Die Luftfahrtbranche hofft auf einen baldigen Durchbruch von autonom fahrenden Flugtaxis. "Wir freuen uns, dass die Technologie mittlerweile im Bewusstsein der Gesellschaft angekommen ist und sehen in der Entwicklung von Flugtaxis viel Potenzial", sagte Andreas Thellmann, der bei Airbus für den Bereich städtische Luftmobilität zuständig ist, auf der Luftfahrtmesse Aero in Friedrichshafen. Bereits heute würden im brasilianischen Sao Paulo Flugtaxis erfolgreich getestet.
Die Airbus-Tochter Voom bietet dort vom Flughafen aus 15-minütige Flüge für 150 Dollar an, was vor allem für Geschäftsreisende interessant sei. Denn mit dem Autotaxi würde man für die selbe Strecke – je nach Verkehrslage – zwischen zwei und vier Stunden brauchen, berichtet Thellmann. Allerdings betonte Thellmann, dass Flugtaxis – ähnlich wie Autotaxis – nur ein kleines Segment des Verkehrs abdecken können. Sie seien nicht für den Massenverkehr geeignet, sondern eher als Shuttle für kurze Strecken.
Spott über City Airbus
Airbus hatte vor kurzem auf dem Rathausplatz in Ingolstadt einen Prototypen eines elektrisch betriebenen Flugtaxis vorgestellt. Allerdings zog der City-Airbus, der mit einer großen Show von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer vorgestellt wurde, auch Spott auf sich. Schließlich hat er noch einen großen Haken: Er kann noch nicht fliegen. Entsprechend kritisch äußerte sich Jo Konrad, Vorsitzender des Deutschen Ultraleichtflugverbands, zu Flugtaxis. "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen", zitierte der Luftfahrt-Veteran Konrad Altkanzler Helmut Schmidt.
Ansonsten leidet die Luftfahrtbranche wie viele andere Branchen auch unter den internationalen politischen Krisen. Die Griechenland-Krise, die Russland-Sanktionen, der Brexit und der Handelsstreit zwischen Europa und den USA habe in den letzten Jahren Wachstum gekostet, sagte Nicolas von Mende, Vorstand der Atlas Air Service AG, die sich auf den Geschäftsflugverkehr spezialisiert hat. So sei die Geschäftsflugbranche 2018 in Europa nur um ein Prozent gewachsen. Nach Angaben von Mendes gibt es in Deutschland derzeit 750 Geschäftsflugzeuge – mehr als in jedem anderen EU-Land. Künftig werde die Branche – ähnlich wie der Automobilsektor – noch stärker im Bereich des Elektroantriebs und des autonomen Fliegens investieren. Während Elektroantriebe in der Luftfahrtbranche noch ein Nischendasein führen, sei autonomes Fliegen technisch schon heute möglich.
Die Luftfahrtmesse Aero, die noch bis Samstag läuft, gilt als europäische Leitmesse der allgemeinen Luftfahrt – darunter versteht man alle Bereiche außerhalb der Militär- und Linienfliegerei. Mehr als 750 Aussteller zeigen bei der Schau die Trends der Branche. Erwartet werden nach Angaben der Veranstalter 35 000 Besucher aus 60 Ländern.