Die Wellen schlagen hoch, das Wetter schaut unfreundlich aus und der Wind peitscht ihr ins Gesicht. Doch das alles beeindruckt Greta offenbar wenig. Auf ihrem Twitter-Account postete die 16-Jährige am gestrigen Freitag ein Foto, auf dem sie mit ernster Miene ihr inzwischen weltberühmtes Protestschild „Skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik für das Klima) in die Kamera hält. Über dem Post stehen lediglich die aktuellen Koordinaten der Segeljacht „Malizia II“.

Auch an Tag zwei auf rauer See hat Greta Thunberg somit nicht den Blick auf ihre Mission verloren. Wie die Live-Ortung des Spezialbootes zeigte, hatte die Hochseejacht „Malizia“ auf dem Weg nach New York bis Freitagnachmittag rund 505 Seemeilen zurückgelegt (etwa 935 Kilometer). Thunberg war am Mittwoch vom südenglischen Plymouth aus zu ihrem angekündigten Transatlantik-Törn aufgebrochen. Sie vermeidet Flugreisen, weil dabei viele klimaschädliche Treibhausgase freigesetzt werden. Über den Atlantik reist die Aktivistin, um unter anderem am UN-Klimagipfel in New York im September sowie an der alljährlichen Weltklimakonferenz in Chile im Dezember teilzunehmen. Mit an Bord sind die Profisegler Boris Herrmann und Pierre Casiraghi sowie ihr Vater Svante und ein Filmemacher. Die Stimmung an Bord sei gut, sagte Andreas Kling, Hermanns Sprecher, nach der ersten Nacht auf See am Donnerstag. Greta sei am Abend früh ins Bett gegangen, seekrank sei sie nicht. Die Rennjacht werde New York in etwa zwei Wochen, am 28. oder 29. August erreichen.
Doch auch abseits des rauen Atlantik-Klimas, erlebt Greta Thunberg inzwischen stärkeren Gegenwind.

Fünf Flüge anstatt zwei
Wie die Tageszeitung „taz“ berichtet, ist der Segeltörn der Klima-Aktivistin jedoch weniger klimafreundlich, als es den Anschein macht. Denn nach der Ankunft in New York werde die Jacht von etwa fünf Seglern wieder zurück nach Europa gebracht. Diese müssten dafür zunächst in die USA fliegen. Auch Thunbergs Skipper werde die Rückreise aus den USA mit dem Flugzeug antreten. Der Segeltörn löse also sechs Flugreisen über den Atlantik aus – wären Thunberg und ihr Vater geflogen, wären es weniger gewesen. Der Emissionsrechner der Organisation Atmosfair berechne für einen Flug von New York nach Hamburg einen Ausstoß von rund 1800 Kilogramm Kohlendioxid.
Diese Rechnung sei den Seglern bekannt, sagte Kling. Es gehe aber nicht darum, mit der Aktion allein das Klima zu retten, sondern man wolle Aufmerksamkeit erregen. „Wir müssen einfach alle darüber nachdenken, ob wir einfach einmal weniger fliegen“, so Kling. Darum gehe es auch Thunberg. (dpa)
Wo befindet sich Greta auf der Segeljacht „Malizia II“ derzeit? Hier können Sie die Route der Fahrt über den Atlantik über einen GPS -Tracker live mitverfolgen!
Kein Selbstläufer
Die Medienpräsenz der 16-jährigen Klima-Aktivistin Greta Thunberg ist nach Ansicht des Forschers Volker Lilienthal kein Selbstläufer, sondern muss immer neu mit Aktionen befeuert werden. „Es wird etwas brauchen, dass die Journalisten auch immer wieder drauf springen“, erläuterte der Professor für Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg die gängigen Mechanismen. (dpa)