnte die Polizei keine feststellen, was auf ein professionelles Vorgehen der Täter hindeutet.

Unterwegs war das damals 27-jährige Opfer auch im süddeutschen Raum und in weiteren Kantonen mit einem elf Jahre alten schwarzen Fiat Punto 75 mit Schaffhauser Kennzeichen und auffälligen rot-gelben Flammenmustern auf beiden Fahrertüren. Der Mann soll laut Thurgauer Kantonspolizei Kontakte ins Drogenmilieu gehabt haben, was ein mögliches Motiv des oder der Täter gewesen sein könnte. Dennoch schließen die Behörden auch eine Beziehungstat weiterhin nicht aus.
Belohnung von 10.000 Franken
Auf zahlreiche Zeugenaufrufe der Behörden gingen innerhalb von wenigen Monaten rund 80 Hinweise aus der Bevölkerung ein. Zusätzlich hatte das Departement für Justiz und Sicherheit des Kantons Thurgau bereits im April 2008 Belohnung von 10.000 Franken für sachdienliche Hinweise ausgesetzt. Doch trotz intensiver Ermittlungen konnte das Tötungsdelikt bis heute nicht geklärt werden.

Aus diesem Grund haben sich die Thurgauer Ermittlungsbehörden entschlossen, bei der Lösung des „Cold Case“ mit der Fernsehreihe 'Aktenzeichen XY ungelöst' zusammenzuarbeiten. Am Mittwoch, 16. März 2022, wird der Fall zur Primetime ab 20.15 Uhr im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) ausgestrahlt. Anhand von filmischen Szenen wird der Tötungsfall rekonstruiert und nacherzählt, damit Zuschauer telefonisch oder per Internet relevante Informationen mit den Behörden teilen. „Wir erhoffen uns von der Ausstrahlung neue Erkenntnisse. Jeder Hinweis wird von uns ernst genommen und geprüft, denn jeder Hinweis kann zum Erfolg führen“, sagt Matthias Graf von der Thurgauer Polizei.
Betonelemente von Garten- oder Straßenbau

Ein Ermittlungsansatz der Behörden war unter anderem, die Herkunft jenes Betonelements abzuklären, mit dem der Körper des Opfers im Wasser des Barchetsee beschwert wurde. Es handelt sich um eine Betonplatte von 85 Zentimeter Länge, 16 Zentimeter Breite, einer Tiefe von 9,5 Zentimetern und einem Gewicht von rund 30 Kilogramm. Auffällig ist eine mit einem dicken schwarzen Filzstift überdeckte Stelle auf einer Längsseite sowie daneben eine Handnotiz „2 Stk“. Betonelemente dieser Art finden sich beispielsweise im Garten- oder Straßenbau Verwendung.

Wer das Opfer, seinen Wagen und mögliche Begleiter in den Tagen vor dem 13. Dezember 2007 gesehen hat, wird gebeten, sich mit der Kantonspolizei Thurgau in Verbindung zu setzen. Interessiert ist die Polizei weiterhin an Beobachtungen im Gebiet Barchetsee in der Zeit vom 10. bis zum 13. Dezember 2007.