Seit Mai befindet sich die Inflation auf Rekordniveau: Zwar sank sie im Juni von 7,9 auf 7,6 Prozent, doch auch dieser Wert gehört noch immer zu den höchsten der vergangenen Jahrzehnte. Auf ähnlichem Niveau bewegte sich diese Zahl zum letzten Mal während der Ölkrise im Jahr 1973.
Aber was bedeutet der Begriff Inflation überhaupt? Und wie steht dieser Wert mit den gestiegenen Lebensmittelpreisen im Supermarkt in Verbindung?
Was ist Inflation?
„Unter Inflation versteht man einen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen, der für alle Verbraucher relevant ist“, erklärt Hagen Krämer, Ökonom und Wirtschaftswissenschaftler von der Hochschule Karlsruhe.

Das Statistische Bundesamt errechnet diesen Wert regelmäßig auf Basis der Preisveränderungen von 650 Gütern. Je nachdem, wie viel Geld Menschen für welche Güter ausgegeben, beeinflusse das den Anstieg der Inflationsrate.
Es liegt nicht nur am Ukraine-Krieg
„Der stärkste Treiber sind aktuell die Energiepreise, die mit 38 Prozent weit über dem Durchschnitt angestiegen sind“, erklärt Krämer. „Sie wirken sich auf die Preise aus, weil Lebensmittel beispielsweise Energie für die Kühlung oder den Transport benötigen.“ Dabei komme dazu, dass durch den Ukraine-Krieg gewisse Rohstoffe wie Getreide, Weizen oder Speiseöl knapp geworden seien.
Außerdem gibt es noch immer die Unterbrechung von Lieferketten in China. „Wegen der strikten Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung hat das bereits vor dem Ukraine-Krieg dazu geführt, dass die Inflation gestiegen ist“, so der Ökonom.
Warum auch regionale Produkte teurer geworden sind
Wer beim Einkauf regionale Produkte wählt, bemerkt selbst bei Eiern, Gemüse oder Obst einen Preisanstieg – trotz kurzen Wegen zwischen Produzent, Markt und Kunden. Krämer erklärt das folgendermaßen: „Einerseits verzeichnen alle Produzenten einen Anstieg von Kosten, andererseits gibt es auch Produzenten, die den das als Anlass nehmen, um überfällige Preiserhöhungen durchzuführen oder mehr als nur die Kosten aufzuschlagen.“

„Daher ist es richtig, dass das Kartellrecht noch einmal verschärft werden soll“, sagt er. „Das geschieht im Moment vor allem im Hinblick auf die Mineralölwirtschaft.“
Entlastungen für Geringverdiener? „Da wird noch mehr nötig sein“
Laut Krämer wirke sich der Preisanstieg auf weite Teile der Bevölkerung aus. „Es betrifft bereits die Normalverdiener, aber vor allem Personen, die keine Ersparnisse haben und solche, die von Mindestlohn oder Hartz IV leben“, sagt er.
„Um hier einen sozialen Ausgleich zu schaffen, muss die Regierung sie weiterhin entlasten.“ Das habe sie beispielsweise mit dem Zuschlag zur Grundsicherung, dem Heizkostenzuschuss oder Kinderbonus bereits getan. „Da wird aber noch mehr nötig sein“, so Krämer.
Wie die Preise wieder sinken könnten
Wann die Preise wieder sinken, ist für Krämer auch wegen des des Ukraine-Kriegs unklar. „Die hohen Preise werden sicherlich noch länger anhalten“, sagt er. Die Regierung müsse jetzt aber die erneuerbaren Energien fördern. „Dann ist Deutschland weniger abhängig von Energie aus dem Ausland. Damit sinken auch die Preise für Energie und die von Lebensmitteln.“
Krämer erklärt zudem: „Die Europäische Zentralbank sollte die Leitzinsen vorsichtig und in kleineren Schritten erhöhen.“ Damit beeinflusst sie die Geldmenge und die ökonomische Entwicklung im Währungsraum und bekämpft somit die Inflation.