Viele Skigebiete in Deutschland wollen angesichts der drohenden Energiekrise im Winter Energie einsparen. Lifte könnten eventuell langsamer laufen, Beleuchtung und Heizung eingeschränkt werden. Derzeit liefen bei den Liftbetreibern die Planungen, teilte der Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS) mit.
Krisenkonzepte bei Bergbahnen in den Alpen
„Noch sind die Überlegungen nicht abgeschlossen“, sagt Vizepräsident Peter Lorenz. Es sei im Einzelnen noch nicht klar, wie die Umsetzung aussehe. Grundsätzlich stünden alle Bereiche des Seilbahnbetriebs auf dem Prüfstand. Auch in Österreich und in der Schweiz denken Liftbetreiber über Sparmaßnahmen und einen reduzierten Betrieb nach.

Auch im größten Skigebiet Baden-Württembergs, der Feldbergregion, wird es wahrscheinlich zu Einschränkungen kommen. Wie genau diese ausfallen, ist aber noch nicht klar. „Wir sind im Moment dabei, ein Konzept zu erstellen“, sagte Julian Probst, Geschäftsführer des Liftverbunds Feldberg, dem SÜDKURIER.
Eine Maßnahme könnte sein, Lifte langsamer laufen zu lassen oder in nachfrageschwachen Zeiten ganz stillzulegen sowie das Angebot beschneiter Pisten zu reduzieren.
Am Feldberg will man Anfängerpisten von möglichen Einschränkungen ausnehmen
Fest stehe, dass von möglichen Einschränkungen „Kinder- und Einsteigerpisten ausgeklammert bleiben sollen“, sagte Probst. Zudem würden Einschnitte eher für die Nebensaison zu Anfang und zum Ende des Winters erwogen, sagte Probst.
„In der Hauptsaison soll das Angebot groß sein.“ Die Maßnahmen müssten gut überlegt sein, so Probst. Immerhin hingen an einem Arbeitsplatz bei den Seilbahnen bis zu fünf Arbeitsplätze in der Region.
In den Alpen drohen kalte Sessellifte
Vielerorts in Deutschland werden die Wintersportler in kalten Sesselliften Platz nehmen müssen: Die Sitzheizungen sollen abgeschaltet werden, wie der VDS mitteilte. Am Feldberg gibt es sowieso keine beheizten Sessellifte.

Auch in den Toiletten dürfte es nach VDS-Angaben teils kälter werden. Zum Händewaschen wollen manche Gebiete nur noch kaltes Wasser bereitstellen. Bei Liften könne eine geringere Fahrgeschwindigkeit Einsparpotenzial bieten. Geplant sei zudem eine konsequente Einschränkung von Beleuchtung und Innenraumtemperaturen.
Anfahrt kostet am meisten CO2
Naturschützer fordern zudem einen Verzicht auf Schneekanonen. Die Politik und Ministerpräsident Markus Söder dürften sich beim Energiesparen „nicht weiter wegducken“, sagte der Vorsitzende des Bundes Naturschutz in Bayern (BN), Richard Mergner.
Den Skizirkus in bayerischen Gebieten hat der BN stets kritisch gesehen – „die Zeit ist nun mehr als reif, hier Einschnitte zu machen“. Die Skigebiete müssten sich durch den Klimawandel sowieso umstellen. Ein Verzicht auf Beschneiung könne in einem Winter 12 Millionen Kilowattstunden Strom sparen, zudem Millionen Liter Wasser.
Am Feldberg soll an Schneekanonen auf den offenen Pisten nicht gespart werden
Schneekanonen auf den offenen Pisten seltener laufen zu lassen, ist am Feldberg indes nicht geplant. „Wir wollen nicht, dass die Wintersportler Hunderte Kilometer nach Österreich oder Frankreich fahren müssen“, sagte Probst. Der Großteil der vom Skifahren verursachten CO2-Emissionen falle bei der Anfahrt an. Diese kurz zu halten sei das Ziel, so Probst.
Und Schneekanonen gewährleisteten ein entsprechend sicheres Pistenangebot im Schwarzwald. Außerdem gewährleiste die Beschneiung eine Planbarkeit und damit einen effizienten Betrieb. Traditionell werden in der Feldbergregion nur rund ein Drittel der Pisten beschneit. In Österreich haben Schneekanonen dagegen oft eine Vollabdeckung in den Skigebieten.

Der Seilbahnverband rechnet hingegen vor, Deutschland habe 2018 rund 556 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht. Damit habe die Beschneiung in Bayern einen Anteil von 0,002 Prozent des gesamtdeutschen Stromverbrauchs.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hatte auch angeregt, die Wintersport-Saison nach hinten zu verschieben. Es sei inzwischen klar, dass es im März kühler sei als im November, sagte der CSU-Politiker. Die Liftbetreiber wollen die Skisaison aber nicht später anfangen lassen.