Ein Griff in die Obstschale und schon schwirren jede Menge braune, winzige Fliegen durch die Küche. Die schlechte Nachricht: Ganz vermeiden lassen sich Fruchtfliegen im Sommer in keinem Haushalt. Die gute Nachricht: Wer richtig vorbeugt, statt die Tiere zu bekämpfen, hat es deutlich entspannter. Wie das geht und warum die winzigen Plagegeister für Forscher sehr wichtig sind: die wichtigsten Fragen und Antworten.
Woher kommen die Fruchtfliegen überhaupt?
Die zwei bis drei Millimeter großen, gelbbraun gefärbten Tiere mit den roten Augen kommen auf zwei Wegen ins Haus. Sie leben überall in der Natur und können leicht fauliges Obst über weite Strecken riechen. Liegt eine reife Aprikose in der Obstschale, kommen die Fliegen durch geöffnete Fenster in die Küche.
Der zweite Weg: Fruchtfliegen legen ihre winzigen Eier auf Obst ab, aus denen bald die Larven schlüpfen. So kauft man die Fliegen quasi im Supermarkt ein – oder holt sie mit gepflücktem Obst aus dem Garten ins Haus.
Warum hat man oft von einem auf den anderen Tag so viele Obstfliegen in der Küche?
Eine weibliche Obstfliege legt dem Umweltbundesamt zufolge bis zu 400 Eier. Bei günstigen Temperaturen um die 25 Grad dauert es nur zehn Tage, bis diese Generation wieder Eier legen kann. Aus nur einer Larve können so innerhalb weniger Wochen Millionen von Tieren entstehen. Bei 20 Grad dauert die Entwicklung schon doppelt so lange, unter 10 Grad oder über 32 Grad vermehren sich die Tiere nicht mehr.
Solch heiße Tage gab es in diesem Sommer bislang aber selten – was den Fruchtfliegen gut gefällt. Zudem brauchen die Larven leicht beschädigtes Obst, damit sie an das Fruchtfleisch gelangen und sich entwickeln können – solange die Schale ganz intakt ist, gelingt das nicht. Dazu reicht allerdings ein winziger Riss in einer Nektarinen-Schale, eine Druckstelle im Apfel oder das ungeschützte Fruchtfleisch an der Stelle, an der die Weintraube oder die Johannisbeere am Stiel hing.
Sind Fruchtfliegen schädlich?
Nein, im Gegensatz zu vielen anderen Fliegenarten übertragen Fruchtfliegen keine Krankheitserreger. Man kann Obst also bedenkenlos auch dann noch essen, wenn eine Fruchtfliege darauf saß. Und auch wenn die Vorstellung wenig appetitlich ist: es schadet auch nichts, wenn man die winzigen Eier oder Larven der Fruchtfliegen mitisst.
„Das ist harmlos für den Menschen und bereitet ihm keine Probleme“, sagt der Biologe Klemens Störtkuhl, der an der Ruhr-Universität Bochum an Fruchtfliegen forscht. Wer das nicht möchte, der wäscht das Obst vor dem Verzehr einfach, das spült die Eier ab – und ist ohnehin empfehlenswert. „Pestizide oder Bakterien auf dem Obst sind problematischer als Fruchtfliegen-Eier“, so Störtkuhl.
Verdirbt Obst durch die Fruchtfliegen schneller?
Zunächst ist es eher umgekehrt: Obst, welches schon sehr reif ist, zieht die Fruchtfliegen an. Zum Gären kommt Obst durch Bakterien und Hefepilze, welche von Natur aus auf den Schalen sitzen. Sind Fruchtfliegen da, verbreiten sie diese Hefesporen und Bakterien über ihre Beine und Mundwerkzeuge allerdings auf anderes Obst weiter – wodurch dieses auch eher zu Faulen beginnt.
Wie wird man Obstfliegen wieder los?
Der Klassiker sind selbst gebaute Fallen: Hierzu gibt man in eine Schale Wasser etwas Essig und Fruchtsaft, sowie einem Tropfen Spülmittel. Essig und Saft ziehen durch ihren Duft die Tiere an, sie fliegen in die Schale, durch das Spülmittel wird die Oberflächenspannung des Wassers herabgesetzt – die Tiere können sich nicht mehr darauf halten und ertrinken.
Klemens Störtkuhl empfiehlt eine Falle mit Bier und Spülmittel, weil der Hefegeruch auf die Fruchtfliegen besonders anziehend wirkt. „Allerdings sollte man eine solche Falle nur wenige Stunden aufstellen und dann entsorgen“, so Störtkuhl. Wer sie hingegen tagelang stehen lässt, schafft damit vielmehr eine Anziehungsquelle für Fruchtfliegen, die von draußen neu in die Räume kommen.
Im Handel erhältliche Fruchtfliegenfallen bringen ebenfalls dieses Problem mit sich, wenn man sie dauerhaft nutzt. Auch Einsaugen ist nicht die beste Idee: die Staubsaugerbeutel bieten meist eine weitere Brutstätte für die Tiere – sollten gegebenenfalls also im Mülleimer landen.
Was kann man nachhaltig gegen Fruchtfliegen machen?
Am besten ist es, wenn sich erst gar keine größere Fruchtfliegenpopulation in der Küche entwickeln kann. Der Naturschutzbund Nabu Baden-Württemberg rät, die Nahrungsquellen möglichst klein zu halten, welche die Tiere anlocken. Also nur so viel reifes Obst kaufen, wie man rasch essen kann – und es so lange im Kühlschrank aufbewahren. Darin können sich wegen der kühlen Temperaturen aus den Eiern keine Larven entwickeln.
Unter einem Obst-Netz ist das Obst zwar vor Fruchtfliegen geschützt – der Geruch zieht aber trotzdem noch Fliegen an. Und sind die winzigen Eier schon auf der Schale, entwickeln sich die Larven trotzdem. Auch Obstreste an Messern, Tellern oder auf Schneidebrettern locken Obstfliegen an – deshalb immer sofort abspülen. Gleiches gilt für Saft- oder Weinreste in Gläsern, in offenen Saft-, Wein oder Essig-Flaschen oder leeren Tetrapacks von Fruchtsäften.
Eine weitere Quelle für Essensreste sind Spülbecken, Abfluss sowie Mülleimer – auch diese regelmäßig reinigen. Damit weniger Fruchtfliegen von draußen in die Küche fliegen, können Mückengitter vor den Fenstern helfen.
Lockt der Komposthaufen im Garten auch zusätzliche Tiere ins Haus?
Nein. Ein Komposthaufen kann im Gegenteil sogar dabei helfen, weniger Fruchtfliegen im Haus zu haben. Je mehr Obstreste auf dem Komposthaufen landen, desto stärker werden vom verfaulenden Obst zwar Lockstoffe erzeugt und diese ziehen tatsächlich viele Fruchtfliegen an.
Aber: „Diese Lockstoffe sind in der Regel dann außen in viel höherer Konzentration vorhanden als im Haus. Damit bleiben die Fruchtfliegen auch draußen“, sagt Biologe Klemens Störtkuhl.

Warum sind Fruchtfliegen für Forscher wichtig?
Fruchtfliegen und Menschen haben Gene, die zu rund 60 Prozent übereinstimmen. Deshalb werden sie gerade im Bereich der Genetik gern zu Forschungszwecken genutzt. Hinzu kommt, dass man sehr viele der Tiere auf kleinstem Raum halten kann, sie sich leicht und schnell vermehren lassen und keine großen Ansprüche stellen – das macht sie zu guten Forschungstieren, gerade auch dann, wenn man mehrere Generationen erforschen möchte.