Nina Feger

Während der Schwangerschaft steigt der Bedarf an wichtigen Nährstoffen deutlich an. Neben Klassikern wie Folsäure, Jod und Eisen rückt auch Vitamin D immer stärker in den Fokus. Denn ein Vitamin-D-Mangel kann sowohl für die werdende Mutter als auch für das Baby schwerwiegende Folgen haben. Doch wann ist eine zusätzliche Einnahme wirklich notwendig? Dieser Artikel zeigt, warum Vitamin D für Schwangere so wichtig ist, wie sich ein Mangel bemerkbar machen kann und in welchen Fällen eine Supplementierung sinnvoll ist.

Was ist Vitamin D?

Vitamin D ist essenziell für unsere allgemeine Gesundheit. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) erklärt, gehört es zu einer Gruppe von fettlöslichen Vitaminen, wie auch Vitamin D2 und Vitamin D3.

Im Unterschied zu vielen anderen Vitaminen kann Vitamin D vom Körper selbst gebildet werden. Und zwar, wenn Sonnenlicht auf die Haut trifft. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) deckt die körpereigene Produktion durch UV-B-Strahlung bis zu 90 Prozent des Bedarfs. Die restlichen rund 10 Prozent werden über die Ernährung aufgenommen. Vitamin-D-reiche Lebensmittel sind insbesondere fettreicher Fisch, wie Lachs oder Makrele. Da der Körper Vitamin D in größeren Mengen speichern kann, kommt er meist auch über den Winter hinweg damit aus.

Schwangerschaft: Wozu ist Vitamin D gut?

Eine der wichtigsten Aufgaben von Vitamin D liegt dem RKI zufolge in der Knochengesundheit. Es unterstützt die Aufnahme von Kalzium und Phosphat im Darm und ermöglicht deren Verwertung im Knochengewebe. So trägt es entscheidend zur Stabilität des Skeletts bei. Weiterhin unterstützt Vitamin D, wie das öffentliche Gesundheitsportal Österreich aufführt, den Muskelstoffwechsel sowie die Funktion des Immunsystems und kann so helfen, Infekte abzuwehren.

Besonders vor und während einer Schwangerschaft ist es wichtig, auf eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen zu achten. Die DGE nennt hier vor allem Folsäure, Eisen und Jod, die für das Wachstum und die gesunde Entwicklung des Babys unverzichtbar sind. Doch auch Vitamin D sollte, wie der Frauenarzt Dr. Ewald Becherer betont, nicht außer Acht gelassen werden. Denn es stärkt nicht nur die Knochensubstanz der Mutter, sondern unterstützt zugleich den Knochenaufbau des Babys. Fehlt Vitamin D, kann das sowohl für die Mutter als auch für das Kind problematisch werden.

Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft: Wie viele Frauen sind unterversorgt?

Mehr als 40 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind nach Angaben des RKI‘s nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt. Auch wenn die DGE in diesen Fällen bisher nicht von einem offiziellen Mangel spricht, sind die Werte zu niedrig, um die Knochengesundheit langfristig zu sichern. Nach Schätzungen der DGE sind sogar rund 60 Prozent unterversorgt. Einen schweren Mangel weisen dem RKI zufolge etwa 15 Prozent auf. Damit steigt das Risiko für Erkrankungen wie Osteoporose oder Osteomalazie.

Bei Schwangeren fällt die Bilanz noch schlechter aus. In einer 2017 veröffentlichten Studie mit 858 Frauen zeigten fast 80 Prozent der Schwangeren einen Vitamin-D-Mangel. Noch alarmierender sind die Ergebnisse einer Untersuchung der Universität Gießen. Dort wiesen in den Wintermonaten sogar über 90 Prozent der Schwangeren ein hohes Risiko für einen Mangel auf.

Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft: Welche Risiken bestehen?

Eine Unterversorgung mit Vitamin D kann vor allem während einer Schwangerschaft riskant sein. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Studien dazu durchgeführt, die unter anderem von der Deutschen Apotheker Zeitung aufgegriffen wurden. Dabei wurden folgende mögliche Risiken eines Vitamin-D-Mangels aufgeführt:

  • Präeklampsie

  • Gestationsdiabetes

  • Myopathien

  • Knochenprobleme durch schlechte Mineralisierung

  • Frühgeburt

  • Zu niedriges Geburtsgewicht

  • Postpartale Blutungen nach der Geburt

Auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder chronische Lungenerkrankungen können laut Frauenärzte im Netz mögliche Folgen eines Vitamin-D-Mangels sein. Betont wird aber stets, dass es sich bislang nur um Vermutungen handelt. Für gesicherte Aussagen sind weitere Studien notwendig.

Weiterhin deuten Studien darauf hin, dass ein Vitamin-D-Mangel der Mutter auch langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben könnte. Eine US-amerikanische Untersuchung unter Leitung von Dr. Melissa Melough, veröffentlicht auf Frauenärzte im Netz, zeigte, dass Kinder von Müttern mit einem Vitamin-D-Mangel häufiger Auffälligkeiten in ihrem sozialen und emotionalen Auftreten zeigten. Sie waren schüchterner, zurückgezogener, zeigten depressive Tendenzen oder auch aggressives Verhalten.

Ist es sinnvoll, Vitamin D während der Schwangerschaft einzunehmen?

Grundsätzlich kann der Körper, wenn Sonnenlicht auf die Haut trifft, Vitamin D selbst bilden. Reicht die Sonneneinstrahlung jedoch nicht aus, wie etwa bei wenig Aufenthalt im Freien oder bei dunkler Haut, empfiehlt die DGE, das Vitamin zusätzlich einzunehmen. Schwangeren wird in solchen Fällen zu einer täglichen Supplementierung von 20 Mikrogramm geraten. Mehr sollte jedoch nicht eingenommen werden, da eine Überdosierung gesundheitsschädlich sein kann. Eine regelmäßige Zufuhr von über 100 Mikrogramm kann schon zu Nebenwirkungen wie Nierensteinen oder Nierenverkalkungen führen.

Auch bei der Auswahl von Nahrungsergänzungsmitteln ist Vorsicht geboten. Ein Marktcheck der Verbraucherzentrale im Jahr 2023 ergab, dass nur ein einziges Vitamin-D-Präparat die Qualitätsprüfung bestand. Alle anderen fielen durch. Daher wird geraten, eine Supplementierung von Vitamin D in der Schwangerschaft nur nach Rücksprache mit dem Arzt vorzunehmen.