Teresa Nauber, dpa

Der Joghurt riecht gut und sieht genauso aus wie immer – trotzdem wandert der Becher in den Müll. So etwas passiert jeden Tag, in Millionen Haushalten. Der Grund: Auf dem Becher ist ein Mindesthaltbarkeitsdatum aufgedruckt, und das ist überschritten. Den Joghurt hätte man trotzdem noch essen können. „Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist ganz klar kein Verfallsdatum oder Ablaufdatum“, betont Peter Loosen vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL). Nur weiß das kaum einer, oder die Menschen sind verunsichert. Tonnenweise Lebensmittel landen deshalb täglich im Abfall.

Tatsächlich gibt das Mindesthaltbarkeitsdatum nur an, bis wann das ungeöffnete Lebensmittel seine spezifischen Eigenschaften mindestens behält, wenn es angemessen aufbewahrt wird. Das heißt: Wie lange Farbe, Geruch, Geschmack und Nährwerte genau so bleiben wie an dem Tag, an dem es abgepackt wurde. Es geht aber auch um die Sicherheit, dass sich keine Mikroorganismen wie Keime in der Packung breitgemacht haben.

Die "2" kennzeichnet Hühnereier aus Bodenhaltung.
Die "2" kennzeichnet Hühnereier aus Bodenhaltung. | Bild: Jens Büttner (dpa)

„Das Mindesthaltbarkeitsdatum wird von den Unternehmen in eigener Verantwortung vergeben“, erklärt eine Sprecherin des Bundesagrarministeriums. Die Hersteller können die Mindesthaltbarkeit aber nur dann sicher garantieren, wenn sie eine Art Puffer einrechnen, erklärt Loosen. „Darum sind viele Lebensmittel auch nach Ablauf des angegebenen Datums noch genießbar.“ Auf einigen Nahrungsprodukten gibt es anstelle des Mindesthaltbarkeitsdatums ein Verbrauchsdatum. Beides sollte man nicht verwechseln. Ein Verbrauchsdatum bekommen Lebensmittel, die leicht verderblich sind – zum Beispiel Hackfleisch.

„Hier kann nach Ablauf des Verbrauchsdatums eine Gesundheitsgefahr durch Keime entstehen.“ Deshalb darf das Lebensmittel dann nicht mehr gegessen werden, erklärt Gabriele Graf von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf.

 

Schon gewusst?

Tiefkühlgemüse hat den Vorteil, dass es sich lange lagern lässt. Doch auch bei diesen Produkten gibt es ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Es verrät Verbrauchern, wie lange das TK-Gemüse bei einer Aufbewahrung von minus 18 Grad Aussehen, Konsistenz, Geruch und Geschmack behält. Meist sind das sechs Monate. Ist das Haltbarkeitsdatum überschritten, muss man das Gemüse aber nicht sofort wegwerfen. Sind Aussehen, Geruch und Geschmack in Ordnung, ist es bedenkenlos essbar. (dpa)

 

Aber welche Lebensmittel halten sich wie lange? Der Verbraucherzentrale Hamburg zufolge ist Milch in einer ungeöffneten Verpackung rund drei Tage nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar. Eier können noch zwei Wochen später verwendet werden – allerdings lieber zum Kochen und Backen und nicht roh, etwa für Nachspeisen wie Tiramisu. Mehl, Reis und Nudeln können den Verbraucherschützern zufolge noch mehrere Monate nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verwendet werden, wenn sie trocken gelagert werden.

Auf den Packungen einiger lange haltbarer Lebensmittel wie zum Beispiel Salz, Zucker und Essig – muss dank einer EU-Verordnung gar kein Mindesthaltbarkeitsdatum stehen.

Nudeln füllen Kohlehydratspeicher.
Nudeln füllen Kohlehydratspeicher. | Bild: Martin Schutt

Momentan versucht das Bundesagrarministerium, Produzenten dazu zu bringen, bei solchen Lebensmitteln auf die Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums zu verzichten, berichtet die Sprecherin des Ministeriums.

Vielleicht wäre es noch besser, zusätzlich ein Verbrauchsverfallsdatum (VVD) auf Lebensmittelpackungen zu drucken. Das Ministerium lässt diese Idee gerade von einem Forschungsinstitut bewerten. „Es soll angeben, bis wann ein Lebensmittel bei Abstrichen von der Qualität noch verzehrt werden kann“, erklärt die Sprecherin. Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde hält von dieser Idee nichts: „Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Verbraucher mit drei unterschiedlichen Daten besser zurechtkämen als mit den bestehenden zwei Daten – Mindesthaltbarkeitsdatum und Verfallsdatum“, sagt Loosen.

Unabhängig von allen Daten kann jeder zu Hause selbst überprüfen, ob ein Lebensmittel noch gut ist – oder ob man es lieber nicht mehr isst. Dass Milchprodukte verdorben sind, erkennen Verbraucher am Geruch. Außerdem zeigt Schimmel, dass zum Beispiel Brot nicht mehr genießbar ist. Wer auf einem Brot Schimmelpilze entdeckt, sollte in jedem Fall das gesamte Brot entsorgen, rät Graf: „Wie weit der Schimmel im Brot verbreitet ist, ist schwer zu erkennen und zu schmecken.“ Isst man das verschimmelte Brot, können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen die Folge sein.

Milch ist in einer ungeöffneten Packung noch drei Tage länger haltbar.
Milch ist in einer ungeöffneten Packung noch drei Tage länger haltbar. | Bild: dpa

Auf manche Käsesorten gehört Schimmel – er wird zur Reifung gebraucht. Allerdings kann auch solcher Käse von Fremdschimmel befallen werden. Hat ein Edelschimmelkäse eine ungewöhnlich zweite Schimmelschicht mit rötlichen, grünlichen oder grauen Flecken, sollte man den gesamten Käse entsorgen – andernfalls drohen auch hier Magen-Darm-Beschwerden. Bei Fleisch sind grundsätzlich Geruch und Aussehen wichtige Hinweise für Frische. „Schweinefleisch ist rosafarben, saftig, zart und feinfaserig“, sagt Graf. Spätestens, wenn man es probiert, bemerkt man, ob Fleisch noch gut ist oder nicht. Ein ranziger Geschmack weist eindeutig darauf hin, dass es nicht mehr genießbar ist.

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