Apfelschälmaschine oder Zebrafell-Imitat? Eine wichtige Eigenschaft, die ein gelungenes Geschenk erfüllen soll, lautet: Es soll überraschen. Laut einer Definition des US-Konsumentenforschers Russell W. Belk soll die perfekte Gabe den Empfänger in Erstaunen versetzen, begeistern und mit Mühe gemacht sein. In der Praxis gelingt das leider selten.

Nicht nur, dass Gebrauchsgegenstände wie Heizdecke oder Handyhülle wohl kaum Euphorie auslösen werden. Nein, manchmal sind es auch richtig böse Überraschungen, die in unschuldigen Verpackungen unterm Weihnachtsbaum lauern – etwa der Bauch-weg-Trainer für den Partner oder die Knigge-Neuauflage von der Schwiegermutter. Tatsächlich gibt es Geschenke, die für Enttäuschung, Kopfschütteln oder handfeste Krisen sorgen. Wie kann das sein?

Verpackte Weihnachtsgeschenke unterm geschmückten Weihnachtsbaum – darin steckt nicht immer etwas Gutes.
Verpackte Weihnachtsgeschenke unterm geschmückten Weihnachtsbaum – darin steckt nicht immer etwas Gutes. | Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Schenken ist ein Akt symbolischer Kommunikation, der Beziehungen eigentlich stärken soll. „Deshalb muss man sehr darauf achten, welche Botschaft das Geschenk enthält“, sagt der Berliner Psychologe Wolfgang Krüger. Soll es die Nachricht „Du bist mir wichtig!“ enthalten, braucht es Zeit und Einfallsreichtum – und Einfühlungsvermögen: Kann man sich so gut in jemanden hineindenken, dass man errät, worüber er sich freut?

Umgekehrt mangelt es misslungenen Geschenken an Fingerspitzengefühl. Wer einem Veganer eine Hausmacherleberwurst beschert, offenbart, dass er sich keine Gedanken gemacht hat. Das kann als Desinteresse gewertet werden und einer Beziehung ernsthaft schaden. Tatsächlich lauern beim Schenken jede Menge Fettnäpfchen. Hier ein paar Beispiele aus dem breiten Spektrum peinlicher Präsente.

Beispiel 1: Wanderpokale

Mal ehrlich: Wer hat nicht schon mal etwas weitergeschenkt, einen Wein, eine Tafel Schokolade, eine Dose Tee? An sich ist gegen diese Art von Geschenke-Recycling nichts einzuwenden – spart es doch reichlich Ressourcen. Aber: Wenn die Sache auffliegt, wird das Ganze peinlich.

Einen Tee weiterzuverschenken – das wird wohl kaum jemand merken.
Einen Tee weiterzuverschenken – das wird wohl kaum jemand merken. | Bild: Polina Vlasova - stock.adobe.com

Das kann leicht bei Büchern passieren, da sie mitunter entlarvende Widmungen enthalten. Wer im feierlich überreichten Prachtband die Widmung „Meiner lieben Mama zum 60.“ entdeckt, kann vielleicht noch lachen. Anders ist es, wenn man unterm Baum – fein säuberlich verpackt – sein Geschenk vom Vorjahr vorfindet. Da bleibt nur zu hoffen, dass es etwas Vernünftiges war.

Beispiel 2: Zu große Geschenke

Auch wenn es erstaunlich klingt: Nicht nur ein geiziges, sondern auch ein überdimensioniertes Geschenk kann für Verstimmung sorgen. Statt Freude auszulösen, kann ein Bündel Geldscheine oder eine teure Antiquität den Adressaten beschämen. „Wenn jemand mit einem völlig überteuerten Geschenk beeindrucken und Macht ausüben will, denkt er an sich, nicht an den anderen“, sagt Psychologe Krüger.

So viel schenken, bis das Auto zusammenbricht? Keine gute Idee.
So viel schenken, bis das Auto zusammenbricht? Keine gute Idee. | Bild: Sergey Peterman - stock.adobe.com

Eine Beziehung kann das ziemlich belasten. „Gefährlich wird das in Beziehungen, in denen der Wohlhabendere auf diese Weise seine Überlegenheit ausdrückt.“ In jedem Fall fühlt sich der Empfänger unter Stress gesetzt, weil er meint, sich irgendwie revanchieren zu müssen. Aber was will man zurück schenken, wenn zu Weihnachten ein neues Auto vor der eigenen Tür steht? Ein Flugzeug? Eine Reise zum Mond?

Beispiel 3: Vermeintlich lustige Geschenke

Sei es ein Kalender voller kackender Hunde, ein Penis-Kissen oder eine Bierbauch-Tasche zum Umschnallen: Ob solche Gaben witzig sind, ist zumindest fraglich. „Wenn der Empfänger darüber lacht, ist es in Ordnung“, sagt Krüger. Aber wird er beim Auspacken wirklich laut losprusten?

Nee, oder? Diesen Pullover, und noch dazu im Set mit den Socken, möchte wirklich nicht jeder haben.
Nee, oder? Diesen Pullover, und noch dazu im Set mit den Socken, möchte wirklich nicht jeder haben. | Bild: RTimages - stock.adobe.com

Um den Humor eines Menschen richtig einschätzen zu können, muss man ihn äußerst gut kennen. Daher sollte man von allzu gewagten Geschenken die Finger lassen. Die Bierbauch-Tasche findet Krüger „völlig daneben“. Jemand anderes würde sich vielleicht vor Lachen den Bauch halten.

Beispiel 4: Langweiliges

Für die neue Nachbarin mag eine Packung Pralinen oder ein Teelicht völlig in Ordnung sein. Wie soll man auch ein originelles und zugleich einfühlsames Geschenk finden, wenn man sich kaum kennt? Je persönlicher die Beziehungen aber sind, desto höher sind die Anforderungen an ein gelungenes Präsent.

Krawatten sind schon ziemlich einfallslos. Es sei denn, der Beschenkte ist großer Krawatten-Fan.
Krawatten sind schon ziemlich einfallslos. Es sei denn, der Beschenkte ist großer Krawatten-Fan. | Bild: wavebreak3 - stock.adobe.com

Bürokalender, Reisewecker oder Einkaufsgutschein werden eine Liebesbeziehung nicht unbedingt stärken. Empfindet der Empfänger die Gaben als lieblos, kann er sogar richtig verletzt sein. Noch schlimmer sind ewige Wiederholungen: Wenn jedes Jahr eine Krawatte oder ein Schlafanzug unterm Baum liegt, hat das allenfalls einen humoristischen Effekt.

Beispiel 5: Blöde Anspielungen

So verlockend groß das Angebot an hübsch dargebotenen Seifen, Cremes, Shampoos auch ist: Bei Körperpflegeprodukten ist größte Vorsicht geboten. Ein Kollege, der von seinem Team ein teures Bio-Mundwasser erhält, kann das rasch als Signal verstehen: „Tu endlich was gegen deinen Mundgeruch!“

Ein Topf edler Creme mag lieb gemeint sein. Aber Vorsicht, wenn es Anti-Falten-Creme ist.
Ein Topf edler Creme mag lieb gemeint sein. Aber Vorsicht, wenn es Anti-Falten-Creme ist. | Bild: White Bear Studio - stock.adobe.com

Nicht weniger gefährlich ist die Anti-Falten-Creme für die gute Freundin. Die Gefahr ist groß, dass folgende Botschaft bei ihr ankommt: „Du siehst schon ziemlich knittrig aus!“ Noch gewagter sind Gutscheine für Schönheitsoperationen. Ob jemand seine Nase begradigen lassen möchte, muss er oder sie selbst wissen – vom Partner möchte niemand dazu angeregt werden.

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Beispiel 6: Sich nicht an Absprachen halten

„Ich hab‘ noch was für dich.“ Dieser Satz klingt so nett und harmlos. Aber manchmal heißt er so viel wie ein schadenfrohes: „Ätsch!“ Hat man nämlich fest abgemacht, sich nichts zu schenken, ist es richtig fies, wenn einer doch mit einem Geschenk dasteht. Wer etwas annimmt, fühlt sich immer verpflichtet, es zu erwidern – in dem Fall geht es aber nicht, der Empfänger fühlt sich daher beschämt.

Jetzt hat sie doch was: Wenn Paare verabreden, sich nichts zu schenken, sollten sie sich auch daran halten.
Jetzt hat sie doch was: Wenn Paare verabreden, sich nichts zu schenken, sollten sie sich auch daran halten. | Bild: Sebastian Gauert - stock.adobe.com

Schlau ist es, für solche Fälle ein paar „Notgeschenke“ bereitzuhalten: Erwischt der andere dann ein paar kratzige Wollsocken oder einen schlechten Wein, hat er oder sie es auch nicht besser verdient.