Alle Straftaten an deutschen Bahnhöfen können auch durch modernste Technik und noch mehr Sicherheitsbeamte nicht verhindert werden. Bahn und Bundespolizei tun trotzdem alles, um so viele wie möglich zu durchkreuzen.
- Sicherheitsabstand: Eigentlich ist die Bundespolizei dafür verantwortlich, Sicherheit an Bahnhöfen zu gewährleisten. Die Bahn muss jedoch dafür sorgen, dass sogenannte „bauliche Sicherheitsstandards“ eingehalten werden. Dafür stehen Bahn und Bundespolizei im engen Austausch miteinander, wie ein Bahnsprecher bestätigt. Besonders wichtig ist der Sicherheitsabstand. Er wird durch weiße Linien und schraffierte Bereiche auf dem Bahngleis gekennzeichnet. Bahnhöfe werden regelmäßig unter die Lupe genommen. Wenn dabei auffällt, dass der Sicherheitsabstand durch ständige Belastung beim Zu- und Ausstieg nicht mehr erkennbar ist, werden die Linien nachgezogen. Im Bodenseekreis steigen manche Bahnhöfe statt weißer Linien auf weiße Steine um, die aneinandergereiht werden. Welche Materialien für die Kennzeichnung der Sicherheitsabstände genutzt werden, darüber entscheidet das Bahnhofsmanagement. Davon gibt es fünf in Baden-Württemberg: Friedrichshafen, Freiburg, Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe.
- Durchsage: Wenn Schnellzüge an einem Bahnhof ohne Halt durchfahren, warnen automatisierte Durchsagen davor, sich nicht zu nah am Gleis aufzuhalten, weiß ein Sprecher der Bahn: „Ob und bei welchen Zügen die Durchsage kommt, können die Mitarbeiter vor Ort selbst entscheiden.“
- Barrieren: Ab einer Durchfahrtsgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde sind an den Bahngleisen in Bahnhöfen Barrieren angebracht. Das ist in der „Eisenbahn Bau- und Betriebsordnung“ festgeschrieben. Diese Barrieren sind bislang nur auf der Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg installiert. Ob diese Technik noch ausgeweitet wird, konnte der Bahnsprecher nicht mitteilen.
- Sicherheitskameras: Deutschlandweit überwachen über 6000 Videokameras etwa 900 Bahnhöfe. Wie viele Kameras in den 685 baden-württembergischen Bahnhöfen installiert sind und wie die Bundespolizei darüber hinaus für Sicherheit sorgt, ist unklar. Der Grund: Die Bundespolizei hat diese und weitere Fragen bis Redaktionsschluss nicht beantwortet. Wie ein Bahnsprecher bestätigt, stehen den Bundespolizisten und anderen Strafverfolgungsbehörden spätestens 48 Stunden nach einem Verbrechen die Videos zur Auswertung zur Verfügung. Bund und Bahn teilen sich die Kosten für die Sicherheitskameras gleichermaßen.
- Mehr Bundespolizisten: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) möchte mehr Sicherheitsmaßnahmen einführen und die Präsenz der Polizei an Bahnhöfen verstärken. Das erklärte er auf einer Pressekonferenz. Auch der SPD-Verkehrspolitiker Martin Burkert bemängelt eine unzureichende Aufsicht an den Bahnsteigen. Zudem fehle es an den Bahnhöfen generell an Bundespolizisten. Einen Umbau der Bahnhöfe halte er aber nicht für nötig, sagte Burkert. „Es würde erst mal reichen, wenn wieder Normalität durch Polizei und Aufsicht geschaffen würde.“
- Nur mit Ticket zum Gleis? Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, fordert, „über den Einbau technischer Sperren zu diskutieren, die den Zugang zu Gleisen erst ermöglichen, wenn der Zug bereits steht“. Solche Vorrichtungen gebe es etwa an bestimmten Gleisen in Londoner Bahnhöfen. Die Deutsche Bahn hält von diesen Vorrichtungen wenig. Die Forderungen, Bahnsteige nur noch für Ticketinhaber betretbar zu machen, seien nachvollziehbar. Dies würde aber Hunderte Millionen Euro kosten und zu Schlangen an den Bahnsteigen führen. Auch der Fahrgastverband „Pro Bahn“ kritisiert eine solche Forderung.