Die Innenverteidigung der deutschen Nationalelf zählte in den vergangenen Krisen-Jahren immer wieder zu den Baustellen. Ein eingespieltes, starkes Duo wie einst bei der WM 2014 in Brasilien, als Mats Hummels und Jerome Boateng nur schwer zu überwinden waren, wurde von Fans und Experten herbeigesehnt.

Sie sollten nun erhört werden, wie die Gruppenphase dieser Heim-EM gezeigt hat: Jonathan Tah und Antonio Rüdiger überzeugten – mal abgesehen von einigen wackligen Phasen gegen die Schweiz – in allen drei Partien. Endlich mal wieder ein funktionierendes, vielversprechendes Paar. Doch im Fußball geht‘s manchmal schnell. Richtig schnell. Weil Tah gegen die Eidgenossen seine zweite Gelbe Karte sah, musste der Leverkusener im Achtelfinale gegen Dänemark zuschauen.

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Der Ex-Freiburger Nico Schlotterbeck übernahm. Auch noch an seiner Heimstätte in Dortmund – und der 24-Jährige zahlte das Vertrauen von Bundestrainer Julian Nagelsmann beim 2:0-Sieg direkt mit einer tollen Leistung zurück.

Über eine Systemumstellung wird der 36-jährige Coach im Viertelfinale gegen Spanien am Freitag (18 Uhr/ARD) wohl kaum nachdenken. Und eine Viererkette bedeutet: Ein Innenverteidiger muss auf die Bank! Aber wer? Rüdiger, emotionaler Anführer und gegen Dänemark Spieler des Spiels, ist gesetzt. Es wird also Schlotterbeck oder Tah treffen, die einen Startelf-Einsatz eigentlich beide verdient hätten.

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„Nico hat sehr gut gespielt, aber Jona hat alle Spiele auch herausragend gut gestaltet“, sagte Nagelsmann. „Das ist ein Luxusproblem.“ In der Tat: Schlotterbeck hat den Vorteil, dass er wie bei seiner Vorlage zum 2:0 durch Jamal Musiala überragende Bälle im Aufbau spielen kann. Zudem zeigte er in der Anfangsphase zweimal seine Kopfballstärke bei Standardsituation.

Im Zweikampfverhalten sind beide stark, einen Nachteil hat Schlotterbeck allerdings: Der 24-Jährige ist immer mal wieder für einen Patzer gut, wie kurz vor der Halbzeit gegen Dänemark, als er den Ball im eigenen Strafraum vertändelte. Es wird eine harte Entscheidung, für die es keine richtige oder falsche Lösung gibt. Aber Nagelsmann hat bei diesem Turnier bisher ja meist ein gutes Händchen bewiesen.