Das nächste Sommermärchen kann kommen. Deutschland hat den Zuschlag für die Europameisterschaft 2024 erhalten und richtet 18 Jahre nach der weltweit gefeierten WM 2006 wieder ein großes Fußball-Turnier aus.

Der Deutsche Fußball-Bund um EM-Botschafter Philipp Lahm und Bundestrainer Joachim Löw setzte sich am Donnerstag in Nyon beim Votum des UEFA-Exekutivkomitees durch. Um 15.21 Uhr zog UEFA-Präsident Aleksander Ceferin den Zettel mit der Aufschrift „Germany“ aus dem Umschlag.

Klarer 12:4-Wahlsieg für Deutschland gegen Türkei bei EM-Vergabe

Deutschland hat sich bei der Abstimmung um die Gastgeberrolle der Fußball-Europameisterschaft 2024 deutlicher als erwartet gegen Mitbewerber Türkei durchgesetzt. Nach Angaben von DFB-Präsident Reinhard Grindel votierten zwölf Mitglieder des Exekutivkomitees der Europäischen Fußball-Union am Donnerstag in Nyon für die deutsche Bewerbung, vier für die türkische. Eine Stimme war ungültig. Deutschland richtet zum zweiten Mal nach 1988 eine EM aus.

Der Inhalt des Umschlags verrät den Gastgeber der EM.
Der Inhalt des Umschlags verrät den Gastgeber der EM. | Bild: FABRICE COFFRINI (AFP)

Wo soll gespielt werden?

Als Spielorte beim ersten großen Heim-Turnier seit der WM 2006 sind Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Hamburg, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt vorgesehen. Das Olympiastadion in der Hauptstadt mit einer Kapazität von 70 033 Zuschauern ist der logische Kandidat für das Finale.

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Bei der Multi-Nationen-EM 2020, die in zwölf Ländern stattfindet, werden drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale in München ausgetragen. Deutschland richtet zum zweiten Mal nach 1988 eine EM aus. Als Gastgeber muss sich Deutschland nach aktuellem Planungsstand voraussichtlich nicht für das Turnier qualifizieren. Die genauen Kriterien sind noch nicht festgelegt.

EM-Botschafter Philipp Lahm (l) und die Integrationsbotschafterin Celia Sasic (r) der deutschen Delegation stehen neben dem EM-Pokal ...
EM-Botschafter Philipp Lahm (l) und die Integrationsbotschafterin Celia Sasic (r) der deutschen Delegation stehen neben dem EM-Pokal während der Bekanntgabe-Zeremonie zur Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft 2024. | Bild: Soeren Stache (dpa)

Lahm wird Organisationschef

Genau drei Monate nach dem blamablen WM-Vorrundenaus der Ex-Weltmeister von Löw durfte der DFB damit zumindest auf dem fußballpolitischen Parkett wieder einen wichtigen Sieg feiern.

Und auch für den zuletzt unter anderem durch die Affäre um Mesut Özil angeschlagenen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel stellt der Zuschlag vorerst einen wichtigen Befreiungsschlag dar. Ehrenspielführer Lahm ist für das Turnier als Organisationschef eingeplant.

Der DFB punktete in seiner Bewerbung vor allem mit den vorhandenen Stadien sowie der bestehenden Infrastruktur und wirtschaftlicher Stabilität. Der weiterhin nicht komplett aufgeklärte Skandal um die WM 2006 spielte offensichtlich keine größere Rolle bei der Mehrheit der Wahlleute.

Der türkische Mitbewerber hatte vor allem für das fehlende Menschenrechtskonzept und aufgrund finanzieller Risiken schlechte Bewertungen durch die UEFA-Prüfer kassiert. Die Türkei scheiterte damit wie zuletzt bei den vergeblichen Anläufen für die EM 2008, 2012 und 2016.

DFB-Präsident Reinhard Grindel von der deutschen Delegation hält einen Zettel mit "Germany" neben dem EM-Pokal während der ...
DFB-Präsident Reinhard Grindel von der deutschen Delegation hält einen Zettel mit "Germany" neben dem EM-Pokal während der Bekanntgabe-Zeremonie zur Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft 2024. | Bild: Soeren Stache (dpa)

Präsident Erdogan hat EM-Vergabe an Berliner Fernseher verfolgt

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat die Entscheidung des UEFA-Exekutivkomitees über den Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Nyon am Fernseher in Berlin verfolgt. „Klar“, antwortete ein Begleiter per Whatsapp auf die Frage, ob der Präsident zuschaue.

Erdogan war für einen am Freitag beginnenden Staatsbesuch am Mittag in Berlin angekommen. Für den Nachmittag waren Gespräche mit türkischen Organisationen an der Botschaft und im Hotel Adlion vorgesehen.

Bundestrainer Joachim Löw (r) von der deutschen Delegation gibt nach der Bekanntgabe-Zeremonie zur Ausrichtung der ...
Bundestrainer Joachim Löw (r) von der deutschen Delegation gibt nach der Bekanntgabe-Zeremonie zur Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft 2024 ein Interview. | Bild: Soeren Stache (dpa)

Löw: EM im eigenen Land Motivation für junge Spieler

Die Fußball-EM 2024 in Deutschland kann nach Ansicht von Bundestrainer Joachim Löw für junge Spieler ein großer Ansporn sein. „Ich glaube, dass so ein Turnier bei Spielern, die jetzt 16, 17 18, 19, 20 Jahre alt sind, eine große Motivation auslöst“, sagte Löw.

Auch vor der WM 2006 in Deutschland habe man gemerkt, „dass junge Spieler unglaublich bereit waren, bei so einem Turnier dabei zu sein.“ Deutschland hatte sich in Nyon gegen die Türkei durchgesetzt.

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Die Ausrichtung eines großen Turniers sei „etwas Außergewöhnliches“ für ein Land, sagte Löw. „Es ist ein guter Schritt jetzt für die nächsten Jahre. Alle können jetzt vorausplanen“, ergänzte der Bundestrainer. Die WM 2006 in Deutschland sei „eine große Party“ gewesen. „Wir werden alles dafür tun, dass es 2024 genauso wird.“

Watzke nach EM-Vergabe: „Endlich eine sehr positive Nachricht“

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vom Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund hat mit großer Freude auf die Vergabe der EM 2024 an Deutschland reagiert. „Das ist ein schöner Tag“, sagte Watzke der Deutschen Presse-Agentur: „Und das ist endlich in diesem Sommer eine sehr positive Nachricht für den deutschen Fußball.“

Deutschland werde „sicher ein erstklassiger Gastgeber sein“, deshalb habe er „ehrlich gesagt nicht daran gezweifelt, dass wir den Zuschlag bekommen werden“, sagte Watzke weiter: „Das Bewerbungsverfahren war recht transparent, das Gremium war mit seriösen Leuten besetzt und die deutsche Bewerbung war - ohne die Türkei abqualifizieren zu wollen - die überlegene.“

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Der BVB-Boss glaubt an einen positiven Effekt durch die EM. „Das Turnier wird dem deutschen Fußball in Gänze gut tun“, sagte er: „Ob es leistungsmäßig etwas bewirkt, weiß ich nicht, aber infrastrukturell und atmosphärisch auf jeden Fall.“

Schauen Sie die Entscheidung im Stream nach:

(dpa)