Wer Whatsapp nutzt, wird festgestellt haben, dass seit geraumer Zeit in der Rubrik „Aktuelles“ – also jenem Bereich, wo man Status-Updates mit seinen Kontakten teilt – verschiedene Kanäle auftauchen.
Fußballvereine sind da vertreten, aber auch Radio-Sender oder Unternehmen wie Mercedes. Wer etwa den FC Bayern München abonniert, erhält Nachrichten und Updates über den Fußball-Klub.
Whatsapp-Kanäle fungieren als eine Art Sender
Die Darstellung in Form von Fotos und Videoclips ähnelt dem Feed von Facebook und Instagram, die zum Imperium von Meta gehören. Eingeführt im Juni 2023, fungieren die Whatsapp-Kanäle als eine Art Sender. Seit einigen Wochen stehen den Administratoren interaktive Tools wie Sprachnotizen und Umfragen zur Verfügung.
Whatsapp wurde einst als kostengünstige SMS-Alternative gegründet – die Nutzer mussten einen Dollar oder Euro für den Download der App bezahlen. Doch zehn Jahre, nachdem Facebook den Messengerdienst für 19 Milliarden Dollar übernommen hat, wirft das Geschäft noch immer kaum Erträge ab.

Es gibt keine Werbung, Abogebühren wurden abgeschafft. Die Einnahmen aus der Geschäftssparte „Whatsapp Business“, wo kleine und mittlere Unternehmen gegen Gebühr mit Kunden in Kontakt treten können, taxieren Analysten auf zwischen 500 Millionen und eine Milliarde Dollar im Jahr.
Das ist weniger als ein Prozent des Konzernumsatzes. Zum Vergleich: Instagram machte dank Werbung 2023 einen Umsatz von rund 40 Milliarden Dollar.
Whatsapp-Gründer Jan Koum, der nach der Übernahme an Bord blieb und dem Facebook-Chef Mark Zuckerberg freie Hand ließ, lehnte Anzeigen strikt ab und kümmerte sich bis zu seinem Rücktritt 2018 lieber um Verschlüsselung als um Geschäftsmodelle.
Zuckerberg hat den Messenger lange links liegengelassen. Stattdessen pumpte er viel Geld in sein Lieblingsprojekt: das Metaverse. Eine 3D-Welt, in die man sich mit einer Datenbrille einloggt und als Avatar arbeitet oder einkaufen geht.
Zuckerbergs Prestigeprojekt verbrennt Milliarden
Doch die Vision hat Investoren bislang nicht überzeugt – neben grafischen Unzulänglichkeiten sorgten auch Fälle von virtuellen Vergewaltigungen in Facebooks VR-Welt „Horizon Worlds“ für Negativschlagzeilen.
Zuckerberg hat mit seinem Prestigeprojekt einen zweistelligen Milliardenbetrag verbrannt. Wohl deshalb fokussiert sich Meta wieder auf das Kerngeschäft: soziale Netzwerke. Hier hat Meta das Know-how, und hier schlummert noch eine Menge Potenzial zum Geldverdienen.
Schutz gegen künftige Angriffe mit Superrechnern
Denn Whatsapp hat mehr als zwei Milliarden Nutzer auf der Welt, das ist fast doppelt so viel wie Tiktok. Wenn sie nicht nur Textnachrichten verschicken, sondern auch Transaktionen durchführen, ließe sich sehr viel Geld verdienen.
Diesem Kalkül folgend hat Whatsapp 2023 eine Bezahlfunktion in Brasilien eingeführt: Nutzer können dort mit ihrer hinterlegten Kreditkarte bei autorisierten Händlern direkt über den Messengerdienst bezahlen oder Freunden Geld schicken.
Mit seinen 214 Millionen Einwohnern ist Brasilien für Whatsapp einer der wichtigsten Märkte: Kein Land versendet so viele Audio- und Textnachrichten. Der Messenger ist so tief in den Alltag verwoben, dass sogar Ärzte über den Dienst mit ihren Patienten kommunizieren.
In Indien können Nutzer mit Whatsapp Essen bestellen
Das wissen auch Unternehmen: So hat Chevrolet in Brasilien ein mobiles Rennspiel für Whatsapp programmiert, um ein Bewusstsein für die Gefahren des Textens beim Fahren zu schaffen. In Indien können Whatsapp-Nutzer schon seit einiger Zeit Essen online bestellen oder Taxis buchen.
Zuckerberg träumt schon länger von einer Super-App nach dem Vorbild des chinesischen Diensts Wechat, der Messenger, Bezahldienst und Gaming-Plattform in einem ist.
Daher will der Meta-Chef Whatsapp umbauen: Er will die App für Unternehmen öffnen und auf Profitabilität trimmen. In einem Interview mit der „New York Times“ sprach Zuckerberg im vergangenen Jahr davon, ein „neues Kapitel“ zu öffnen.
Die Kanäle spielen bei der Vernetzung eine Schlüsselrolle: Über die können Firmen Kunden binden und Marktforschung betreiben, etwa indem sie Umfragen über Produkte lancieren.
Whatsapp-Chef Will Cathcart brachte ein Bezahlmodell für Exklusivinhalte und Werbung für Kanäle und Status-Updates ins Spiel. Ziel sei es, Whatsapp zu einer „bekannten Marke“ für Einkäufe, Nachrichten und Events zu machen.
Wer wissen will, was es Neues im Handel oder in den Nachrichten gibt, soll den Super-Sender Whatsapp einschalten. Fragt sich nur, ob sich dafür ein zahlendes Publikum findet.