Als „Superfoods“ werden Lebensmittel bezeichnet, die als besonders reich an Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen gelten und denen daher eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird. Meist bezieht sich der Begriff auf exotische Früchte, Getreidesorten oder Kerne und Saaten, deren Verzehr gerade im Trend liegt. Doch diese Produkte halten nicht immer, was sie versprechen, und stehen auch aufgrund ihrer Herkunft in der Kritik. Dabei gibt es verschiedene heimische Alternativen, die es im Hinblick auf gesunde Inhaltsstoffe locker mit Açai-Beeren, Quinoa, Avocado und Co. aufnehmen können.
Was versteht man unter Superfoods und warum steht der Trend in der Kritik?
Die Bezeichnung Superfoods ist laut Verbraucherzentrale als reiner Marketing-Begriff zu verstehen, den Hersteller und Händler gerne verwenden, um die (vermeintlich) gesunden Inhaltsstoffe bestimmter Lebensmittel anzupreisen. In vielen Fällen handelt es sich um exotische Nahrungsmittel aus Asien, Süd- oder Mittelamerika. Dabei werden meist die hohen Konzentrationen an Vitaminen und Mikronährstoffen hervorgehoben, die mit zahlreichen Gesundheitsversprechen in Verbindung gebracht werden. So sagt man vielen Superfoods nach, dass sie den Cholesterinspiegel senken, das Immunsystem stärken oder die Fettverbrennung ankurbeln würden.
Häufig gibt es für die versprochenen positiven Gesundheitseffekte allerdings keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) betont. Zudem ist der Begriff Superfoods nicht rechtlich definiert, sodass prinzipiell jeder Hersteller sein Produkt damit bewerben kann, unabhängig davon, wie gesundheitsfördernd die Inhaltsstoffe tatsächlich sind. Nicht selten gehen nach Angaben der Verbraucherzentrale wertvolle Nährstoffe während des Verarbeitungsprozesses, beispielsweise durch Trocknung oder Wärmebehandlung, verloren. Darüber hinaus sind die aus fernen Ländern stammenden Lebensmittel im Vergleich zu heimischen sogar oft übermäßig mit Pflanzenschutzmitteln belastet. Im Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit ist der Marketing-Trend also durchaus als bedenklich zu bewerten.
Als weiteren Kritikpunkt führen das BVL und die Verbraucherzentrale die schlechte Klimabilanz der exotischen Superfoods an. Da die Produkte erst lange Transportwege per Schiff oder Flugzeug zurücklegen müssen, bis sie hierzulande in den Handel gelangen, stellen sie eine Belastung für die Umwelt dar. Die aufwendige Warenbeförderung ist zudem mit hohen Kosten verbunden, wodurch die Lebensmittel auf dem westlichen Markt meist teuer verkauft werden.
Diese Vorteile bieten Superfoods aus heimischem Anbau
Wer trotzdem nicht auf Lebensmittel mit einem besonders hohen Anteil an gesunden Nährstoffen verzichten möchte, kann auf eine Vielzahl regionaler Alternativen zu beliebten Superfoods zurückgreifen. Denn auch in Deutschland werden verschiedene Obst-, Gemüse-, Getreide- oder Nusssorten angebaut, die dem BVL zufolge ein gleichwertiges oder teilweise sogar besseres Nährstoffprofil und damit einen ähnlichen gesundheitlichen Nutzen bieten.
Dabei sind nach Angaben der Krankenkasse Barmer zum einen die Anbaubedingungen besser nachverfolgbar und kontrollierbar als bei Importware, wodurch das Risiko hoher Belastungen mit gesundheitsschädlichen Pestiziden sinkt. Zum anderen müssen die in Deutschland angebauten Superfoods nicht mittels komplexer Verarbeitungsprozesse haltbar gemacht werden, sondern können in frischem Zustand verzehrt werden. So bleiben im Endprodukt deutlich mehr gesunde Nährstoffe erhalten.
Da die langen Transportwege bei den heimischen Alternativen entfallen, sind sie zudem laut Verbraucherzentrale die klimafreundlichere Option. Denn Lebensmittel aus regionalem Anbau verursachen in der Regel deutlich geringere CO₂-Emissionen und verbrauchen weniger Energie als weitgereiste Ware aus Asien, Mittel- oder Südamerika. Darüber hinaus müssen Verbraucher für in Deutschland produzierte Nahrungsmittel im Handel meist weniger Geld ausgeben als für exotische Superfoods. Damit schonen die regionalen Alternativen nicht nur die Umwelt, sondern auch den eigenen Geldbeutel.
Diese regionalen Lebensmittel bieten einen guten Ersatz für beliebte Superfoods
Wer Superfoods aus fernen Ländern mit heimischen Lebensmitteln ersetzen möchte, sollte nach Empfehlung der BVL auf folgende Produkte aus regionalem Anbau setzen, die vergleichbare Nährwerte bieten:
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Schwarze Johannisbeere statt Goji-Beere: Die überwiegend in China angebaute Goji-Beere enthält in getrocknetem Zustand, wie sie hierzulande meist auf dem Markt erhältlich ist, 190 Milligramm Calcium und 48 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm. Die Schwarze Johannisbeere weist als frisch verzehrte Frucht pro 100 Gramm einen Calciumgehalt von 46 Milligramm und einen Vitamin-C-Gehalt von 175 Milligramm auf. Auch Sanddorn und Hagebutten gelten laut Barmer als ebenbürtige Superfoods im Hinblick auf die Vitamin-C-Konzentration.
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Heidelbeere statt Açai-Beere: Mit 358 Milligramm Anthocyane pro 100 Gramm bietet die in Brasilien heimische Açai-Beere einen besonders hohen Gehalt an Antioxidantien. Heidelbeeren kommen je nach Sorte auf bis zu 515 Milligramm Anthocyane pro 100 Gramm. Die Barmer ergänzt unter anderem Holunderbeeren, Brombeeren, blaue Trauben, Rote Bete und Rotkohl als ergiebige Antioxidantien-Quellen.
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Leinsamen statt Chiasamen: In 100 Gramm Chiasamen aus Mittel- oder Südamerika stecken 23 Gramm mehrfach ungesättigte Fettsäuren und 40 Gramm Ballaststoffe. Mit 21 Gramm mehrfach ungesättigte Fettsäuren und 39 Gramm Ballaststoffen pro 100 Gramm weisen Leinsamen nahezu dieselbe Nährstoffdichte auf.
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Hirse statt Quinoa: Die aus Südamerika stammende Körnerfrucht Quinoa punktet mit einem Proteingehalt von 13 Gramm und 3 Milligramm Eisen pro 100 Gramm. In der heimischen Hirse sind 10 Milligramm Proteine und sogar 9 Milligramm Eisen enthalten. Auch Hafer gilt der Barmer zufolge dank seines hohen Protein- und Ballaststoffgehalts als geeignete regionale Alternative.
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Walnuss statt Avocado: Pro 100 Gramm bietet die in Mittel- und Südamerika angebaute Avocado 17 Gramm ungesättigte Fettsäuren und 487 Milligramm Kalium. Walnüsse übertreffen diese Nährwertmengen sogar – mit 58 Gramm ungesättigten Fettsäuren und 544 Milligramm Kalium pro 100 Gramm.