Im Streit um die Besteuerung von Dienstwagen hat der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer auf deren Stellenwert für den Wirtschaftsstandort hingewiesen. Entsprechende Fahrzeuge seien „von hoher Bedeutung für unsere Volkswirtschaft“, sagte der Direktor des CAR-Center für Automotive Research. In der aktuellen Debatte gehe es nicht um Privilegien Einzelner, sondern um „eine sinnvolle Dienstwagenregelung“.
Zehntausende Angestellte nutzen kleine Dienstwagen, keine Luxus-Schlitten
Abzüglich der Flotten von Autovermietern gibt es nach CAR-Daten in Deutschland rund 4,2 Millionen Dienst- und Firmenwagen. Diese werden oft von Selbstständigen genutzt. Darunter seien aber auch Tausende von Außendienstmitarbeitern von Unternehmen, Land- und Forstwirte, Handwerker, Ärzte und Pfleger, die auf Firmenwagen angewiesen seien. Bei der Debatte sollte man also „Fairness walten lassen“, so der Auto-Experte.

DUH geißelt Steuervorzüge
Zuvor hatten Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine Reform der Dienstwagen-Regelungen gefordert, um die staatlichen Zuschüsse auf preisgünstige sowie umweltfreundliche Fahrzeuge zu beschränken. Experten, etwa vom Dessauer Umweltbundesamt, argumentieren seit Jahren, die aktuellen Regeln beförderten einen Trend hin zu hoch motorisierten und teuren Fahrzeugen.
Zudem werde der Durchsatz von Autos künstlich erhöht, was Zielen der Verkehrswende widerspreche. Die Förderung elektrifizierter Dienstwagen, speziell von Hybriden, sei aus der Zeit gefallen, weil diese fast nie elektrisch betrieben würden.
Besonders in der Kritik steht die private Nutzung von Dienstwagen. Diese wird im Normalfall durch die sogenannte Ein-Prozent-Regel pauschal steuerlich abgegolten. Dabei wird ein Prozent des Bruttolistenpreises plus eine Zulage für Pendelwege zur Arbeit steuerlich angesetzt. Umweltexperten halten dies für deutlich zu niedrig und monieren die Möglichkeit, Dienstwagen durch die geltende Steuer- und Abschreibepraxis extrem günstig privat zu nutzen.

Dudenhöffer erkennt in der Ein-Prozent-Regel hingegen eine Regelung, die leicht überprüfbar sei und helfe, „Schummeleien in der Besteuerung zu vermeiden“. Eine „Neiddebatte“ sei jedenfalls nicht angebracht, so Dudenhöffer.
Der Verband der Automobilindustrie lehnt seinerseits eine Reform der Besteuerung von Dienstwagen komplett ab. VDA-Präsidentin Hildegard Müller sagte, Dienstwagen seien ein ganz wichtiger Treiber, um moderne, sichere und saubere Autos auf den Straßen zu haben.
Bei Dienstwagen zeichnet sich Kompromiss ab
Die Bundes-Grünen zeigen sich derweil bei dem Thema kompromissbereit. Die Pauschalbesteuerung, das sogenannte Dienstwagenprivileg, solle zwar nicht gestrichen, aber stärker an den CO2-Ausstoß des Fahrzeugs gekoppelt werden, sagte Fraktionschefin Katharina Dröge.
Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte sich zuvor gegen den Vorschlag der Grünen gestemmt, die pauschale Versteuerung von Dienstwagen zu beschneiden, um 9-Euro-Ticket-Nachfolger zu finanzieren. Dabei hatte er von „linkem Framing“ gesprochen, also der Brandmarkung des Dienstwagenprivilegs als per se steuer- und umweltschädlich.