Auch für die Nutzer von Öl- und Pelletheizungen sind die Preise stark gestiegen – weshalb auch für sie staatliche Entlastungen beschlossen wurden. Doch während die Gaskunden die finanzielle Unterstützung automatisch über eine geminderte Gasrechnung bekommen, müssen die Heizöl- oder Pelletkunden selbst aktiv werden und einen Antrag stellen.

Wo kann man diesen Antrag stellen?

Seit Ende April steht fest, wann und wo Besitzer von Öl-, Pellet- und Flüssiggasheizungen sowie Kachel- und Kohleöfen Notfallhilfen erhalten können.

Wie das Stuttgarter Umwelt- und Energieministerium (UM) mitteilte, könne die sogenannte Härtefallhilfe für nicht leitungsgebundene Energieträger ab dem 8. Mai über ein Onlineportal beantragt werden. Dieses wird zentral für Gesamtdeutschland von Hamburg aus koordiniert und findet sich hier.

Das könnte Sie auch interessieren

Mit welchen Entlastungen kann man als Besitzer von Öl- und Pelletheizungen rechnen?

Der Bund stellt 1,8 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds bereit. Geld geben soll es rückwirkend für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 1. Dezember 2022. Wer als Privathaushalt für diesen Zeitraum eine Rechnung für Heizöl oder Pellets vorweisen kann, die mehr als den doppelten Preis des Vorjahres ausweist, bekommt eine Entlastung. Von dem Preis, der übers Doppelte hinausgeht, übernimmt der Staat dann 80 Prozent, wobei maximal 2000 Euro möglich sind.

Wenn all diese Dinge schon feststehen: Was genau müssen Bund und Länder dann noch vereinbaren?

Wie hoch die Entlastungen ausfallen werden, hängt vor allem davon ab, welchen Preis man für das Jahr 2021 ansetzt. Denkbar für einen solchen Referenzpreis ist ein Durchschnittspreis des Statistischen Bundesamtes für Öl oder Gas im Jahr 2021. Ob das so kommt, müssen Bund und Länder aber noch festlegen.

Das könnte Sie auch interessieren

Profitieren auch Mieter von den Geldern für Öl- und Pelletheizungen?

Der Vermieter soll wohl bei der Antragstellung förmlich erklären, dass er die Entlastung an seine Mieter weitergibt. Diese können das dann entsprechend auf ihrer Heizkostenabrechnung prüfen.

Wie groß waren die Preissteigerungen bei Holzpellets?

Das Öl und Gas großen Preisschwankungen ausgesetzt sind ist bekannt, allerdings waren auch hier die Ausschläge im vergangenen Jahr enorm. Holzpellets dagegen galten immer als sehr preisstabil, lagen jahrelang in einer vergleichbaren Spanne. Das änderte sich 2022 wegen einer gestiegenen Nachfrage und teurer Logistik stark.

Ein Beispiel: Nach Angaben des Deutschen Pelletinstituts kostete eine Tonne im September durchschnittlich 763,76 Euro und somit 222 Prozent mehr als im Vorjahr. Wer damals kaufen musste, sollte also voraussichtlich von der Prämie profitieren können.

Wie hat sich der Heizölpreis im Jahr 2022 entwickelt?

Heizöl ist der Energieträger, der im Schnitt die höchsten Preisaufschläge im Jahr 2022 verkraften musste. Laut Statistischem Bundesamt mussten Verbraucher für leichtes Heizöl im vergangenen Jahr 87 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Das ist noch einmal mehr als bei Erdgas (plus 64,8 Prozent), Strom (plus 20,1 Prozent) und beim Tanken (plus 26,8 Prozent).

Wo stehen die Heizölpreise derzeit?

Die Preise für Heizöl sind deutlich gesunken und befinden sich derzeit (Stand Ende März 2023) wieder auf einem Niveau wie vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. 100 Liter kosten in Deutschland im Durchschnitt etwa 100 Euro. Im März 2022 lag der Preis zeitweise bei über 200 Euro, auch im September und Oktober gab es noch einmal Preise jenseits von 170 Euro. Seit Mitte Oktober sinkt der Preis jedoch sukzessive.

Und was ist mit Unternehmen, gilt die Unterstützung hier auch?

Bisher sind die beschlossenen staatlichen Entlastungen ausschließlich für Privathaushalte gedacht. Das kritisiert der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK).

Es seien viele Unternehmen bewusst auf Heizöl und Pellets umgestiegen, um Gas zu sparen und so die Gasmangellage zu verhindern. „Von der Politik wurden sie erst zu diesem Schritt ermuntert – jetzt werden sie, wenn sie trotz dieses Engagements Härtefallhilfe benötigen, einfach im Regen stehen gelassen“, sagt BWIHK-Präsident Christian Erbe.

Könnten Unternehmen doch von Öl-Hilfen profitieren?

Ja. Anfang Februar sollen sich Haushaltspolitiker der Bundesregierung laut Medienberichten darauf geeinigt haben, dass kleine und mittlere Unternehmen, die mit Öl oder Pellets heizen, in Härtefällen doch finanzielle Hilfen vom Bund bekommen könnten. Die Mittel für die Härtefallregelung soll um 25 Millionen Euro angehoben werden. Offiziell verkündet ist das bisher jedoch noch nicht.

Wie viele Menschen in Baden-Württemberg heizen mit Öl?

Dem Bund Deutscher Energie- und Wasserwirtschaft zufolge wurde im Jahr 2021 in Deutschland noch 25 Prozent aller Wohnungen beziehungsweise Häuser mit einer Öl-Zentralheizung beheizt. Baden-Württemberg ist schon lange ein klassisches Heizöl-Land, hier waren es 2021 sogar noch rund 34 Prozent der Haushalte, die mit Öl geheizt haben.

Wie lange darf man überhaupt noch mit Öl heizen?

Die Ampel-Koalition hat sich nach langem Streit auf neue Vorgaben für Heizungsanlagen geeinigt. Grundsätzlich läuft die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) in der Praxis auf ein Verbot neuer Öl- und Gasheizungen hinaus, es gibt jedoch viele Ausnahmen. Im Detail noch ungeklärt ist die Frage nach der finanziellen Unterstützung der Verbraucher.

Und wie viele Menschen in Baden-Württemberg setzen auf Pellets?

Hier ist der Anteil eher gering. Eine Studie des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft kam 2019 auf einen Anteil von 3,6 Prozent bei allen Wohngebäuden und auf 5,4 Prozent Anteil auf alle Wohnungen in Baden-Württemberg gerechnet.

Rückmeldung an den Autor geben