Zum Abschied gab es Lob in Hülle und Fülle: Der Alno-Vorstand bedanke sich "auch im Namen der Mitarbeiter" für "das herausragende Engagement von Frau Demirtas und die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit", teilte der Pfullendorfer Küchenbauer am Dienstag mit. Man wünsche Frau Demirtas, die bei Alno seit Sommer 2011 das Finanzressort leitete, "für die persönliche und berufliche Zukunft alles Gute und viel Erfolg".
Managerkarrieren enden manchmal so – mit vielen warmen Worten, dennoch aber nicht ganz freiwillig. Dass es im Fall von Ipek Demirtas, altgediente Finanzchefin des Pfullendorfer Mittelständlers, so lief, legen zumindest die Umstände nahe, unter denen sie nun ihren Posten räumen musste. Vor wenigen Wochen war mit Tahoe Investors bei Alno ein neuer Großaktionär eingestiegen, der mittlerweile gut 33 Prozent der Anteile an dem Küchenbauer hält. Bereits seit November ist Tahoe mit vier Sitzen im Alno-Aufsichtsrat vertreten, und jetzt rückt mit Christian Brenner ein Tahoe-Mann auch in den Vorstand vor. Brenners Vorgängerin Demirtas, die bei Alno neben dem Finanzressort auch für Personalthemen zuständig war, hat das Unternehmen Insidern zufolge schon verlassen.
Dass die in Fachkreisen durchaus geschätzte Managerin tief fällt, ist indes unwahrscheinlich. Erst im Mai diesen Jahres verkündete das Unternehmen überraschenderweise Demirtas' vorzeitige Vertragsverlängerung um drei Jahre bis 2020. Fachleuten zufolge es wäre nicht ungewöhnlich, wenn das Gehalt für die 49-Jährige nun über die volle Dauer des Vertrags weiter bezahlt würde. "Im Normalfall werden entsprechende Verträge bis zum formalen Ende erfüllt", sagt beispielsweise Hans-Peter Burghof, Professor für Bankenwirtschaft und Betriebswirtschaftslehre an der Uni Hohehnheim. Das sei für die Unternehmen meist billiger als das Gehalt nicht weiterzuzahlen, da in diesem Fall noch höhere Beträge fällig seien. "Bei Nichterfüllung von Verträgen wird es richtig teuer", sagt er.
Teuer könnte es für Alno aber auch so werden. Der Geschäftsbericht von Alno weist für Demirtas im Jahr 2015 "Gesamtaufwendungen" in Höhe von 801 000 Euro auf. 309 000 Euro wurden als Festgehalt zugesichert, 492 000 flossen der Mangerin als variable Vergütungen zu. Sollte der vollständige Betrag bis zum Vertragsende am 31. März 2020 ausbezahlt werden, müsste Alno seiner abgetretenden Top-Managerin mehr als 2,6 Millionen Euro Gehalt überweisen. "Für nichts", wie Bankenprofessor Burghof zu bedenken gibt. Alno äußert sich indes nicht zu Vertragsangelegenheiten. "Kein Kommentar", sagt ein Sprecher. Dafür, dass es für den klammen Küchenbauer teuer werden könnte, spricht auch ein anderer Punkt. Erst im Mai kündigte Alno eine Erweiterung seines Vorstands auf vier Personen an. Zugleich wurde auch der Vertrag von Demirtas verlängert.
Für Unternehmensexperten Burghof ist das ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen schon damals eine Übernahme fürchtete und die Hürden für mögliche Angreifer hoch legte – schlicht indem es noch viele eigene Leute an Bord holte, die ein neuer Eigner nur sehr teuer wieder loswerden kann. Als klassische "Poison Pill" (deutsch: Giftpille) bezeichnet der Experte derartige Schachzüge von Firmen. Vom Unternehmen heißt es dazu lediglich, weitere Veränderungen im Vorstand stünden derzeit nicht an.