Die Terminkalender sind voller denn je. Nachdem die Corona-Krise im Frühjahr den weltweiten Profisport monatelang lahmlegt hatte, wollen die Verbände und Veranstalter nun mit aller Macht nachholen, was ihnen im Seuchenjahr 2020 entgangen ist. So sollen im Sommer 2021 in direkter Abfolge nacheinander die paneuropäische Fußball-EM, das Tennisturnier von Wimbledon, die Tour de France und die Olympischen Spiele von Tokio stattfinden. Die Frage, die über allem schwebt: Ist eine planmäßige Austragung diesmal trotz Corona möglich?
Viele Schiebungen im Sportkalender
Der Anbruch der Pandemie hatte die Sportkalender kräftig und langfristig durchgerüttelt. Nach den Verlegungen von Olympia und EM im März mussten zahlreiche weitere Sportevents geschoben werden, um im Sommer 2021 keine Dopplungen zu haben. So erwarten Aktive und Fans nun zwei aufeinanderfolgende Supersportjahre mit jeweils Olympia und einem Fußball-Großereignis. Während sich 2021 vieles im Sommer ballt, finden im Jahr darauf die großen Highlights mit den Winterspielen von Peking (Februar 2022) und der Fußball-WM in Katar (November und Dezember 2022) jeweils im Winter statt.
Für das nächste Jahr hat bei den Veranstaltern der erbitterte Kampf gegen die Zeit begonnen. Die Corona-Neuinfektionen sind in den Herbstmonaten wieder in die Höhe geschnellt, viele Rückkehrkonzepte für Zuschauer in Stadien liegen nach einem entsprechenden Verbot der Politik wieder in den Schubladen.
Verschiedene Zuschauer-Szenarien für die EM
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin will am EM-Plan mit zwölf über Europa verteilten Arenen bislang festhalten. Entsprechende Gerüchte, das Turnier könne wie die WM 2018 ausschließlich in Russland stattfinden, dementierte der Dachverband deshalb schnell. Stattdessen beschäftigt sich die Europäische Fußball-Union mit vier verschiedenen Zuschauer-Szenarien, die von voller Auslastung bis zu Geisterspielen reichen. Dass im Sommer 2021 eine Fußball-EM prinzipiell gespielt werden kann, gilt angesichts der vergangenen Monate als verhältnismäßig sicher.
Am 5. März soll eine definitive Regelung getroffen werden, wie viele Zuschauer an den Spielstätten in die einzelnen EM-Stadien dürfen. Dann will die UEFA festlegen, an welchem der zwölf Spielorte welches Szenario zum Einsatz kommt. Die Festlegung für die zwölf Spielorte soll dann verbindlich sein. Das zuletzt beim 0:6 in Spanien schwer gebeutelte DFB-Team trifft in der Vorrunde auf Frankreich, Portugal und Ungarn. Die drei Gruppenspiele sind in München angesetzt.
IOC: Impfstoff als große Hoffnung für sichere Ausrichtung der Olympischen Spiele
Eine noch schwierigere Aufgabe als Ceferin und die UEFA erwartet Thomas Bach und sein IOC. Bei den Olympischen Spielen treten nicht nur 24 Fußball-Teams, sondern rund 11 000 Sportler aus aller Welt an. Die große Hoffnung des IOC ist ein Impfstoff gegen das Coronavirus, der bis zum kommenden Sommer breit verfügbar sein könnte.
Das IOC werde „große Anstrengungen“ unternehmen, damit möglichst viele Teilnehmer und Fans vor der Reise nach Japan im nächsten Jahr gegen das Coronavirus geimpft sein werden, beteuerte Bach. „Wir machen das aus Respekt vor dem japanischen Volk. Sie sollen sicher sein, dass alles getan wird, um sichere Spiele in Tokio ausrichten zu können“, sagte der IOC-Chef.
Eine Impfpflicht schloss Bach aber aus. Ob und wie viele Fans beim größten Sportfest der Welt dabei sein können, ist derzeit noch völlig ungewiss. Bach und das IOC, die im Frühjahr scharf für die späte Absage der Spiele kritisiert wurden, sehnen ein Zeichen herbei, das der internationale Sport in der derzeitigen Krisenlage weltweit aussenden könnte. „Zusammen können wir diese Olympischen Spiele und die olympische Flamme zu einem Licht am Ende des Tunnels machen“, kündigte Bach an.

23 Formel-1-Rennen stehen auf dem Programm
Neben Olympia und EM stehen auch 23 Formel-1-Rennen, die Rückkehr des Wimbledon-Turniers nach einjähriger Corona-Pause sowie die Tour de France mit Start in der Bretagne auf dem Programm. Deutschland wird schon im Frühjahr Gastgeber eines Großereignisses: Von 23. Februar bis 7. März soll die Nordische Ski-WM in Oberstdorf stattfinden. Die Organisatoren im Allgäu planen derzeit noch mit 2500 Zuschauern, müssen aber auch Geisterwettkämpfe fürchten. Immerhin: Die Sorge, dass das Event kurzfristig noch komplett abgesagt wird, sei „gering“, betonte Skiverbandspräsident Franz Steinle.
(dpa)