Stefanie Eller

Früheste archäologische Funde in Deutschland zeigen, wie Menschen schon vor Jahrtausenden lebten. Auch in Baden-Württemberg finden sich Spuren, die tief in die Vergangenheit reichen und faszinierende Einblicke in die Lebensweise unserer Vorfahren ermöglichen. Die ältesten archäologischen Funde in Baden-Württemberg, wie der Unterkiefer von Mauer oder die Venus vom Hohle Fels, lassen die Lebenswelt unserer Vorfahren lebendig werden.

Der Unterkiefer von Mauer: Einer der ältesten archäologischen Funde in Baden-Württemberg

Zu den ältesten archäologischen Funden Baden-Württembergs gehört der Unterkiefer des Homo heidelbergensis, entdeckt 1907 in einer Sandgrube bei Mauer. Laut der Universität Heidelberg ist der 610.000 Jahre alte Fund eine Schlüsselentdeckung in der Menschheitsgeschichte. Neben dem Unterkiefer wurden Überreste von Tieren wie Elefanten, Nashörnern und Löwen aus der Warmzeit geborgen.

Der Fund ist auch heute noch relevant, da genetische Analysen des Homo neanderthalensis, eines Nachfahren des Homo heidelbergensis, Verbindungen zum Genom moderner Menschen aufzeigen. Im Museum des Heidelberger Instituts für Geowissenschaften sind eine Kopie des Unterkiefers und weitere Fossilien ausgestellt.

Einer der ältesten Funde in Baden-Württemberg: Die Gänsegeierflöte

Eines der ältesten bekannten Musikinstrumente der Welt wurde in der Höhle Hohle Fels in Baden-Württemberg entdeckt: die Gänsegeierflöte. Laut National Geographic stammt die Flöte aus der Zeit vor etwa 40.000 Jahren und wurde aus dem Knochen eines Gänsegeiers gefertigt. Sie misst 21,8 Zentimeter und besitzt fünf Grifflöcher, die es ermöglichten, verschiedene Tonhöhen zu erzeugen und komplexe Melodien zu spielen.

Die präzise Verarbeitung deutet darauf hin, dass Musik in der Steinzeit eine bedeutende kulturelle Rolle spielte. Neben dieser gut erhaltenen Flöte wurden am Hohle Fels auch Fragmente von Mammutelfenbeinflöten entdeckt. Auch wenn man die Flöte heute nicht mehr spielen kann, weiß man durch Nachbauten dennoch, wie sie damals klang.

Älteste Funde in Baden-Württemberg: Die Venus vom Hohle Fels

Ein weiterer bedeutender Fund aus Baden-Württemberg ist die Venus vom Hohle Fels, die älteste bekannte Frauenfigur der Menschheitsgeschichte. Laut dem Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren stammt die Statuette aus dem Jungpaläolithikum und wurde bei Schelklingen im Alb-Donau-Kreis entdeckt.

Die 40.000 Jahre alte Figur wurde aus Mammutelfenbein geschnitzt und ist im Laufe der Zeit in sechs Fragmente zerbrochen, die später fast vollständig rekonstruiert werden konnten. Auffällig ist die Öse im Halsbereich, die darauf hindeutet, dass die Figur vermutlich als Amulett oder Schmuckstück getragen wurde. Ihre Darstellung betont Weiblichkeit und Sexualität, jedoch losgelöst von einer individuellen Identität. Die genaue Bedeutung für die steinzeitlichen Menschen bleibt bis heute ein Rätsel.

Der Löwenmensch: Einer der ältesten Funde in Baden-Württemberg

Einer der ältesten archäologischen Funde aus Baden-Württemberg ist der Löwenmensch aus der Stadel-Höhle, eine Figur, die menschliche und tierische Merkmale kombiniert. Laut National Geographic wurde die etwa 40.000 Jahre alte Skulptur aus einem Mammutstoßzahn geschnitzt und zeigt den Kopf sowie die Pranken eines Höhlenlöwen auf einem aufrecht stehenden menschlichen Körper.Erste Fragmente wurden bereits 1939 entdeckt, blieben jedoch lange unbeachtet. Durch spätere Funde und Restaurierungen, zuletzt 2013, konnte die Figur auf eine Höhe von 31,1 Zentimetern rekonstruiert werden. Besonders auffällig sind die feinen Details, wie die Mundpartie, die fast wie ein Lächeln wirkt, und waagrechte Kerben am linken Oberarm, die möglicherweise Tätowierungen oder Schmucknarben darstellen. Die genaue Bedeutung des Löwenmenschen bleibt unklar. Er könnte ein Schamane, ein Gottwesen oder Teil eines frühen Glaubenssystems gewesen sein. 

Drexlerhöhle: Ein außergewöhnlich alter Fund in Baden-Württemberg

Im Brudertal im Kreis Konstanz wurde ein seit rund 16.000 Jahren verschütteter Eingang zur Drexlerhöhle wiederentdeckt. Laut Spektrum nutzten Archäologen 2023 geophysikalische Untersuchungen, um den ursprünglichen Zugang freizulegen. Bereits 1978 war ein kleiner Teil der Höhle bekannt geworden, als bei Bauarbeiten ein Loch in die Decke gesprengt wurde. Damals untersuchten Forscher einen etwa drei mal vier Meter großen Hohlraum, doch erst in den letzten Jahren rückte die Höhle wieder in den Fokus der Forschung.

Die jüngsten Grabungen brachten Überreste von Tierknochen und wenige Steingeräte ans Licht, die auf eine Nutzung der Höhle im Magdalénien, einer Epoche der späten Altsteinzeit, hindeuten. Zur gleichen Zeit durchzogen Rentierherden das Brudertal, was die Region für die damaligen Jäger und Sammler besonders bedeutend machte.

Älteste Funde in Baden-Württemberg: Die Pfahlbauten am Bodensee

Die Pfahlbauten zählen zu den ältesten archäologischen Funden am Bodensee und in Baden-Württemberg. Bereits vor rund 6000 Jahren begannen Menschen, in diesen Siedlungen an den Ufern des Bodensees zu leben. Die außergewöhnlich gut erhaltenen Überreste, darunter Holz, Textilien und Werkzeuge, verraten viel über die Bauweise, den Handel und den Alltag der damaligen Gesellschaften.

In einer dieser Bauten ist die älteste bekannte Wandmalerei nördlich der Alpen gefunden worden, die aus der Siedlung Ludwigshafen-Seehalde stammt. Die Fragmente, die sieben Frauenfiguren darstellen, wurden aus zahllosen Lehmbrocken sorgfältig rekonstruiert.

Weitere Einzelfunde wie eine Dolchklinge aus Plattenhornstein, eine Flöte aus Hagnau und eine Kupferscheibe aus Hornstaad zeigen, wie vielfältig die Hinterlassenschaften der damaligen Bewohner der Region sind.

Übrigens: Mehr über Rekorde erfahren Sie in unseren Artikeln zu dem größten Schlachtschiff aller Zeiten, der ältesten Familie der Welt und der ältesten Universität der Welt.