Wie in der DDR soll es sein: Impfen für alle, fordert der Thüringer SPD-Vorsitzende Wolfgang Tiefensee – und zwar nicht nur gegen Masern. Auch wenn im Gesundheitssystem der DDR sicher vieles gut war: Ein Impfzwang ist keine schöne Vorstellung, zumal Gegner ja durchaus Argumente haben.

Ist die Lage denn wirklich so dramatisch, dass Zwang gerechtfertigt wäre? Beim Blick auf die Zahlen fällt auf, dass nichts auffällt: Die 170 Masernerkrankungen in diesem Jahr in Deutschland liegen laut Robert-Koch-Institut im mittleren Bereich. Außerdem wird die erste Impfung in der Regel anstandslos absolviert, erst bei der zweiten aber geschlampt. Schulanfänger in Deutschland haben zu 97 Prozent die erste Masernimpfung, die zweite Impfung zu 93 Prozent – eine Impfquote von mindestens 95 Prozent gilt als sicherer Schutz für die Bevölkerung. Ein Problem sind zudem junge Erwachsene, bei denen es Impf-Lücken gibt.

Das könnte Sie auch interessieren

Kurzum: Es gibt in Deutschland offenbar deutlich mehr Impfmuffel als echte Impfgegner. Erstere müssen aber nicht gezwungen werden, sondern nur systematisch aufgefordert. Warum spricht nicht der Hausarzt seine Patienten regelmäßig darauf an? Warum finden Impfungen nicht einfach im Kindergarten statt?

Ungeimpfte gefährden nicht nur sich selbst, sondern auch andere, wird gerne argumentiert. Ganz stimmt das nicht: Denn wenn jeder an sich denkt (sprich: an seine Impfung), wäre in diesem Fall an alle gedacht.