Ängste sind für viele Menschen ein Bestandteil des Alltags. Als Einzelperson fürchtet man sich gelegentlich vor einem möglichen Strafzettel im Straßenverkehr oder einer anstehenden Prüfung. In der Gesellschaft können aber große Ereignisse wie Kriege und wirtschaftliche Herausforderungen größere Ängste und Sorgen verursachen. Dieser Artikel verrät Ihnen daher, welche Ängste in der deutschen Bevölkerung besonders präsent sind.

Wie wurden die Ängste der Deutschen ermittelt?

Die R+V Versicherung veröffentlicht jährlich eine Studie zum Thema Angst. Im Rahmen dieser Studie wurden insgesamt 2,400 Bürger in persönlichen Interviews zu ihrer Meinung befragt. Die Daten wurden zwischen Juni und August 2024 erhoben. Die Ergebnisse der Studie wurden auch auf Statista veröffentlicht. Neben einer kurzen Erklärung, wie der jeweilige Titel zu verstehen ist, erfahren Sie auch wie die Realität aussieht. Nach dem Lesen dieses Artikels können Sie garantiert besser einschätzen, ob diese Ängste berechtigt sind. 

Steigende Lebenshaltungskosten sind die größte Angst der Deutschen

57% der Befragten haben große Angst vor den steigenden Kosten für die Lebensführung, somit ist dies der 1. Platz der Rangliste. Unter Lebenshaltungskosten können sowohl Lebensmittel, Miete, Stromkosten und auch Freizeitaktivitäten gemeint sein. Prinzipiell gilt: Der Begriff Lebenshaltungskosten beschreibt alles, was zum Leben benötigt wird.

Laut den Angaben des Statistischen Bundesamts haben sich die Konsumausgaben privater Haushalte bereits im Jahr 2022 erhöht, inzwischen sind die Ausgaben erneut gestiegen. Im Vergleich zum Juli 2023 waren Lebensmittel ein Jahr später beispielsweise um 1,3 Prozent teurer, schreibt die Verbraucherzentrale. Die Ursachen für diesen starken Anstieg können die steigende Inflationsrate und die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Konflikts sein.

Platz 2 der größten Ängste der Deutschen: Überforderung des Staates durch Geflüchtete

Auf Platz 2 der größten Ängste der Deutschen landet die Überforderung des Staates durch Geflüchtete. 56% der Befragten gaben dies als ihre größte Sorge an. Im Vergleich zur Erhebung vom Vorjahr hat sich an dieser Einstellung nichts geändert. War sie während der Pandemie-Jahre weniger verbreitet, lag die Angst vor Überforderung des Staates durch Geflüchtete 2019 noch auf dem ersten Platz.

Unbezahlbarer Wohnraum ist auf Platz 3 der größten Ängste der Deutschen

Ob zur Miete oder im Eigentum – den Befragten machen die steigenden Wohnkosten sehr zu schaffen, denn diese Angst ist mit 52% auf dem dritten Platz der größten Ängste der Deutschen. Im Jahr 2022 haben deutsche Haushalte nämlich knapp 30% ihrer Einnahmen für ihren Wohnraum ausgegeben.

Insbesondere Mieter leiden unter den steigenden Preisen: Gemäß den Angaben des statistischen Bundesamts müssen Mieterhaushalte (im Vergleich zu Eigentümern) einen größeren Teil ihres Einkommens für Wohnkosten ausgeben. Eine mögliche Ursache für die hohen Wohnkosten ist ein knappes Wohnangebot, das in vielen deutschen Großstädten für sehr hohe Mietpreise sorgt. 

Platz 4: Vor Spannungen durch den Zuzug von Ausländern haben die Deutschen Angst

51% der Deutschen sorgen sich vor Spannungen durch den Zuzug von Ausländern. Im Jahr 2023 kamen insgesamt gut 1,9 Millionen Menschen nach Deutschland - im Gegenzug wanderten 1,3 Millionen aus. Baden-Württemberg zählte zu den Bundesländern, die neben Nordrhein-Westfalen und Bayern den höchsten Zuzug verzeichneten, wie Statista berichtet.

Zwar machen sich die Deutschen Sorgen wegen vermuteter Spannungen, die durch den Zuzug von Ausländern auftreten könnten. Klar ist aber auch: Um den Arbeitskräftemangel hierzulande in den Griff zu bekommen, sind Fachkräfte dringend erforderlich - auch aus dem Ausland.

Auf Platz 5 der größten Ängste der Deutschen: Steuererhöhungen und Leistungskürzungen

Die Hälfte der Befragten nannte Steuererhöhungen und Leistungskürzungen als ihre größte Angst. Die Menschen schauen hier besonders auf ihre persönliche wirtschaftliche Lage. Gibt es Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen, bleibt automatisch weniger Netto vom Brutto, das verfügbare Geld im Monat sinkt.

Fakt ist: Zum Jahreswechsel 2024/25 sind keine Erhöhungen, sondern sogar Senkungen zu erwarten. So soll der Grundfreibetrag um 312 Euro steigen, im Jahr 2026 um weitere 252 Euro. Das Kindergeld soll 2025 zudem um fünf Euro erhöht werden, 2026 wird es 259 Euro betragen. Der Kinderfreibetrag soll 2025 um 60 Euro auf 6672 Euro steigen, 2026 auf 6828 Euro. Lediglich Bürgergeldempfänger gehen die nächsten zwei Jahre vermutlich leer aus - eine Kürzung ist allerdings auch hier zunächst nicht angedacht.

Platz 6: Überforderung der Politiker macht den Deutschen Angst

49% der Befragten empfinden die Angst, dass Politiker überfordert sein könnten. In den vergangenen Jahren war die Angst in Krisenzeiten deutlich verbreiteter. Beispiele sind laut der R+V-Versicherung die schlechte Wirtschaftslage 2003 (66%), die Eurokrise 2009 (53%) oder der Zustrom Geflüchteter 2015/16 (65%). Verglichen dazu ist der Wert von 49% in Anbetracht der aktuellen multiplen Krisen verhältnismäßig niedrig.